Für die Unterbringung von Flüchtlingen entsteht zurzeit in Gerlingen ein Holzhaus für 72 Personen. Schwieberdingen ist noch nicht soweit, will aber bis zum Jahresende ein ähnliches, länger nutzbares Gebäude erstellen. Der Bürgermeister mahnt zur Eile.

Strohgäu - Das Thema drängt: Die Kommunen müssen Flüchtlinge unterbringen, im gesamten Landkreis in diesem Jahr vermutlich 3000. In Gerlingen entsteht dafür zurzeit ein zweigeschossiges Holzhaus an der Weilimdorfer Straße, das Ende Juli bezugsfertig sein soll. Korntal-Münchingen plant zwei neue Häuser ebenfalls in Fertigbauweise – und in Schwieberdingen hat der Bürgermeister Nico Lauxmann am Dienstagabend zum ersten Mal öffentlich über die Pläne der Verwaltung informiert. Ende Mai soll der Gemeinderat über den Standort eines neuen Hauses entscheiden. Die Gemeinde muss bis Ende 2016 insgesamt 53 Menschen unterbringen, hat aber bald keine Kapazität mehr.

 

In sachlicher Atmosphäre diskutierten knapp 40 Besucher, darunter viele vorab informierte Gemeinderäte, über die Vor- und Nachteile von vier Standorten in Schwieberdingen. Man habe alle infrage kommenden Grundstücke in Gemeindeeigentum geprüft, so Lauxmann, vier seien übrig geblieben. Zwei davon liegen im Ortskern, an der Bahnhofstraße und in der Christofstraße. Diese sind aber so klein, dass darauf kein Haus für die nötigen 60 bis 70 Plätze passt. Der dritte Standort ist der Bolzplatz am Scheerwiesenweg, der vierte ein Parkplatz neben den Sportplätzen am Lüssenweg.

Bürgermeister Lauxmann: Nur einmal bauen

Die Gemeinde wolle nur einmal bauen, auch aus Kostengründen. Deshalb denke man an ein großes Gebäude in Leicht- oder Fertigbauweise, sagte Lauxmann – dafür kämen nur Lüssen- oder Scheerwiesenweg infrage. Die Kosten, die Finanzierung wie die Bezuschussung seien noch unbestimmt. Diese würden klarer, wenn man Standort und Bauplanung habe. Zum Vergleich: das Haus in Gerlingen, mit 18 Kleinwohnungen für 72 Personen, kostet alles in allem knapp zwei Millionen Euro. Die Stadt erhält vom Land dafür 450 000 Euro.

Etliche Besucher stellten fest, dass der Schwieberdinger Bolzplatz in der Nähe der bestehenden voll belegten Unterkünfte liege. Werde dieser bebaut, ergebe sich eine Konzentration im Nordosten der Gemeinde, die man besser vermeide. Auch eine spätere Nachnutzung sei dort schwieriger als bei den Sportplätzen. Lauxmann sagte, die Verwaltung wolle die Einrichtungen auch im Sinne der besseren Integration der Menschen über das Gemeindegebiet verteilen. Ansonsten widmeten sich die Diskussionsbesucher bereits Themen wie Bautechnik, Einkaufsmöglichkeiten, Betreuung der Flüchtlinge, Reinigungsfragen oder Deutschkursen. Bevor es ans Bauen geht, kann die Gemeinde noch sechs Menschen aufnehmen – diese sind bereits für den Mai avisiert. „Danach sind wir voll belegt“, sagte der Bürgermeister.

Auch andere Kommunen im Landkreis setzen bei Neubauten für Flüchtlinge auf Leicht- oder Fertigbauweise. Korntal-Münchingen plant so in der Siebenbürgenstraße in Korntal. Die Ditzinger Verwaltung will dem Gemeinderat zwei mögliche Standorte in Heimerdingen für Wohngebäude in Einfachbauweise vorschlagen: am Iptinger Weg und beim Netto-Supermarkt.

Bietigheim-Bissingen prüft Standorte

Sachsenheim will, wenn die bestehenden Räume für Flüchtlinge nicht mehr ausreichen, neue Einrichtungen in Schnellbauweise erstellen. Geplant werde in Hohenhaslach. In Bietigheim-Bissingen werden zurzeit mögliche Standorte für Unterkünfte in Modulbauweise geprüft, in denen 50 Menschen unterkommen könnten. Zudem baut der Landkreis in der Stadt Container für 54 Flüchtlinge. Affalterbach habe einen Wohncontainer für Flüchtlinge gemietet, verlautet aus dem Rathaus. Man werde auch Gebäude umnutzen.

In Remseck werde die Unterkunft eines privaten Investors demnächst fertig, so die Stadt. Zudem saniere man Gebäude im Bestand für Flüchtlinge und habe dem Landkreis zwei Grundstücke zur Verfügung gestellt, auf denen Unterkünfte für 100 Personen in Kompaktbauweise entstehen können. Viele andere Gemeinden im Kreis teilten mit, man nutze vorhandene Häuser.

Wer ist wann für Asylbewerber zuständig?

Erstaufnahme
Asylsuchende werden in den ersten drei Monaten in einer Erstaufnahmestelle des Landes aufgenommen. Danach werden die Menschen auf die Landkreise verteilt, die auch für die dann folgende „vorläufige Unterbringung“ zuständig sind. Diese dauert maximal zwei Jahre, die Landkreise sind für die Unterkünfte verantwortlich.

Anschlussunterbringung
Sobald das Asylverfahren abgeschlossen ist, spätestens nach zwei Jahren, sind für die Betroffenen die Kommunen zuständig. Sie müssen für Unterkunft und Betreuung sorgen.

Beispiel Ludwigsburg
An der Reuteallee/Fröbelstraße will der Landkreis auf einem Grundstück des Landes eine Unterkunft in Modulbauweise für 150 Menschen bauen. Diese seien als „mobile Einheiten in Holz oder Stahlkonstruktion mit Holzfassade“ vorgesehen, so das Landratsamt.