Seit 2011 haben sich die Erstgespräche auf mehr als 1500 verdreifacht. Die Beratungsdienste klagen, dass damit die Kapazitätsgrenze erreicht sei.

Kreis Ludwigsburg - Die Schuldnerberatung im Landkreis Ludwigsburg ist nachgefragt wie nie. Im vergangenen Jahr führten Landkreis, Diakonie und die TIB-Sozialberatung mit 452 Personen insgesamt 1507 Beratungsgespräche. Zum Vergleich: Im Jahr 2011 führten die drei Schuldnerberatungsstellen noch 554 dieser Gespräche. „Die Kapazitätsgrenze ist hier erreicht“, heißt es im Jahresbericht der Schuldnerberatungen. Die Wartezeiten für ein Gespräch liegen zwischen sechs und acht Monaten. Bei der intensiveren, längerfristigen Vollberatung kamen die drei Dienste zusammen auf 1073 Klienten. Deren Schuldensumme beläuft sich auf insgesamt mehr als 26 Millionen Euro.

 

Trotz der soliden wirtschaftlichen Lage des Landkreises steigen also die Zahlen jener Menschen, die eine Schuldnerberatung in Anspruch nehmen. Statistisch lässt sich jedoch nicht feststellen, ob tatsächlich die Zahl der Schuldner steigt oder einfach nur das Angebot verstärkt wahrgenommen wird. So mutmaßte der Pleidelsheimer Bürgermeister und Kreisrat Ralf Trettner (CDU) im Sozialausschuss, ob hinter den hohen Anmeldezahlen nicht „der Fluch der guten Arbeit“ der Schuldnerberatung stecke. Georg Steckenstein, der Geschäftsführer der TIB-Sozialberatung, gab in der Sitzung zu bedenken, „dass es immer nur die Spitze des Eisbergs ist, die zu uns kommt“. Die Hemmschwelle, sich anzumelden, sei für die meisten Menschen sehr hoch, weil die Situation oft als persönliches Versagen empfunden werde.

Jetzt werden auch Selbstständige beraten

Tatsächlich hat der Kreis in den vergangenen Jahren die Beratung verstärkt. So konnten sich 2013 erstmals auch ehemalige Selbstständige und ehemalige Immobilienbesitzer beraten lassen. 382 Personen nahmen dieses Angebot bis Ende 2015 an. Diese Zielgruppe soll jetzt fest in die Angebotsstruktur aufgenommen werden.

Ein weiteres zunehmendes Problem bei der Schuldnerberatung sind Stromschulden. Vor allem Sozialhilfe- und Hartz-IV-Empfänger im Alter von 21 bis 25 Jahren seien davon betroffen. Im Schnitt hat jeder Klient in Vollberatung 1257 Euro Stromschulden. Die Gründe dafür seien vor allem veraltete Nachtspeicheröfen und alte Warmwasserboiler.