Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Aus Freudentaler Sicht sind das alles Luxusprobleme. „Wir sind ein blinder Fleck auf der Landkarte“, sagt der Bürgermeister Alexander Fleig. Mit etwa 2500 Einwohnern sei der Ort zu klein, einen Lebensmittler anzulocken. Doch Fleig begehrt auf gegen die schnöde Kalkulation, dass eine Gemeinde unter 4000 Einwohnern chancenlos in der Discounterlogik sei. Fünfmal hat er sich auf einer Seite im örtlichen Mitteilungsblatt im vergangenen Jahr zu Wort gemeldet. Von der Tankstelle bis zum mobilen Hofladen präsentierten sich dort die Gewerbetreibenden, um zu zeigen, was Freudental zu bieten hat. „Durch diese Aktion wollen wir das Bewusstsein bei den Konsumenten für das vorhandene Angebot schaffen“, schrieb der Bürgermeister dazu. Seine Worte mündeten im Appell: nutzen Sie das vorhandene Angebot!

 

Der Gemeinderat diskutiere gerade, wie es trotz aller Widrigkeiten gelingen könne, „doch einen Discounter anzusiedeln“. Einer der Standorte läge am Ortsrand. „Ich fahre, um Obst und Gemüse zu kaufen, ins Gewerbegebiet“, sagt eine Freudentalerin. Gut erinnern kann sie sich noch an die Zeiten, als es noch „Annis Frischemarkt“ gab. Er war alles auf einmal: Einkaufsmöglichkeit und Drehscheibe für Klatsch, kurz: ein sozialer Treffpunkt. Auch das ist Teil einer funktionierenden Nahversorgung. „Da bin ich samstags immer einkaufen gegangen und war zwei bis drei Stunden unterwegs. Aber ich habe dafür auch alle Neuigkeiten aus dem Flecken gewusst.“ Jetzt sei der Ort wie ausgestorben. Viele Freudentaler fahren nun nach Löchgau zum Edeka-Markt am Ortsrand oder nach Bönnigheim, wo es einen Lidl gibt – auch am Ortsrand.

Ein Markt mitten im Ort, das wäre Alexander Fleigs Traum. Den ersten Schritt dazu hat die Gemeinde schon getan, indem sie im Ortskern an der Hauptstraße 13 das Hirschareal gekauft hat. Einen Bebauungsplanentwurf gibt es ebenfalls bereits. Nur der Investor für den 400 Quadratmeter großen Markt fehlt noch.

Walheim ist in Verhandlungen

Walheim hofft auf einen Netto-Markt

In Walheim ist man schon einen Schritt weiter. Vor zweieinhalb Jahren hat der Lebensmittelmarkt in der 3100-Seelen-Gemeinde seinen Betrieb eingestellt. Eine türkische Familie betrieb ihn. Nun ist ein deutliches Aufatmen zu hören, wenn Walheims Bürgermeister Albrecht Dautel sagt: „Netto ist ansiedlungswillig.“ Ob es klappe, werde sich in den nächsten vier Wochen erweisen. „Wir haben als Gemeinde unsere Hausaufgaben gemacht“, sagt er. Das Bebauungsplanverfahren laufe. Es sei jedoch noch ein Grundstückstausch notwendig und die Zustimmung der Grundstückseigentümer. Gelinge das, stehe dem Bau eines 800-Quadratmeter-Markts plus Bäckerei und Café nichts mehr im Weg. Fast überflüssig zu sagen: der Markt läge in Ortsrandlage in Sichtweite der B 27, um auch für Vorbeifahrende attraktiv zu sein.

Freudental ist schon lange ohne Lebensmittelladen

Aus Freudentaler Sicht sind das alles Luxusprobleme. „Wir sind ein blinder Fleck auf der Landkarte“, sagt der Bürgermeister Alexander Fleig. Mit etwa 2500 Einwohnern sei der Ort zu klein, einen Lebensmittler anzulocken. Doch Fleig begehrt auf gegen die schnöde Kalkulation, dass eine Gemeinde unter 4000 Einwohnern chancenlos in der Discounterlogik sei. Fünfmal hat er sich auf einer Seite im örtlichen Mitteilungsblatt im vergangenen Jahr zu Wort gemeldet. Von der Tankstelle bis zum mobilen Hofladen präsentierten sich dort die Gewerbetreibenden, um zu zeigen, was Freudental zu bieten hat. „Durch diese Aktion wollen wir das Bewusstsein bei den Konsumenten für das vorhandene Angebot schaffen“, schrieb der Bürgermeister dazu. Seine Worte mündeten im Appell: nutzen Sie das vorhandene Angebot!

