Zurzeit sind 13 Beschäftigte des Polizeipräsidiums Reutlingen an dem Virus erkrankt. In manchen Bereichen sind die Einsatzzahlen aufgrund der Kontaktbeschränkungen rückläufig. Das gleichen die zusätzlichen Kontrollen aber aus.

Kreis Esslingen - Die Polizei wird in der Corona-Krise vor völlig neue Herausforderungen gestellt. Die Beamten müssen die Verordnung der Landesregierung kontrollieren und durchsetzen, sich dabei selbst vor Ansteckung schützen und die gewohnte Arbeit unter erschwerten Bedingungen weiterhin bewältigen. Was hat sich im Arbeitsalltag der Polizei entscheidend geändert? Wie reagieren die Beamtinnen und Beamten darauf? Diese Fragen beantwortet Andrea Kopp, eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Reutlingen, das für die Sicherheit in den Landkreisen Esslingen, Reutlingen, Tübingen und Zollernalb zuständig ist.

 

Wie schützen sich die Polizistinnen und Polizisten bei Festnahmen und Kontrollen vor einer Infizierung mit dem Virus?

Laut Andrea Kopp wurde und wird die Belegschaft regelmäßig über die notwendigen Infektionsschutzmaßnahmen informiert – unter anderem durch den ständig aktualisierten Newsticker im Intranet des Reutlinger Präsidiums. Beim Kontakt mit Bürgern werde auf die Einhaltung der Hygienebestimmungen und den ausreichenden Abstand geachtet. Ist ein körperlicher Kontakt unerlässlich, etwa bei Festnahmen, Durchsuchungen oder bei unmittelbarem Zwang, stehe den „Kollegen, die draußen im Einsatz sind, die entsprechende Schutzausstattung zur Verfügung“.

Werden ansonsten im Dienstablauf die Kontakte der Kollegen untereinander oder mit Bürgern reduziert?

Wie in vielen anderen Unternehmen auch würden unnötige persönliche Kontakte weitgehend reduziert, beispielsweise durch Telefonkonferenzen oder die Nutzung großer Besprechungsräume, in denen ein größtmöglicher Sicherheitsabstand gewährleistet sei. Zudem habe das Präsidium über die Medien und soziale Internetplattformen die Bevölkerung darüber informiert, wie zurzeit Anzeigen erstattet werden können, ohne die Reviere und Posten persönlich aufsuchen zu müssen. Weiter gebe es in bestimmten Aufgabengebieten auch die Möglichkeit, dass Beamten im Homeoffice arbeiteten.

Sind bereits Kolleginnen und Kollegen an Corona erkrankt? Wie reagiert die Polizei darauf?

Andrea Kopp zufolge sind zurzeit 13 Beamtinnen und Beamten an Corona erkrankt. Knapp 160 im Zuständigkeitsbereich des Reutlinger Polizeipräsidiums beschäftigte Personen seien aktuell im Zusammenhang mit Corona aus den unterschiedlichsten Gründen freigestellt oder befänden sich in Quarantäne. Intern seien in der Behörde aber schon im Vorfeld organisatorische Maßnahmen ergriffen und Pläne entworfen worden, um Erkrankungen und Quarantänefälle auch mehrerer Kolleginnen und Kollegen personell ausgleichen zu können.

Wie wirkt sich die von der Landesregierung verordnete Kontaktbeschränkung auf die tägliche Arbeit der Polizei aus?

Durch die coronabedingten Kontaktbeschränkungen habe sich das Aufkommen an Einsätzen in manchen Bereichen sogar reduziert. Weniger Verkehr bedeute auch weniger Verkehrsunfälle. Durch die Geschäftsschließungen sei natürlich auch die Zahl der Ladendiebstähle rückläufig. Auch verzeichneten die Kollegen weniger Aggressionsdelikte wie Streitigkeiten, Schlägereien und Sexualstraftaten im öffentlichen Raum, „weil einfach weniger Leute unterwegs sind“, sagt Andrea Kopp. Die Frage, ob mit Kontaktsperren und Homeoffice die Fallzahlen von häuslicher Gewalt und Streitereien in den eigenen vier Wänden steigen, „können wir jetzt noch nicht sagen“. Dafür dauerten die angeordneten Maßnahmen noch nicht lange genug. Es lägen aber bereits Hinweise vor, dass entsprechende Beratungsstellen im Land häufiger frequentiert würden. Die Polizei rechne „schon damit, dass mit der Zeit hier mehr Konflikte entstehen und auch unser Einschreiten mehr gefragt sein könnte“, erklärt Andrea Kopp.

Inwiefern bindet die Kontrolle der Einhaltung der Verordnung Kräfte?

Zunächst hatte sich abgezeichnet, dass die Kontaktbeschränkung eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung erfährt. Doch am Wochenende registrierte die Polizei in den vier Landkreisen 329 Ordnungswidrigkeiten in diesem Bereich. Entsprechend hoch sei der Aufwand in diesem Bereich. Insgesamt seien die Einsatzzahlen zwar leicht rückläufig, aber „an einzelnen Tagen bewegen wir uns durchaus auch auf dem normalen, ursprünglichen Niveau“.

Fallen durch die zusätzlichen Kontrollen Überstunden an?

Derzeit könnten diese Aufgaben im Rahmen des täglichen Dienstes bewältigt werden. Allerdings sei die Polizeipräsenz im öffentlichen Raum erhöht worden. Bis auf weiteres werde das Reutlinger Präsidium diesbezüglich von Kräften des Polizeipräsidiums Einsatz unterstützt.