Viele Gelben Säcke waren in letzter Zeit liegen geblieben, weil sie falsch befüllt waren. Doch der Göppinger Abfallwirtschaftsbetrieb sieht die Aufklärung der Bürger über den richtigen Umgang auf einem guten Weg. Die Beanstandungen und Beschwerden gehen zurück.

Ordentlich Ärger und Verwirrung gibt es um die Gelben Säcke, seit ein neuer Abholer im Kreis unterwegs ist. Nirgends gebe es so viel Hausmüll im Gelben Sack wie hier, hieß es vor gut einem Monat. Da hat der Beauftragte vom Dualen System im Kreistag Klartext geredet: Die Gelben Säcke im Kreis hätten zu viel Gewicht, das liege an einer falschen Befüllung. Die Kreisbewohner stopften übers Jahr pro Kopf ungefähr 16 Kilogramm Müll rein. Oder anderes, das auch nicht reingehört, wie schwere Teile aus Hartkunststoff, Wäschekörbe, Plastikspielzeug und dergleichen. Und das lasse der neue Abholer eben nicht mehr durchgehen. So komme es, dass viele Gelbe Säcke nicht mitgenommen werden.​

 

Jetzt kann Julian Kuhn, Chef des Abfallwirtschaftsbetriebs im Landkreis, Erfreuliches berichten. Die Liste der Beanstandungen wird kleiner. Sein Amt ist zwar nicht zuständig, hat sich aber eingeschaltet und ist nun im ständigen Austausch mit der Firma Gebrüder Braig aus Ehingen, die die Gelben Säcke seit dem Jahreswechsel abholt. Von Braig bekommt der AWB täglich Listen von den Säcken, die nicht mitgenommen werden, sagt Kuhn. Und die seien deutlich zurückgegangen.

In Geislingen war der größte Aufschrei

​Das Abfallwirtschaftsamt kann auch erzählen von Beschwerden über nicht mitgenommene Gelbe Säcke. Am Anfang seien das sehr viele gewesen. Auch das sei deutlich besser geworden. Auch in Geislingen, wo anfangs der größte Aufschrei über nicht mitgenommene Säcke kam: Dort hatte die Stadt, wie zu lesen war, gleich zehn Lkw-Fuhren mit gelben Säcken notgedrungen entsorgt, die nicht mitgenommen wurden, weil falsch befüllt.​

Kuhn nennt gleich mehrere Gründe für die gewisse Entwarnung. Aufklärung habe stattgefunden, und sie habe gewirkt. Sage und schreibe tausende Bürger habe der AWB am Telefon gehabt. Die hätten sich beschwert oder waren irritiert, und da seien fruchtbare Gespräche geführt worden. In der Regel, so Kuhn, habe man die Bürger besänftigen und herausfinden können, woran es lag, dass ihre Säcke nicht mitgenommen werden. Wenn es zum Gespräch komme und nicht bei der Wut bleibe, gebe es ein Aha-Erlebnis. „Es ist ja manchmal nicht so einfach“, so der AWB-Amtsleiter, „was alles in den Gelben Sack reingehört und was nicht. Im Gespräch kann man viel klären.“

​Aber das sei es nicht allein gewesen. Es habe regelrecht Verhandlungen zwischen dem Entsorgungsunternehmen, dem Auftraggeber vom Dualen System und dem AWB gegeben. Denn Braig habe schon einen sehr harten Kurs gefahren, als er im Landkreis angefangen habe. Er habe nichts durchgehen lassen, sei „sehr päp“ gewesen. Man habe miteinander gesprochen und „einen guten Kompromiss gefunden“, berichtet Julian Kuhn.​

Wie sich die Zusammenarbeit noch auswirkt: Ein Expertenteam der genannten Institutionen ergänze die Aufklärungsarbeit und prüfe die Befüllung der Gelben Säcke. Das teilt das Entsorgungsunternehmen Zentek mit, das für das Duale System im Landkreis zuständig ist. Das Expertenteam sei schon seit Wochen unterwegs, es prüfe stichprobenartig die Befüllung und informiere über die richtige Mülltrennung. Gezeigt habe sich: Falsches Befüllen gebe es sowohl bei Großwohnanlagen als auch bei Einfamilienhaussiedlungen. Zentek schreibt übrigens, dass im Bundesdurchschnitt 30 Kilo pro Jahr und Kopf in Gelbe Säcke gepackt werde, also deutlich mehr als bisher gesagt wurde. Der Landkreis läge dann mit 36 Kilo auch noch deutlich drüber, aber nicht mehr horrend.

​In die Öffentlichkeit geht der AWB von Haus aus und hat das angesichts der Beschwerde-Krise gesteigert. „Wir waren mit unserer Abfallberatung auf allerlei Wochenmärkten im Einsatz, wir arbeiten mit Wurfsendungen, Zeitungsartikeln, in den sozialen Medien.“ Dem schreibt der AWB-Chef auch eine gute Wirkung zu.

Auch auf höherer Ebene will sich der AWB einklinken. Es gab vergangenes Jahr die bundesweite Aktion „Mülltrennung wirkt“, auch im Landkreis hielt sie Einzug. Da kam ein Maskottchen in die Städte und Gemeinden beispielsweise nach Schlat, wo man auch schon erfuhr: Aha, der Wäschekorb gehört nicht in den Gelben Sack. Das kommt vom Dualen System und wird von ihm finanziert. Der AWB bemühe sich da um eine Fortsetzung, sagt Kuhn.

Ob wieder mit Maskottchen oder in einer anderen Form, das müsse sich zeigen. Sein Fazit: „Es ist schon deutlich besser geworden. Wenn‘s noch mal besser wird, ist es gut.“​

Es gibt wieder Gelbe Säcke

Zahlen
 Die neue Entsorgungsfirma Gebrüder Braig hat im Kreis bisher 4,2 Millionen Gelbe Säcke ausgegeben. So hört es der AWB-Chef Julian Kuhn von Braig. Kuhn nennt das eine beachtliche Zahl für den Kreis mit etwa 120 000 Haushalten. Kuhn versichert: „Es wird sicherlich kein Mangel bei den Ausgabestellen entstehen.“​Allerdings bleibe es dabei, dass die Ausgabe weiterhin von den Mitarbeitern überwacht werde. Davon verspreche man sich, dass der Missbrauch der Säcke für allerlei anderes eingedämmt werde.

Ausgabestellen
Bürger erhalten die Säcke in Rathäusern, bei Wertstoffzentren in Göppingen und Geislingen, bei Wertstoffhöfen und der AWB direkt.​