Die jüngste Tarifreform des VVS hat dem Nahverkehr einen Schub gegeben. Noch nie sind im Kreis Esslingen so viele Personen mit Bussen und Bahnen befördert worden.

Esslingen - In der Region Stuttgart sind noch nie so viele Menschen mit Bussen und Bahnen gefahren, wie seit der Tarifreform im April dieses Jahres. Das gilt auch für den Landkreis Esslingen. Jeden Tag werden zwischen Neckar, Schwäbischer Alb, Filderebene und Schurwaldhöhe mehr als 228 000 Personen mit den „Öffentlichen“ befördert.

 

Der Esslinger Landrat Heinz Eininger (CDU) hat die Steigerung – im Gelegenheits- und Berufsverkehr sind es im Vergleich zum April rund 4,8 Prozent – im Rahmen des Sommergesprächs zum öffentlichen Personennahverkehr im Esslinger Landratsamt am Donnerstag als großen Erfolg verbucht. „Das freut mich umso mehr, als dass der Esslinger Kreistag und die Landkreisverwaltung innerhalb des Verkehrsverbundes Stuttgart die treibende Kraft hinter der Tarifzonen-Reform waren“, sagte der Esslinger Kreischef.

Landkreis zahlt pro Jahr 74 Millionen Euro für Busse und Bahnen

Neben der Vereinfachung – im Landkreis Esslingen ist die Zahl der Tarifzonen von zuvor 15 auf jetzt vier reduziert worden – sind für die meisten Verbindungen auch die Fahrkarten günstiger geworden. Als Kompensation trägt der Landkreis Esslingen zusätzlich 3,7 Millionen Euro des Abmangels. Weil das Land seinen Anteil an der Finanzierung der Tarifreform sukzessive zurückfährt, wird der Landkreis-Obolus bis zum Jahr 2025 auf 6,5 Millionen Euro steigen.

„Wir zahlen aus der Kreiskasse inzwischen jährlich 74 Millionen Euro an laufenden Kosten für den öffentlichen Nahverkehr. Da sind die Kosten für investive Maßnahmen noch nicht einmal dabei“, so der Landrat. Und die kennen derzeit nur eine Richtung – nach oben. So ist der Preis für die vier S-Bahn-Kilometer zwischen Filderstadt-Bernhausen und Neuhausen auf inzwischen 209 Millionen Euro gestiegen. Der Landkreis Esslingen ist mit anteiligen Kosten von bis zu 13,3 Millionen Euro an dieser Verlängerung der S 2, die einer bestehenden Trasse folgt, beteiligt.

Plädoyer für Stuttgart 21

Der erste Spatenstich ist im Jahr 2022 geplant, die Inbetriebnahme im Jahr 2026. Schneller geht es beim Ausbau der Leinfelden-Echterdinger Stadtbahnlinie vom Stuttgarter Gewerbegebiet Fasanenhof-Ost zum Flughafen und zur Messe. Der 3,2 Kilometer lange Schienenstrang soll im Jahr 2022 schon in Betrieb gehen. Bis dahin wird der Landkreis rund 12,9 Millionen Euro der Gesamtsumme von 127,7 Millionen Euro gezahlt haben.

Nahezu ein Schnäppchen ist die Verlängerung der U 5 vom Leinfelder Bahnhof über die stillgelegte Straßenbahntrasse zur Haltestelle Neuer Markt. Auch hier sollen im Jahr 2022 die ersten Bahnen fahren – bei Gesamtkosten in Höhe von 11,9 Millionen Euro und einem Landkreis-Anteil in Höhe von 1,7 Millionen Euro.

„Die Kostensteigerungen sind nahezu ausschließlich auf die Preissteigerungen zurückzuführen“, sagt Eininger, der zu dem Ausbau des ÖPNV-Angebots auf den Fildern angesichts des zunehmenden Verkehrsdrucks keine Alternative sieht. Eine zwingende Voraussetzung für die Verkehrsentlastung des Filderraums sei der Bau von Stuttgart 21. „Ohne Stuttgart 21 und den Filderbahnhof kann die Rechnung mit dem Kosten-Nutzen-Faktor, der allen Ausbauplänen zugrunde liegt, nicht aufgehen“, sagt er. Auch über eine Weiterführung einer Schienenverbindung von den Fildern ins Neckartal müsste man dann nicht mehr diskutieren.