Die Kreisräte haben entschieden: Im Kreis Ludwigsburg darf bald wieder das alte Vaihinger Autokennzeichen VAI benutzt werden. Jetzt muss noch der Bund zustimmen – ein Veto gilt jedoch als unwahrscheinlich.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Der Ludwigsburger Kreistagsausschuss für Umwelt und Technik hat sich am Freitag mit großer Mehrheit für die Wiedereinführung des Autokennzeichens VAI ausgesprochen. Damit gilt als sicher, dass vermutlich schon kurz nach den Sommerferien die ersten Autos mit dem neuen, alten Nummernschild auf den Straßen auftauchen werden. Der Kreis muss die Änderung jetzt beim Land und beim Bund beantragen, und ein Veto gilt als ausgeschlossen, weil vergleichbare Anträge zuletzt in Berlin ausnahmslos zügig durchgewinkt wurden.

 

Im Zuge der Kreisreform waren 1973 zahlreiche Landkreise aufgelöst worden, zwangsläufig verschwanden damit die dazugehörigen Kennzeichen. Nach einer Neuregelung der Zulassungsverordnung im Jahr 2012 dürfen die ehemaligen Buchstabenkombinationen nun wieder ausgegeben werden. Seither wurden in Baden-Württemberg 12 von 30 Altkennzeichen reaktiviert, bundesweit 280 von 380, und jetzt kehrt auch VAI zurück. „Auf kein Thema bin ich zuletzt häufiger angesprochen worden“, sagte der Vaihinger OB Gerd Maisch nach der Abstimmung. Für viele gehe ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung.

Der Landrat ist skeptisch und fürchtet das Chaos

Nicht für Rainer Haas, der die Reform skeptisch sieht. Dennoch hob der Landrat das Thema, nachdem sich der Kreistag 2012 noch klar gegen die Reaktivierung des Kennzeichens ausgesprochen hatte, jetzt erneut auf die Tagesordnung.

Denn die Situation hat sich geändert. Damals forderte der Kreistag, ein Auto müsse eindeutig einem Landkreis zuzuordnen sein, was bei einer Reaktivierung von Altkennzeichen nicht mehr gegeben sei. Dieses Argument hat an Kraft verloren, weil der Bund Mitte 2013 beschlossen hat, das Autofahrer von 2015 an nach einem Umzug alte Kennzeichen weiter benutzen dürfen. Künftig können also ehemalige Berliner, Bonner oder Esslinger ihr Auto in Ludwigsburg registrieren und weiter mit B, BN oder ES herumkurven. Die eindeutige Zuordnung? Ist spätestens dann passé.

Vor diesem Hintergrund und weil in Vaihingen massiv für die Reaktivierung geworben wird, schlug die Verwaltung nun vor, das alte Kennzeichen trotz aller Bedenken zuzulassen. „Wenn Sie heute Ja sagen, werden wir den Antrag stellen“, sagte Haas.

Das alte Autokennzeichen soll „ein Stück Heimat“ sein

Und die Kreisräte sagten Ja, Gegenstimmen gab es nicht, nur einzelne Enthaltungen wie von Peter-Michael Valet. „Für uns ist das ein Nicht-Thema“, sagte der Grünen-Kreisrat. Auch Vertreter anderer Fraktionen fragten, ob es nicht Wichtigeres zu besprechen gebe als Buchstaben auf Nummernschildern, aber bei der Mehrheit setzte sich zuletzt eine andere Sichtweise durch. „Mit dem alten Kennzeichen verbinden viele Menschen ein Stück Heimat und Identität“, sagte der FDP-Kreisrat Volker Godel. Gerd Maisch, der Vaihinger OB, ist überzeugt, dass viele Vaihinger nun so schnell wie möglich VAI-Kennzeichen bestellen werden. Auch in anderen Städten und Gemeinden des Altkreises sei die Sehnsucht nach VAI groß.

Nicht jeder wird diese Sehnsucht stillen können. Zwar dürfen sich bald alle Einwohner aller Kommunen im Kreis Ludwigsburg VAI aufs Nummernschild pressen lassen, wenn sie es denn wollen. Aber dies gilt beispielsweise nicht für Bürger in Illingen oder Mühlacker, obwohl diese einst im Landkreis Vaihingen wohnten. Entscheidend ist: sie gehören heute nicht mehr zum Kreis Ludwigsburg, und nur dort darf VAI künftig parallel zu LB genutzt werden.

Haas runzelte im Ausschuss gleich mehrfach die Stirn. Er hoffe, dass die Ausgabe von Nummernschildern nicht noch stärker liberalisiert werde, sagte er. „Sonst fahren bald Ditzinger mit DIT durch die Gegend und Ingersheimer mit ING – und das Chaos wäre endgültig perfekt.“