Die Buchhandlung Kern in Vaihingen an der Enz hat Insolvenz angemeldet. Doch das ist eine Ausnahme: Die kleinen Geschäfte behaupten sich inzwischen besser als die großen, wie ein Blick in den Kreis Ludwigsburg zeigt.

Kreis Ludwigsburg - Keiner weiß, wie es bei der Vaihinger Buchhandlung Kern weitergeht. Mitte Oktober hat der Inhaber Jochen Baumgärtner, dem bundesweit neun Buchläden gehören, Insolvenz angemeldet. Anfang des kommenden Jahres wird das Verfahren eröffnet, erst danach wird sich herausstellen, ob das Geschäft geschlossen oder von einem Investor übernommen wird. Interessenten gibt es offenbar – schließlich lief der Vaihinger Laden gut.

 

Mangelnder Umsatz sei aber auch nicht der Grund für die Pleite gewesen, sagt Natalie Grutz von der Kanzlei Nickert, die die Insolvenz verwaltet. Statt beim Buchhandel sei bei der Buchhaltung einiges schief gelaufen. Jochen Baumgärtner selbst lässt nur verlauten, man suche nach einer Lösung für den Fortbestand des Ladens. Johannes Scherer vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels dagegen sieht es wie die Insolvenzverwaltung: Baumgärtner habe sich wohl übernommen, glaubt der Geschäftsführer des Landesverbandes Baden-Württemberg.

Auch Hugendubel hat Filialen geschlossen

Damit allerdings sei der Buchhändler aus Kehl nicht allein. Viele große Ketten hätten sich verkalkuliert. Die Traditions-Buchhandlung Hugendubel hat bereits Filialen geschlossen, Bertelsmann verkleinert die Zahl seiner Buchclubs zusehends und Thalia erwägt, 15 von 300 Standorten dicht zu machen – Ludwigsburg ist nach Angaben der Pressestelle des Unternehmens aber nicht von der Schließung bedroht. „Nur Fläche ohne Beratung bringt halt nichts“, kommentiert Scherer die Entwicklung. Deshalb seien die kleinen Geschäfte im Vorteil. Zwar sei der Bücherkonsum derzeit verhalten, aber die inhabergeführten Läden könnten mit einem Pfund gegen Amazon & Co wuchern: mit der persönlichen Beratung – und mit Flexibilität.

Das bestätigen Beispiele im Kreis Ludwigsburg. „Wir können nicht jammern“, sagt Sigrid Pohl, eine der zwei Inhaberinnen der Ludwigsburger Schubart-Buchhandlung. Allerdings dürfe man nicht einfach die Hände in den Schoß legen, denn der Kampf in der Branche werde durchaus stärker. „Wir müssen die Leute immer wieder auf unsere Angebote aufmerksam machen“, sagt Pohl. Schließlich habe ihr Laden – so wie die allermeisten anderen – inzwischen auch eine Internetseite, über die die Kunden ihre Bücher bestellen könnten. Geliefert werde mindestens so schnell wie bei Amazon. Zudem könnten sie als Buchhandlung vor Ort mit fundierter Beratung und kreativen Angeboten punkten.

Weihnachtsbuch-Vorstellungen ziehen

So finde zum Beispiel jedes Jahr im November ihre Weihnachtsbuch-Vorstellung statt, bei der die Mitarbeiterinnen ihre Lieblingsromane präsentierten. „Diese Vorauswahl finden die Leute beim heutigen Bücherdschungel toll.“ Sie persönlich sehe die Entwicklung in der Branche daher gar nicht so negativ wie viele andere.

Auch Jutta Schulz zeigt sich optimistisch. Die ehemalige Mitarbeiterin der Buchhandlung Aigner hat zusammen mit drei weiteren einstigen Kolleginnen die Filiale in Kornwestheim übernommen, als Aigner sich vor knapp zwei Jahren verkleinerte. Nun betreiben das Quartett den Laden in Eigenregie unter dem Namen Bücher Lurch. Die Anfangsphase sei zwar nicht ganz einfach gewesen, aber für Schulz haben gerade die kleinen Buchhandlungen Zukunft. Diese könnten ihr Sortiment viel individueller bestücken und flexibel auf einzelne Kundenwünsche oder plötzliche Trends reagieren. „Viele unserer Kunden wollen auch gar nicht übers Internet bestellen“, sagt Schulz.

Aigner zeigt sich wieder zufrieden

Obwohl er jüngst die Filialen in Marbach und Kornwestheim aufgab und im Untergeschoss des Ludwigsburger Geschäfts einen Bertelsmann-Buchclub einziehen ließ, gibt sich auch Hermann Aigner, Inhaber der gleichnamigen Buchhandlung, zufrieden: „Wir sind nicht mehr himmelhochjauchzend, aber auch nicht zu Tode betrübt. Wir kommen ganz gut zurecht.“