Bei Starkregen kann es schnell und unerwartet zu Überschwemmungen kommen. Der Ludwigsburger Feuerwehrkommandant Jochen Reuschle gibt Tipps für Betroffene.

Es regnet und regnet und hört nicht auf, und von einer Minute zur nächsten steht der Keller unter Wasser. So erging es am Wochenende erneut zahlreichen Menschen im Kreis Ludwigsburg – deren Häuser und Wohnungen mit Wasser voll liefen.

 

Aufgrund des Klimawandels kommt es immer häufiger zu lokalen Starkregenereignissen. Und die sind sehr tückisch, weil sich Überflutungen durch Starkregen, anders als Flusshochwasser, kaum vorhersehen lassen. Was also tun, wenn sich plötzlich das Wasser im eigenen Keller sammelt? Jochen Reuschle, Feuerwehrkommandant der Stadt Ludwigsburg, gibt Tipps.

Wie kann man sich vorbereiten?

Überschwemmungen durch Starkregen kommen nicht nur unvermittelt, sie sind auch nicht begrenzt auf typische Hochwasserbereiche wie Flussufer. Die Betroffenen werden davon meist überrascht. Der Kommandant nennt daher einige wichtige Vorkehrungen, wenn das eigene Zuhause plötzlich von extremen Niederschlägen betroffen ist.

Als Erstes natürlich: Überprüfen, ob alle Fenster geschlossen sind, ganz besonders im Keller. Aber auch: Den Strom im Keller abstellen beziehungsweise elektrische Geräte wie Waschmaschine und Trockner abstellen und vom Strom nehmen. Denn bei ein paar Zentimetern Wasser besteht zwar für gewöhnlich keine Gefahr – „bei richtigen Überschwemmungen kommt es aber oft zu Kurzschlüssen“, so Reuschle. Jede Berührung mit der Wasseroberfläche kann dann lebensgefährlich sein. „Deshalb soll man bei Hochwasser auch nicht in die Tiefgarage gehen.“

Wer im Keller Schadstoffe wie Pflanzenschutzmittel, Lacke oder Ähnliches stehen hat, sollte diese rechtzeitig in Sicherheit bringen, damit die Stoffe im Fall einer Überschwemmung nicht ins Grundwasser gelangen. „Heizöltanks müssen deshalb auch extra gesichert werden, weil sie aufschwemmen können“, erklärt der Kommandant.

Und wenn das Wasser schon im Keller ist?

Auch hier gilt: Nach Möglichkeit den Strom abstellen. Wenn der Keller sich gefahrlos betreten lässt und alle Fenster geschlossen sind, kann man guten Gewissens wichtige Gegenstände oder Dokumente aus den betroffenen Bereichen retten.

„Man sollte aber darauf schauen: Wo kommt das Wasser eigentlich her?“ Also kommt es von oben als sauberes Regenwasser oder kommt es von unten aus der Kanalisation? „In zweitem Fall sollte man aus hygienischen Gründen nicht gerade in Hausschlappen nach unten gehen.“

Ab wann sollte man die Feuerwehr rufen?

Grundsätzlich gilt: Wer Wasser im Keller hat und sich nicht zu helfen weiß, kann sich im Zweifelsfall immer an die Feuerwehr wenden. „Man muss aber damit rechnen, dass man erst mal in der Warteschleife landet, weil in solchen Momenten natürlich sehr viele Menschen bei uns anrufen, nicht nur wegen vollen Kellern“, erklärt Jochen Reuschle. „Bei Wasser im Keller werden wir für gewöhnlich erst dann tätig, wenn der Regen aufgehört hat, sonst pumpen wir das Wasser ab, und gleich danach läuft wieder alles voll.“

Als ungefähren Richtwert nennt Jochen Reuschle eine Wassertiefe von etwa zehn Zentimetern, ab der die Feuerwehr ausrückt. Bis zu dieser Menge laufe das Wasser über die Abflüsse meist von selber ab.

Ausnahmen sind Kellerwohnungen, die grundsätzlich problematischer sind, „da kann man uns auch bei weniger rufen“. Wer trotz Abfluss das Wasser nicht aus seinem Keller bekommt, kann sich einen speziellen Wasserstaubsauger aus dem Baumarkt besorgen – oft gibt es solche Geräte auch zum Mieten.

Wie kann man Spätfolgen vorbeugen?

Wasser weg, alles gut? Nicht unbedingt. In reinen Lagerkellern besteht für gewöhnlich kein Grund zur Sorge, wenn nach ein paar Stunden das Wasser wieder abgelaufen ist, so Reuschle. Bei längeren Zeiträumen oder in Kellerwohnungen mit Teppich und Mobiliar ist Vorsicht geboten.

Wände können schimmeln, Möbel kaputtgehen. „Pauschal kann man es nicht sagen, ab welchem Zeitraum die Gefahr besteht.“ Grundsätzlich könne ein Bautrockner Abhilfe schaffen, um die Restfeuchtigkeit aus dem Raum zu bekommen.