Jahrelang haben die betroffenen Kommunen für eine erweiterte Streckenführung gekämpft. Zuletzt schienen die Chancen für eine Umsetzung gut. Doch nun haben die Pläne des Landes das Aus des Projekts besiegelt.

Kreis Ludwigsburg - Der Kosten-Nutzen-Faktor war exzellent, die Region war dafür und die betroffenen Kommunen waren sowieso begeistert – dennoch wird die Verlängerung der S-Bahnlinie 5 bis nach Vaihingen/Enz wohl nicht kommen. Grund dafür sind die Pläne des Landes, sogenannte Metropol-Expresszüge einzurichten. Die Ausschreibung dafür läuft bereits, voraussichtlich werden die ersten dieser Bahnen 2018 fahren. Doch damit ist die verlängerte S-Bahn offenbar nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben. Für die betroffenen Kommunen ist das Aus des Projekts ein Schlag ins Gesicht.

 

Denn sie hatten jahrelang dafür gekämpft, dass die S-Bahnlinie 5 von der bisherigen Endhaltestelle Bietigheim-Bissingen über Sachsenheim und Sersheim bis nach Vaihingen/Enz verlängert wird. Dadurch hätte es von Sachsenheim, Sersheim und Vaihingen aus pro Stunde zwei zusätzliche Zugverbindungen bis nach Stuttgart gegeben – mit Zwischenhalten, wohlgemerkt. Gerade die Zwischenhalte galten als Frequenzbringer: In einem Gutachten ist die Rede von rund 3000 zusätzlichen Fahrgästen, insbesondere durch Pendler, die zu großen Unternehmen in Zuffenhausen oder Feuerbach fahren. Das Konzept der Metropol-Expresszüge setzt jedoch gerade nicht auf diese Zwischenhalte: Man wolle nur am Rande der Region in kleinen Orten halten, im Bereich der S-Bahnen jedoch zügig ins Zentrum durchfahren, erklärt Edgar Neumann, Sprecher des Verkehrsministeriums in Stuttgart.

Die Bürgermeister der betroffenen Kommunen sind sauer

„Ich bin enttäuscht, weil wir jetzt beides nicht kriegen: die S 5 und die Metropolexpresszüge“, sagt Gerd Maisch, Oberbürgermeister von Vaihingen/Enz und Regionalrat (Freie Wähler). Das Land habe geplant, die Zuglinie von Pforzheim aus lediglich bis Bietigheim fahren zu lassen. Sollten die Expresszüge aber tatsächlich wie versprochen bis Stuttgart fahren, dann wäre das laut Maisch zumindest eine kleine Verbesserung, weil die Züge öfter und später von Vaihingen nach Stuttgart führen.

Richtig sauer sind die Rathauschefs der beiden Kommunen zwischen Vaihingen und Bietigheim. „Das ist ein sehr großer Verlust“, sagt Horst Fiedler, Bürgermeister von Sachsenheim. Die S-Bahn-Verlängerung bringe gutachterlich bestätigt ein „sensationelles Nutzen-Kosten-Verhältnis“ von 4,3, rund 3000 Fahrten könnten „von der Straße auf die Schiene verlagert werden“. Diese Chance sei jetzt dahin – zumindest, wenn die Züge wirklich nur bis Bietigheim führen. Der Sersheimer Bürgermeister Jürgen Scholz hält die Metropolexpresszüge als Quasi-Ersatz für die S-Bahn „für einen großen Humbug“. Es sei gerade der Reiz der S-Bahn, dass auch die Zwischenstopps, etwa Asperg oder Zuffenhausen, für Fahrgäste aus Sersheim oder Sachsenheim, aber auch aus Vaihingen, direkt anfahrbar seien. „Jetzt haben wir Geld für das Gutachten verbraten und stehen mit leeren Händen da“, sagt Jürgen Scholz. Immerhin habe es sich um eine sechsstellige Summe gehandelt.

Lediglich in Bietigheim-Bissingen bleibt man gelassen. Die Stadt sei schon jetzt mit S-Bahn und Regionalexpress gut angebunden, durch die Metropolzüge ändere sich nicht viel, sagt die Sprecherin Anette Hochmuth. Man habe wegen der Zwischenhalte zwar die S5-Verlängerung favorisiert, „aber wir können auch mit der anderen Lösung gut leben.“

Im Verkehrsministerium zeigt man sich erstaunt

Im Verkehrsministerium kann man den Ärger der Kommunen nicht verstehen. Das Konzept der Metropolzüge sei im Rahmen des ÖPNV-Paktes, den das Land mit der Region, der Stadt Stuttgart, den Kreisen und dem Verkehrsverbund VVS abgeschlossen hat, Konsens gewesen. Kritik sei ihm nicht bekannt, sagt Neumann. Zudem seien die Planungen für die S-5-Verlängerung noch ganz am Anfang, darauf könne das Land keine Rücksicht nehmen. Beim Verband Region Stuttgart, der bislang für die erweiterte Streckenführung der S 5 war, hält man sich zurück. „Wir wollen keine Parallelverkehre, die sich nicht rechnen“, sagt die Sprecherin Dorothee Lang. Wenn die Metropolzüge kommen, sei die S-Bahnverlängerung nicht mehr wirtschaftlich. Werten wolle sie das nicht: „Die Grundlagen haben sich geändert, damit müssen wir leben.“