Die geplante Stadtbahn im Kreis Ludwigsburg schneidet bei der Kosten-Nutzen-Analyse überraschend positiv ab – der Landrat spricht bereits von einem entscheidenden Durchbruch. Doch noch sind viele Fragen offen.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Kein anderes Gutachten ist im Kreis Ludwigsburg mit größerer Spannung erwartet worden als dieses: Die Veröffentlichung der Kosten-Nutzen-Analyse für die geplante Stadtbahn zwischen Remseck, Ludwigsburg und Markgröningen wurde zuletzt mehrfach verschoben. Jetzt liegen erste Ergebnisse vor, und nicht nur der Landrat klingt euphorisch. „Ich sehe darin einen wirklichen Durchbruch“, sagt Rainer Haas. Auch der SSB-Vorstandssprecher Wolfgang Arnold hält die Umsetzung des Großprojekts vor dem Hintergrund des Gutachtens nun „für durchaus realistisch“.

 

Die Euphorie fußt auf einer nackten Zahl: 1,4. Diesen Kosten-Nutzen-Wert haben Verkehrsexperten für die Stadtbahnverlängerung von Remseck bis nach Markgröningen errechnet. Die Zahl ist von grundlegender Bedeutung, denn nur Projekte mit einem Wert von mehr als 1,0 dürfen von Land und Bund gefördert werden. Angesichts von Investitionskosten in Höhe von 150 bis 210 Millionen Euro wäre die Ludwigsburger Stadtbahn ohne Zuschüsse für die beteiligten Kommunen und den Landkreis nicht zu stemmen.

In dem Gutachten schneiden alle Varianten gut ab

In die Berechnung fließen verschiedene Parameter ein: die zu erwartenden Fahrgastzahlen insgesamt wie auch die Zahl derer, die voraussichtlich nach der Umsetzung des Projekts vom Auto auf die Stadtbahn umsteigen würden. Dem gegenüber stehen die zu erwartenden Ausgaben. In früheren Untersuchungen waren die Planungen an der 1,0-Hürde gescheitert, woraufhin die Entwürfe abgespeckt wurden – und das hat offenbar gefruchtet.

Diesmal haben die Verkehrsexperten der Firma Intraplan vier Varianten analysiert, und alle schneiden gut ab. Sie unterscheiden sich im Streckenverlauf, vor allem aber darin, ob mit Niederflur- oder Hochflurbahnen gefahren werden soll. Für Hochflurbahnen werden Hochbahnsteige benötigt, die in Ludwigsburg unpopulär sind, weil sie das Stadtbild stark verändern. Der Nachteil der Niederflurtechnik: mit diesem System wäre der Kreis quasi abgekoppelt vom Rest der Region, weil die SSB auf Hochflur setzt – man bräuchte demnach neue Bahnen und neue Werkstätten, und das wiederum würde die Betriebskosten in die Höhe treiben.

Haas und die SSB favorisieren daher eine Hochflur-Stadtbahn von Aldingen über Pattonville nach Ludwigsburg und weiter nach Markgröningen. Um die barocke Ludwigsburger City zu schonen, verläuft die Strecke in dieser Variante nicht durch die zentrale Wilhelmstraße, sondern durch die Leonberger Straße zum Bahnhof.

Der Landrat will nun das Gespräch mit dem Verkehrsminister suchen

Ludwigsburg selbst wird aber wohl darauf drängen, dass die Bahnen mitten durch die City rollen – nur eben mit Niederflurtechnik. Tatsächlich hat diese Variante mit 1,4 den besten Faktor erzielt, während die Hochflurlösung mit 1,3 bewertet wurde. Allerdings sind die späteren Betriebskosten in dem Gutachten nicht berücksichtigt – diese müssen noch deutlich detaillierter ermittelt werden.

Wolfgang Arnold von der SSB ist überzeugt, dass das Ergebnis insgesamt eine „sehr gute Grundlage ist, um mit dem Land und dem Bund in Gespräche einzusteigen“. Genau das will Haas jetzt tun, und er hat dabei vor allem Winfried Hermann im Blick. Er werde schnellstmöglich das Gespräch mit dem Verkehrsminister suchen, sagt der Landrat. Schließlich habe Hermann ihm schon früher versichert, dass er dieses Projekt „spannend und höchst unterstützenswert“ finde. „Wir haben damals vereinbart, dass wir uns treffen, sobald der Kosten-Nutzen-Faktor vorliegt“, sagt Haas. „Diese Karte werde ich jetzt ziehen.“

Aus dem Verkehrsministerium kommt ebenfalls eine kurze Stellungnahme: man beurteile das Ergebnis des Gutachtens „prinzipiell positiv“.