Der Gemeinderat diskutiere gerade, wie es trotz aller Widrigkeiten gelingen könne, „doch einen Discounter anzusiedeln“. Einer der Standorte läge am Ortsrand. „Ich fahre, um Obst und Gemüse zu kaufen, ins Gewerbegebiet“, sagt eine Freudentalerin. Gut erinnern kann sie sich noch an die Zeiten, als es noch „Annis Frischemarkt“ gab. Er war alles auf einmal: Einkaufsmöglichkeit und Drehscheibe für Klatsch, kurz: ein sozialer Treffpunkt. Auch das ist Teil einer funktionierenden Nahversorgung. „Da bin ich samstags immer einkaufen gegangen und war zwei bis drei Stunden unterwegs. Aber ich habe dafür auch alle Neuigkeiten aus dem Flecken gewusst.“ Jetzt sei der Ort wie ausgestorben. Viele Freudentaler fahren nun nach Löchgau zum Edeka-Markt am Ortsrand oder nach Bönnigheim, wo es einen Lidl gibt – auch am Ortsrand.

Ein Markt mitten im Ort, das wäre Alexander Fleigs Traum. Den ersten Schritt dazu hat die Gemeinde schon getan, indem sie im Ortskern an der Hauptstraße 13 das Hirschareal gekauft hat. Einen Bebauungsplanentwurf gibt es ebenfalls bereits. Nur der Investor für den 400 Quadratmeter großen Markt fehlt noch.

Walheim ist in Verhandlungen

Walheim hofft auf einen Netto-Markt

In Walheim ist man schon einen Schritt weiter. Vor zweieinhalb Jahren hat der Lebensmittelmarkt in der 3100-Seelen-Gemeinde seinen Betrieb eingestellt. Eine türkische Familie betrieb ihn. Nun ist ein deutliches Aufatmen zu hören, wenn Walheims Bürgermeister Albrecht Dautel sagt: „Netto ist ansiedlungswillig.“ Ob es klappe, werde sich in den nächsten vier Wochen erweisen. „Wir haben als Gemeinde unsere Hausaufgaben gemacht“, sagt er. Das Bebauungsplanverfahren laufe. Es sei jedoch noch ein Grundstückstausch notwendig und die Zustimmung der Grundstückseigentümer. Gelinge das, stehe dem Bau eines 800-Quadratmeter-Markts plus Bäckerei und Café nichts mehr im Weg. Fast überflüssig zu sagen: der Markt läge in Ortsrandlage in Sichtweite der B 27, um auch für Vorbeifahrende attraktiv zu sein.

In Hessigheim kann man von der Realisierung solcher Pläne nur träumen. Im November hat der Marktbetreiber, der auch in Walheim aktiv war, den Verkauf im etwa 2300 Einwohner starken Ort eingestellt. Nicht einmal für den gemeindeeigenen Laden mit dem dazugehörigen Inventar findet die Gemeinde einen Pächter. „Wir haben stattdessen einen rollenden Supermarkt“, sagt der Bürgermeister Günther Pilz. Er macht sich wenig Hoffnung, dass sich dieser Zustand ändern wird. Die Hessigheimer fahren in die angrenzenden Gemeinden, um einzukaufen.

Supermarkt auf Achse

Rollender Supermarkt und Drehpunktmarkt als Modell

Siegfried Guggolz betreibt „Siegfrieds rollenden Supermarkt“. Seit anderthalb Jahren fährt der Metzgermeister zusammen mit seiner Frau in einem acht Meter langen und zwei Meter breiten Gefährt überall dorthin im Kreis, wo Menschen von der Versorgung mit den Gütern des täglichen Bedarfs abgeschnitten sind – weil der letzte Laden dichtgemacht hat oder weil seine Kunden den Weg dorthin nicht mehr laufen können. 2500 Artikel hat Guggolz im Angebot. Die Nachfrage sei groß. Die Hessigheimer haben sich gerade noch rechtzeitig gemeldet. Guggolz ist für viele so etwas wie die letzte Chance, vielleicht aber auch ein Geschäftsmodell in einer älter werdenden Gesellschaft. Seit vorigem September kann er von seinem 14-stündigen Knochenjob-Tag seine Familie ernähren.

Mit zwei Festangestellten und zwei Aushilfen stellt der „Drehpunkt“-Laden in Ludwigsburg-Hoheneck die Versorgung im Teilort sicher. Bank, Laden, Arzt, Apotheke, Metzger, Bäcker, Schule und Kindergarten sind hier auf einem Fleck beieinander. „Jeder profitiert von jedem“, sagt Heike Bayer, die zusammen mit einer Kollegin in den Räumen des ehemaligen Schlecker-Marktes nun den Vollsortimenter mit Poststelle betreibt. „Wir wurden nicht enttäuscht“, sagt sie über die Treue der Hohenecker. „Die Menschen sind froh, dass wir da sind.“ Längst reden hier alle von „unserem Lädle“. So heißt das Geschäft inzwischen bei seinen dankbaren Kunden.