Das Landgericht verurteilt einen 47-Jährigen zu dreieinhalb Jahren Gefängnis, weil er junge Mädchen sexuell missbraucht hat. Der Täter versuchte im Prozess verzweifelt, seine Handlungen zu rechtfertigen.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Das Stuttgarter Landgericht hat am Donnerstag einen Mann aus dem Kreis Ludwigsburg wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und sechs Monaten verurteilt. Der 47-Jährige hatte sich im Sommer 1996 an einem fünfjährigen Mädchen vergangen. 2002 begann er, ein sechsjähriges Kind zu missbrauchen. Diesmal dauerte das Martyrium des Mädchens drei Jahre, wobei es nach Ansicht des Gerichts zu mindestens 50 Übergriffen kam. Bei den Opfern handelt es sich um Töchter von Bekannten des Täters, der sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hielt, zeitweise arbeitslos war und massive Alkoholprobleme hat. Trotz schwieriger finanzieller Situation kaufte er seit den 1990er Jahren mehrfach Pferde, auf denen er Mädchen reiten ließ. Offenbar wollte er damit potenzielle Opfer ködern. „Wir wissen ja, dass kleine Mädchen auf Pferde stehen“, sagte die Vorsitzende Richterin.

 

Der Täter lockte die Mädchen mit seinen Pferden

Der 47-Jährige ist ledig und lebte lange allein, hat aber seit einigen Monaten eine Lebenspartnerin. Die Übergriffe räumte er sofort zu Prozessbeginn ein, wobei seine danach folgende Aussage für Zuhörer schwer zu ertragen war. Der sichtlich verwirrte Mann rang nach Worten und versuchte verzweifelt, seine Taten zu rechtfertigen. Zu dem sechsjährigen Mädchen habe er damals eine echte Freundschaft aufgebaut, sagte er. Die Übergriffe ereigneten sich in seiner Wohnung, es habe sich „einfach so ergeben“. Einmal erklärte er, das Mädchen sei „neugierig gewesen“, ein anderes Mal erzählte er, die sexuellen Handlungen seien „eine Art Test“ gewesen.

Als die Staatsanwältin fragte, warum er nicht zu Prostituierten gegangen sei, um seinen Sexualtrieb zu befriedigen, lautete die Antwort: „Das kostet ja auch nur wieder Geld.“ Die verstörenden Ausführungen mündeten in seinem Schlusswort kurz vor der Urteilsverkündung: Er bereue sehr, was er getan habe. „Aber ich wollte ihr doch im Grunde etwas Gutes tun.“ Echte Reue könne er da nicht heraushören, sagte der Vertreter der Nebenklage.

Der 47-Jährige versucht, seine Handlungen zu rechtfertigen

Gleichwohl wirkten die Aussagen des Angeklagten strafmildernd. Geständnisse in Missbrauchsfällen sind vergleichsweise selten, und mit seinen Angaben ersparte der 47-Jährige den Mädchen eine schmerzhafte Vernehmung. Dem zweiten Opfer ist zu verdanken, dass die Ermittlungen überhaupt ins Rollen kamen. 2005 brach sie den Kontakt ab, 2007 folgte die Anzeige. Doch das Verfahren musste vorübergehend eingestellt werden, weil das Mädchen aufgrund der enormen psychischen Belastung nicht in der Lage war, eine Aussage zu machen. Anfang 2012 entschloss sich die heute 15-Jährige zu einem erneuten Vorstoß, die Polizei begann mit neuen Ermittlungen. Bei einer Hausdurchsuchung wurde bei dem 47-Jährigen schließlich kinderpornografisches Material gefunden, darunter auch Fotos, die ihn bei sexuellen Handlungen mit seinem ersten Opfer zeigten.

Im Mai wurde der Mann festgenommen. Die Untersuchungshaft verbrachte er fast ausschließlich in der Zelle – aus Furcht vor Mithäftlingen, die ihn zuvor mehrfach körperlich attackiert hatten.