Die Region hat neun potenzielle Standorte für neue Windräder im Kreis ausgemacht. Ob es mehr oder weniger werden, hängt davon ab, wie die Resonanz bei zwei öffentlichen Vor-Ort-Terminen im Kreis sein wird.

Kreis Ludwigsburg - Das Strohgäu und das Bottwartal sind zwei ziemlich verschiedene Gegenden. Eines haben sie aber gemeinsam: dort könnte es attraktive Standorte für Windkraftanlagen geben. Zwar keine Gebiete, die, wie am Albtrauf im Südwesten der Region Stuttgart, mit Windstärken weit jenseits von sechs Metern pro Sekunde im Jahresschnitt potenziellen Investoren den Mund wässrig machen. Aber durchaus einige Ecken, in denen sich Windkraft lohnen könnte – zumindest aus idealistischen Erwägungen.

 

Bei einem Blick auf die möglichen Vorranggebiete für Windkraft, die der Verband Region Stuttgart ausgewiesen hat, unterscheiden sich das Strohgäu und das Bottwartal aber in einem entscheidenden Punkt: Am nördlichen Rand von Korntal-Münchingen gibt es eine dicke Markierung. Und im ganzen Nordosten des Landkreises Ludwigsburg keine einzige. Das hat einen simplen Grund. „Wir haben im windärmeren Westen der Region Stuttgart einige Standorte in den Plan aufgenommen, wenn der Wunsch bei Kommunen da war“, sagt Thomas Kiwitt, der Planungsdirektor des Verbands Region Stuttgart. Als Beispiel nennt er Korntal-Münchingen. „Wir wollen uns stark machen für das Thema“, sagt die städtische Umweltbeauftragte Angelika Lugibihl.

„Rausgeholt, was rauszuholen ist“

Die Region habe aus dem Windpotenzial „rausgeholt, was rauszuholen ist in der Region“, sagt Kiwitt. Im Umkehrschluss zum Engagement Korntal-Münchingens heißt das: überall dort, wo die Städte und Gemeinden auf die Anfrage der Region kein gesteigertes Interesse an einem Windkraftstandort gezeigt habe, seien auch Flecken, in denen durchaus Wind wehe, als Vorranggebiete unter den Tisch gefallen. Dennoch: „Der Deckel ist nicht zu“, sagt Kiwitt mit Blick auf mögliche weitere Standorte. Überall, wo genügend Wind wehe, könne die Region – wenn es im jeweiligen Ort den Wunsch gebe – ein Kreuzchen machen und damit im Regionalplan eine Nische für die Windkraft reservieren.

Inwieweit sich der Deckel noch öffnen oder schließen wird, soll sich in den nächsten Wochen zeigen. Im Oktober startet der Verband Region Stuttgart auf eine umfangreiche Tour durch den Mittleren Neckarraum. Beim zehn Terminen soll ausführlich über Für und Wider der ausgewiesenen Standorte debattiert werden. Ziel der Veranstaltungsreihe sei es, eine möglichst umfassende Debatte über Windkraft und die Potenziale vor der Haustür anzustoßen.

„Ich bin froh, dass wir einen Standort haben“

Dort könnte auch eine Bürgerinitiative aus dem Bottwartal Gehör finden, die im Nordosten des Landkreises neun Standorte für Windkraft ausfindig gemacht hat. Es handelt sich offenbar um eine Schar von Idealisten, die weniger den Profit, als vielmehr die Energiewende im Blick haben. Ähnliches ist zurzeit offenbar in Kirchheim am Neckar am Entstehen. Dort haben die Windkraftfreunde einen Mitstreiter im Rathaus. „Ich bin froh, dass wir einen Standort im Regionalplan bekommen sollen“, sagt der Bürgermeister Uwe Seibold.

So weit sind die Rathauschefs im Bottwartal noch nicht. Dort lassen die Kommunen ein Planungsbüro nach Standorten suchen. Solche parallel stattfindenden Suchverfahren seien okay, „aber eigentlich braucht die kein Mensch“, findet Thomas Kiwitt von der Region. Die Kommunen seien zwar vom Land aufgerufen worden, Areale ausfindig zu machen. Doch dabei sei die Region vergessen worden. Nur sie könne mit ihren Grünzügen rechtssichere Planungsverbote – auch für als privilegiert geltende Windräder – ausweisen. Nur sie könne im Umkehrschluss auch festlegen, wo Windräder trotz des wichtigen Schutzes von Grünflächen gebaut werden dürften.