In mehreren Kommunen im Kreis werden neue Lärmschutzwände entlang der Bahnschienen geplant und gebaut. Doch nicht überall können die Anwohner demnächst mit mehr Ruhe rechnen.

Kreis Ludwigsburg - Für Sabine Weiler ist ein pünktlicher Feierabend momentan eher die Ausnahme. Zwei bis drei abendliche Gemeinderatssitzungen besucht die Projektleiterin der Deutschen Bahn aktuell pro Woche. So verschieden die Kommunen, die Weiler dabei besucht, so ähnlich ist die Nachricht, die sie überbringt: Der Schienenlärm soll bekämpft werden. In dieser Woche stellte sie ihre Pläne in Besigheim und Kirchheim vor. Die beiden Neckarkommunen sind gemeinsam mit Walheim seit Ende des vergangenen Jahres Teil des Lärmsanierungsplans des Bundesverkehrsministeriums.

 

Seit gut zehn Jahren baut die Bahn im Auftrag des Bundes in ganz Deutschland Schutzwände gegen den Zuglärm. Künftig sollen sie auch in Besigheim, Walheim und Kirchheim stehen. Die Ergebnisse der Lärmberechnungen, die Weiler und ihr Team in den drei Orten angestellt haben, lagen teils deutlich über den zulässigen Grenzwerten. In Besigheim zum Beispiel wurden die Höchstwerte von 70 Dezibel am Tag und 60 Dezibel in der Nacht beinahe entlang der kompletten Schienenstrecke überschritten. Nun soll eine Schallschutzmauer die Anwohner entlasten.

In Bietigheim stehen die Wände bereits seit 2008

Erst in drei Jahren könnten die Arbeiten beginnen, die Zeit bis dahin brauche man für die Planung, Ausschreibung und Kartierung, sagt Weiler. „Außerdem beziehen wir überall die Bürger mit ein.“ An Informationsabenden will die Bahn ihre Pläne den Anwohnern präsentieren. Nicht selten sei man dabei in der Vergangenheit auch auf Unverständnis gestoßen, sagt Weiler. „Manche sind glücklich über die Wände, andere nicht.“ Gebaut habe man bislang aber immer. Das zeigt auch der weitere Blick in den Kreis Ludwigsburg.

Vielerorts werden Lärmschutzwände der Bahn aktuell geplant, gebaut – oder sind schon fertiggestellt. Bietigheim-Bissingen war die erste Kommune im Kreis, die ins Sanierungsprogramm der Bahn aufgenommen wurden. 2008 wurden hier auf gut vier Kilometern Länge die Schienen eingemauert. Nur ein Jahr später folgte die Lärmsanierung in Ludwigsburg, Tamm und Asperg. Auch dort wurden Schutzwände entlang der Strecke aufgestellt. Teil des Förderprogramms des Bundes ist neben dem aktiven Schallschutz mit Wänden auch der passive Schallschutz: Anwohner betroffener Streckenabschnitte können sich den Einbau von schalldichten Fenstern zu 75 Prozent vom Staat bezuschussen lassen. Dafür und für den Aufbau der Wände hält der Bund jährlich rund 120 Millionen Euro bereit. Auch in Sachsenheim und Sersheim wurden aus diesem Geldtopf im vergangenen Jahr Wände entlang der Schienen finanziert.

In Ditzingen wird mit dem Bau im Oktober begonnen

Doch nicht überall wird das Programm des Bundes reibungslos umgesetzt. Die Bahn entscheidet nach einer Prioritätenliste des Eisenbahnbundesamtes, welche Kommune wann dran ist. Die Stadt Ditzingen zum Beispiel wäre erst in wenigen Jahren an der Reihe gewesen. Doch da viele Anwohner sowohl durch den Schienenlärm als auch durch die parallel verlaufende Bundesstraße 295 belastet sind, entstanden verschiedene politische Initiativen. Nach langem Hin und Her zwischen Regierungspräsidium, Bahn und Bund entschied man sich schließlich für einen Kompromiss: Ditzingen wurde im Programm der Bahn nach vorne gezogen. Im Oktober soll der Spatenstich für eine vier Meter hohe Lärmschutzwand sein.

Auf eine ähnliche Lösung hofft man in Korntal. Auch der dortige Schienenabschnitt ist im ursprünglichen Plan der Bahn gering priorisiert. Die Umweltbeauftragte der Stadt, Angelika Lugibihl, hofft, den Lärmaktionsplan der Stadt noch in der ersten Jahreshälfte verabschieden zu können – „und dann werden wir wieder auf die Bahn zugehen“. Ein konkretes Datum für den Bau ist aber noch nicht abzusehen.

In Besigheim ist man da ein ganzes Stück weiter. Vor einer endgültigen Entscheidung, darin sind sich die Gemeinderäte einig, soll aber erst die Bürgerversammlung Mitte März abgewartet werden. Schließlich sei so eine Lärmschutzwand nicht immer schön anzusehen, hieß es.