Kreis Esslingen Die Medius Kliniken schreiben schwarze Zahlen – noch

Die Verantwortlichen der Medius Kliniken: Jörg Sagasser, Heinz Eininger und Sebastian Krupp (von links). Foto: orst Rudel

Die Medius Kliniken des Landkreises Esslingen haben im Jahr 2023 ein Plus von fast 3,9 Millionen Euro erwirtschaftet. Doch die Verantwortlichen blicken mit großer Sorge in die Zukunft. Das sind die Gründe.

Die Medius Kliniken des Landkreises Esslingen haben 2023 ein Plus von fast 3,9 Millionen Euro erwirtschaftet. „Damit sind wir eine der ganz wenigen Kliniken im Land mit einem positiven Jahresergebnis“, hebt der Landrat und Aufsichtsratsvorsitzende der gemeinnützigen Gesellschaft, Heinz Einiger, hervor. In Zeiten, in denen viele Krankenhäuser bedingt durch die strukturelle Unterfinanzierung um ihre Existenz kämpfen, sei das ein gutes Signal. „Es bestätigt uns: Wir haben in den vergangenen Jahren die richtigen Weichen gestellt“, sagt Eininger. „Es zeigt auch, dass sich Qualität und Wirtschaftlichkeit nicht ausschließen.“ Das würden die Patienten honorieren, wie steigende Fallzahlen sowohl im stationären als auch ambulanten Bereich zeigen.

 

Noch 2012, blickt Eininger zurück, hätten die kreiseigenen Krankenhäuser 14 Millionen Euro Verlust gemacht. Mit einer Vielzahl von teils schmerzhaften Konsolidierungsmaßnahmen – darunter die Reduzierung von fünf auf drei Klinikstandorte – sei man wieder auf Kurs gekommen und habe regelmäßig Gewinne erzielt. „Auf diesem belastbaren Fundament können wir aufbauen“, betont Eininger und räumt zugleich ein: „Wir zehren allerdings von den Früchten unserer guten Arbeit in den vergangenen Jahren.“ Die Bilanz sei nämlich nur deshalb so gut, weil sich Sondereffekte auswirken – ohne diese würde das Defizit der Medius Kliniken bei 7,3 Millionen Euro liegen.

Finanzierung funktioniert nicht mehr

Positive Jahresabschlüsse zu erzielen, werde angesichts der Rahmenbedingungen immer schwieriger. Dessen ist sich auch der Geschäftsführer der Medius Kliniken, Sebastian Krupp, bewusst: „Wir stellen fest, dass die Finanzierung der laufenden Ausgaben wie Personal und Sachkosten nicht mehr funktioniert.“

Für die Anschaffung von medizinischen Geräten etwa erhalte man seit zwölf Jahren vom Land den gleichen Pauschalbetrag, dabei würden diese immer teurer. Mit den Krankenkassen führe man langwierige und zähe Verhandlungen über die Vergütung von Leistungen. „Wir müssen oft Geld vorschießen und warten ewig auf die Erstattung“, kritisiert Krupp. Und nicht zuletzt, fügt er weiter hinzu, seien im Mai dieses Jahres die Bundes- und Landeshilfen ausgelaufen, mit denen die extrem gestiegenen Energiekosten abgefedert wurden. Deshalb werde 2024 „ein wirtschaftlich herausforderndes Jahr werden“.

Mit Sorge blicken der Aufsichtsratsvorsitzende und die Klinikgeschäftsleitung auf die gesundheitspolitischen Entwicklungen auf Bundesebene und die damit verbundene finanzielle Not, die immer mehr Kliniken die Luft abschnürt. Kritisch verfolgen sie die aktuelle Debatte um die anstehende Krankenhausreform. Eine Bewertung des Gesetzentwurfs sei derzeit nicht möglich, sagt der Geschäftsführer Medizin, Jörg Sagasser. Das ganze Prozedere sei genauso sperrig wie der Name „Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz“ . Zwar würden in dem Papier „erstmals Qualitätskriterien für alle Leistungsgruppen vorgegeben, allerdings liegen einige gesetzliche Festlegungen zu relevanten Kriterien noch nicht vor.“ So mache man das, was man in der Vergangenheit schon erfolgreich praktiziert habe: „Gemeinsam mit unseren Chefärzten arbeiten wir daran, Potenziale zu identifizieren, damit wir auch künftig unsere Patienten unserem Anspruch entsprechend behandeln können.“

„Wir verstecken uns nicht“

Auch landespolitische Vorgänge beschäftigten die beiden Geschäftsführer der Medius Kliniken. Hier ist die Regierung gerade dabei, den rechtlichen Rahmen zur Krankenhausplanung und damit die Zuteilung von Versorgungsaufträgen neu zu regeln. Die Änderungen werden ihrer Einschätzung nach vermutlich Auswirkungen auf die drei Kreiskrankenhäuser haben. Dem Prozess, betont Aufsichtsratschef Eininger, stehe man offen gegenüber und werde ihn gern mitgestalten. „Wir verstecken uns nicht“, ergänzt Krupp. „Wir gehen nach vorn.“

Über die Medius Kliniken

Verbund
Die Medius Kliniken sind ein Krankenhausverbund mit mehr als 3600 Mitarbeitenden an den drei Standorten Kirchheim/Teck, Nürtingen und Ostfildern-Ruit. Sie verfügen zusammen über mehr als 1000 Betten. Mit 31 medizinischen Fachkliniken und 22 Zentren bietet der Verbund ein breites Behandlungsspektrum. Jährlich werden in den drei Häusern mehr als 50 000 Patienten stationär und 170 000 Patienten ambulant behandelt.

Investitionen
Bis zu 300 Millionen Euro werden die Medius Kliniken in den nächsten Jahren an ihren drei Klinikstandorten in die bauliche Infrastruktur investieren: In Kirchheim wird der Brandschutz ertüchtigt, in Nürtingen entsteht eine neue Zentrale Notaufnahme, die in diesem Juli eingeweiht wird, und in Ruit wird in einem ersten Bauabschnitt derzeit ein neues Bettenhaus errichtet.

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