Angela Merkel tut es, und immer mehr Rathauschefs tun es auch: Sie nutzen soziale Medien, um die Bürger in der Corona-Krise zum Zuhausebleiben aufzufordern. Aber auch, um ihnen – wie der Bietigheim-Bissinger Oberbürgermeister Jürgen Kessing – zu danken.

Ludwigsburg: Susanne Mathes (mat)

Bietigheim-Bissingen - Die einen schreiben, wie Dirk Schönberger in Remseck oder Michael Makurath in Ditzingen, ihre Appelle an die Bürger auf die städtischen Homepages oder teilen sie auf Facebook. Andere Rathauschefs sprechen die Einwohner ihrer Städte direkt an – wie der Bietigheim-Bissinger Oberbürgermeister Jürgen Kessing in einer zum Wochenende veröffentlichten und in kurzer Zeit viel geklickten Videobotschaft. „Das gewöhnliche Leben gibt es auf einmal nicht mehr“, sagt Kessing. „Glücklicherweise ist bei uns noch niemand am Coronavirus gestorben. Beten wir dafür, dass es so bleibt.“

 

Eindringlich und emotional bittet Kessing die Bietigheim-Bissinger, sich zum Schutz von anderen und sich selbst an die neuen Beschränkungen zu halten: „Wir wollen, dass die kranken Menschen eine angemessene Behandlung erfahren. Wir wollen, dass sie eine ordentliche Pflege erhalten, und gerade dann, wenn sie es am nötigsten haben. Dafür sollten wir alle akzeptieren, dass es nun für einige vor uns liegende Wochen sehr schwer werden wird.“

Kessing: Dank an alle, die jetzt im Einsatz sind

Die Einzelhändler litten, weil sie keine Umsätze und damit kein Einkommen mehr erwirtschaften könnten. Die Eltern von Kindern könnten oft nicht mehr arbeiten gehen, weil sie keine Betreuung für die Kleinen hätten. Die Kinder litten, weil sie nirgendwo mehr außerhalb der Wohnung spielen und Freunde treffen könnten. Und die Jugendlichen langweilten sich ohne intensiven Austausch mit der Clique.

„Viele Menschen haben schon ihre Arbeit verloren, weil die Unternehmen sie nicht mehr bezahlen können. Das ist eine bittere Situation“, so Kessing. Pflicht der Stunde sei es dennoch, jetzt die vom Virus infizierten Menschen und alle, die sich um sie kümmerten, ins Zentrum zu rücken.

Lesen Sie hier: Applaus für alle, die helfen

Ärzte, Krankenschwestern, Pfleger, Arzthelferinnen, Laborkräfte: Für sie alle müssen wir jetzt etwas tun“, so der Bietigheim-Bissinger Rathauschef. Er bitte um die Einhaltung aller Vorsichtsmaßnahmen und um Hilfsbereitschaft, er danke für „Verständnis, Rücksicht und Vernunft“. Allen, „die jetzt sehr viel arbeiten müssen, damit diese Krise halbwegs im Rahmen bleibt“, dankt Kessing im Speziellen.

Matthias Knecht: „Wir werden kämpfen“

Auch vom Ludwigsburger Oberbürgermeister Matthias Knecht gibt es eine Videobotschaft auf der Homepage der Stadt Ludwigsburg. „Wir als Stadtverwaltung tun alles, damit uns das Virus nicht allzu lange in Atem hält“, übt er sich in Optimismus. Der zeitweise Rückzug ins Private sei dafür unerlässlich – man solle ihn so gut wie möglich nutzen, ein gutes Buch lesen oder liegen gebliebene Heimarbeit anpacken – „das mag sich komisch anhören, vielleicht auch belehrend“.

Wenn alles überstanden sei, werde die Stadtverwaltung im nächsten Schritt schauen, wie die Auswirkungen auf Vereine, Kultur, Handwerksbetriebe, Gaststätten oder Wirtschaftsunternehmen möglichst gering gehalten werden könnten. „Dafür werden wir kämpfen, mit der Bundes- und Landesregierung, dem Städtetag und anderen Initiativen“, so Knecht.