Im Januar haben vier sogenannten Service-Clubs aus dem Kreis Göppingen das Bündnis dienst-bar gegründet. Für die Umsetzung eines kostenlosen WLAN-Zugangs für Flüchtlinge wurde nun auch noch die Freifunker ins Boot geholt.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Kreis Göppingen - Jetzt ist es vollbracht: In einem Pilotprojekt werden sechs Gemeinschaftsunterkünfte für Flüchtlinge im Kreis Göppingen mit einem kostenlosen und rechtssicheren WLAN-Zugang ausgestattet. „Das war eine spannende Geschichte, an der sich mal wieder gezeigt hat, wie mühsam es sein kann, an den Stellen zu helfen, an denen Hilfe notwendig ist“, sagt Michael Wirkner, der Öffentlichkeitsreferent des Rotary Clubs Göppingen-Stauferland.

 

In der Tat sind von der ersten Idee bis zur endgültigen Umsetzung neun Monate vergangen, was allerdings nicht am zögerlichen Handeln der Beteiligten lag, sondern vielmehr an den rechtlichen, an den technischen und an den finanziellen Hürden. Alexander Gaugler, der Präsident der Rotarier Göppingen-Stauferland, hatte die Initiative nach einem Besuch der Runden Tisch Asyl angeschoben – und damit im Landratsamt offene Türen eingerannt. Auch bei seinen Kollegen aus den anderen sogenannten Service-Clubs im Stauferkreis, den Rotary Clubs Geislingen-Laichingen und Göppingen sowie dem Göppinger Lions Club stieß er auf Zustimmung.

Die vier Organisationen hatten zu Beginn des Jahres ohnehin vereinbart, im speziellen Fall der Flüchtlingshilfe gemeinsame Sache zu machen und unter der Bezeichnung dienst-bar miteinander statt nebeneinander her zu handeln. Für die Realisierung des WLAN-Projekts wurde zudem die erst vor wenigen Monaten gegründete Ortsgruppe des Vereins Freifunk Stuttgart (siehe Text unten) ins Boot geholt.

Wolff: Service-Clubs haben positiven Druck aufgebaut

Sechs Sammelunterkünfte in Göppingen, Geislingen, Ebersbach und Uhingen, in denen mehr als 1000 Asylbewerber leben, sind nun mit freien WLAN-Anschlüssen ausgestattet. „Und das ist mitnichten ein unnötiger Luxus, sondern die Basis aller Kommunikation, etwa mit der Familie in der Heimat, aber eben auch ein wichtiger Bestandteil auf dem Weg zur Integration in Deutschland“, betont Marlis Prinzing, die Präsidentin der Göppinger Rotarier.

Landrat Edgar Wolff unterstreicht, „dass wir diese dringend erforderliche Einrichtung sicher noch nicht hätten, wenn die Service-Clubs nicht diesen positiven Druck aufgebaut und sich die Freifunker derart engagiert hätten“. Dabei gehe es nicht nur um die finanzielle Hilfe von gut 7000 Euro für die Anschaffung und die Einrichtung der Hardware sowie für das erste Betriebsjahr an den Pilotstandorten, sondern auch um den Einsatz von Personal und Know-how, erklärt Wolff. „Zudem ermöglicht es der lobenswerte Einsatz dem Landkreis, ein Dutzend weiterer Gemeinschaftsunterkünfte mit mehr als 40 Plätzen ebenfalls mit einem kostenlosen WLAN-Zugang auszustatten“, fügt der Landrat hinzu. Sei diese Phase abgeschlossen, seien etwa zwei Drittel der rund 2500 Flüchtlinge im Kreis entsprechend versorgt.

An manchen Standorten braucht es Improvisationstalent

Frank Steiner von den Göppinger Freifunkern macht die Schwierigkeiten deutlich, die es beim Installieren freier Netzwerke gibt: „Da müssen an manchen Standorten, wo es keine tauglichen Leitungen gibt, große Distanzen per Funk überbrückt werden. Zudem sind für jedes Gebäude individuelle Lösungen gefragt.“ Genau das mache für ihn als Technik-Freak aber den Reiz aus“, ergänzt er. Und auch was die in Deutschland komplizierte rechtliche Seite angeht, haben die Freifunker eine legale Lösung gefunden. So werden die „Leitungen“ kurzerhand ins Ausland „getunnelt“, um den Landkreis als formalen Anbieter der Netze aus der Haftung zu nehmen.

Alexander Gaugler ist mit dem bisher Erreichten denn auch zufrieden: „Es war ein steiniger Weg, der aber letztlich zu diesem schönen Zwischenziel geführt hat.“ Nun stünden allerdings noch einige andere dienst-bar-Projekte an, sagt der Rotarier-Präsident und blickt damit in eine nicht minder arbeitsreiche Zukunft.

Kostenloser, freier und sicherer Datenverkehr als Ziel

Im Jahr 2003 ist die Initiative Freifunk in Berlin erstmals in Erscheinung getreten. Die Zielsetzung des Vereins ist es, möglichst viele offene Funknetzwerke einzurichten, die einen freien und kostenlosen, aber auch sicheren Datenverkehr ermöglichen. In Stuttgart sind die Freifunker seit 2006 aktiv und engagieren sich ehrenamtlich, um speziell soziale und gemeinnützige Einrichtungen dabei zu unterstützen, offene WLAN-Netze aufzubauen.

Angedockt an den Verein Freifunk Stuttgart hat sich im März dieses Jahres die Freifunk-Ortsgruppe Göppingen gegründet. Diese zählt bislang zehn Netzwerker sowie Technikfreaks als Mitglieder und hat bereits ein Dutzend WLAN-Zugangspunkte im Landkreis eingerichtet. Im Internet sind die Göppinger Freifunker unter der Adresse www.ffgp.de zu finden.