Lagert schwach radioaktiver Müll auf den Kreisdeponien. Ein Zeitungsbericht legt dies nahe. Schwieberdingen und die Grünen im Kreis verlangen Aufklärung, die Abfallverwertungsgesellschaft bleibt bislang eine Antwort schuldig.

Kreis Ludwigsburg - Vor zwei Wochen meldete die Abfallverwertung des Landkreises (AVL), dass Bauschutt des stillgelegten Atomkraftwerks Neckarwestheim von 2017 an in den Mülldeponien am Schwieberdinger Froschgraben und auf dem Vaihinger Burghof eingelagert werden soll. Das Geschäft zwischen dem Kraftwerksbetreiber EnBW und der AVL werde begleitet von umfangreichen Transparenz-Maßnahmen und einer lückenlosen Kontrolle der Lieferungen, hieß es. Nun hat das Thema unerwartet an Schärfe gewonnen, denn offenbar werden die Bauschutt-Lieferungen 2017 nicht die ersten und einzigen sein, die von Atomanlagen stammen.

 

Ein Bericht der lokalen Presse vom vergangenen Donnerstag legt nahe, dass es bereits seit dem Jahr 2008 Lieferungen an die Deponien Froschgraben und Burghof gegeben habe, die von dem Rückbau der Wiederaufbereitungsanlage bei Karlsruhe stammen, einer 1990 stillgelegten Anlage. 50 Tonnen im Jahr sollen es laut dem Bericht gewesen sein, das Geschäft soll lukrativ für die AVL gewesen sein, da es im Landkreis Karlsruhe keine Kapazitäten für die Lagerung gegeben habe. Bis heute wüssten allerdings nur wenige von dem Deal. Außerdem sei nicht klar, wie belastet das Material aus Karlsruhe wirklich ist, denn es sei nur stichprobenartig inspiziert worden.

Zehn Mikrosievert im Jahr sind der Grenzwert

Gefahr für die Bevölkerung habe aber nie bestanden, wird die AVL in dem Bericht zitiert. Bei dem Bauschutt handele es sich um freigemessenes Material, sprich: Messungen haben ergeben, dass der Bauschutt den Grenzwert von zehn Mikrosievert pro Jahr unterschreitet. Gemäß der Strahlenschutzverordnung gilt solches Material dann nicht mehr als schwach radioaktiv. Zum Vergleich: nach Angaben des Bundesamts für Strahlenschutz beträgt die durchschnittliche natürliche Strahlendosis 2000 Mikrosievert im Jahr.

Prompt, nämlich am Samstag, äußerte sich die Fraktion der Grünen im Kreistag zu dem Bericht: sie seien „empört“ über die Erkenntnisse, dass schwach radioaktives Material auf den Kreisdeponien angenommen werde. Trotz wiederholter Nachfragen seien Vertreter der Fraktion im AVL-Aufsichtsrat und im Ausschuss für Umwelt und Technik nicht darüber informiert worden. Diese „offenkundig geheimen Geschäfte“ der AVL habe die Fraktion kalt erwischt. „Wo bleibt die viel beschworene Transparenz über die Geschäfte – auch über Altgeschäfte – der AVL gegenüber Öffentlichkeit und Aufsichtsrat“, fragt der Fraktionsvorsitzende Peter-Michael Valet und fordert „schonungslose Aufklärung“.

Eine Stellungnahme der AVL ist in Arbeit

In dasselbe Horn stößt Karl-Heinz Weiß, der Hauptamtsleiter in Schwieberdingen. Die Stadt war schon nicht erfreut gewesen über die Nachricht, dass Bauschutt aus Neckarwestheim in der Deponie eingelagert werden soll, die nach ihrer Schließung im Jahr 2025 zum Teil von Bürgern genutzt werden soll. Der Bürgermeister Nico Lauxmann habe die AVL am Freitag zu einer Stellungnahme aufgefordert. „Darin haben wir auch nach den Gründen für diese Kommunikationspolitik gefragt“, drückt sich Weiß diplomatisch aus.

Bei der AVL möchte man sich auch am Montag nicht zu dem Bericht äußern. Eine Stellungnahme sei in Arbeit, sagt der AVL-Geschäftsführer Utz Remlinger. „Da muss einiges klar gestellt werden.“