Bei eisigen Temperaturen werden die Schlittschuhe geschnürt. Nicht überall ist das Vergnügen ungefährlich – und manchmal muss sogar die Polizei anrücken.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Die einen tasten sich vorsichtig voran und lassen sich an die Hand nehmen, die anderen sind wagemutig und schnell. „Ich bin so mittendrin“, sagt Nadja. „Ich kann mich auf den Dingern schon halten, aber richtig gut bin ich nicht.“ Die Dinger – das sind Nadjas Schlittschuhe, und sie sind nicht mehr ganz neu. Neu ist nur, dass sie die Kufen in Schwieberdingen benutzen kann. „Das ist einfach super, dass die das hier gemacht haben“, sagt die 19-Jährige. Sie habe auf dem Eis zwar ein paar Schlaglöcher entdeckt. „Aber das stört mich nicht.“

 

Seit Freitag hat Schwieberdingen eine Schlittschuhbahn. Mehr als Wasser und Kälte brauchte es dafür nicht. Als sich abzeichnete, dass die Temperaturen dauerhaft in den Keller gehen, hat der Bauhof den Festplatz geflutet. „Das soll einfach ein schönes Angebot für die Bevölkerung sein“, sagt der Bauhof-Leiter Eberhard Holzhäuer. Und der Aufwand für seine Mitarbeiter sei gering. Der Platz, auf dem sonst der Musik- oder der Schützenverein ihre Feste feiern, ist halbwegs eben. Wasser drauf, warten, bis es friert, wieder Wasser. Und so weiter, bis die Schicht rund drei Zentimeter dick ist. Am Freitag drehten die ersten Schlittschuhläufer ihre Runden, am Samstag kamen deutlich mehr.

Am Sonntagnachmittag ist Hochbetrieb. Fast 100 Leute sind auf dem Eis, einige spielen Eishockey, andere versuchen Pirouetten, wieder andere stehen daneben und wärmen sich mit mitgebrachtem Tee. „Da kommen Kindheitserinnerungen hoch“, erzählt eine 41-jährige Mutter, die mit ihren Kindern hier ist. „Als ich ganz jung war, hat es das in Schwieberdingen auch schon gegeben“, sagt sie. Für Kinder sei das ein Event, zumal im Ort sonst um diese Jahreszeit nicht viel geboten sei. Sie selbst würde auch gern aufs Eis, habe aber schon lang keine Schlittschuhe mehr. „Viele Leute laufen ja auf zugefrorenen Seen, aber das würde ich mich nicht trauen.“

Tatsächlich ist es nicht das erste Mal, dass Schwieberdingen den Festplatz unter Wasser setzt, aber das bisher letzte Mal liegt bereits mehrere Jahre zurück. „Wir hatten schon lange nicht mehr das richtige Wetter dafür“, sagt Holzhäuer.

Wie gefährlich Schlittschuhlaufen auf einem See sein kann, verdeutlichen zwei Zwischenfälle am Wochenende. In Obersontheim (Kreis Schwäbisch Hall) ist ein Mann ins Eis eingebrochen und ums Leben gekommen. In Vaihingen/Enz musste die Feuerwehr einen 35-Jährigen aus dem Wasser ziehen, der auf dem Unteren Seewaldsee mit seinem Sohn Eishockey gespielt hatte. Er kam mit starken Unterkühlungen ins Krankenhaus.

Das Betreten des Monrepos-Sees in Ludwigsburg ist generell verboten – aus gutem Grund. „Wir können nicht die Haftung übernehmen, wenn ein Unfall passiert“, sagt Bernd Rieger, der Geschäftsführer der Hofkammer des Hauses Württemberg, der das Monrepos-Areal gehört. Trotzdem seien immer wieder Leute auf dem Eis. „Wir mussten schon die Polizei rufen“, sagt Rieger. Doch passionierte Schlittschuhläufer lassen sich offenbar nicht abschrecken. „Die Leute sollten bedenken, dass das Eis auch jetzt, nach mehreren sehr kalten Tagen, längst nicht sicher ist.“

Viel sicherer ist es in Schwieberdingen, denn unter dem Eis ist kein Wasser, sondern Asphalt. Ein weiterer Vorteil: der Festplatz kann bis spätabends genutzt werden. Um 18 Uhr wird das Flutlicht angeworfen, und erst um 22 Uhr ist Schluss.