Neun neue Standorte für Windräder hat die Region Stuttgart im Kreis Ludwigsburg ins Spiel gebracht. Die Reaktionen sind gespalten.

Kreis Ludwigsburg - Gut möglich, dass hier der Grüne-Heiner-Effekt am Werk gewesen ist. Das Windrad auf dem markanten Schuttberg an der Autobahn hat bei den Korntal-Münchingern offenbar eine gewisse Abgeklärtheit im Umgang mit Windenergie bewirkt. Als der Verband Region Stuttgart (VRS), mit dem Rückenwind vom Land Baden-Württemberg, seine große Initiative für neue Rotorenstandorte in der Region vorbereitete, stieß er im Korntaler Rathaus auf offene Ohren. Sage und schreibe sechs Bereiche, in denen Windkraft womöglich sinnvoll sei, schlug die Umweltbeauftragte Angelika Lugibihl vor.

 

Der Grüne Heiner gehört nur zu einem Drittel zu Korntal-Münchingen. Bei der Stadtverwaltung hat man kein Problem mit der Vorstellung, dass ein Windrad auf dem eigenen Territorium gebaut werden könnte. Laut dem Plan, den der VRS jetzt vorgelegt hat, könnten es gleich mehrere werden. „Mit einer Anlage auf unserer Gemarkung würde unser Strombedarf zu zehn Prozent gedeckt“, sagt Angelika Lugibihl. Es sei völlig klar, dass sechs Standorte unrealistisch sind. Grundsätzlich gebe es zwar beispielsweise auf dem Kallenberger Höhenrücken ein gutes Windpotenzial. Allerdings komme der Standort nicht in Frage, weil der Abstand zur Wohnbebauung zu gering sei. „Das ist das größte Problem für Windräder in der Region“, sagt Lugibihl.

Angeblich geringe Windstärken

Richtig große Probleme mit der Windkraft hat man anderswo. Die Skepsis fängt schon in der unmittelbaren Nachbarschaft an. Der Schwieberdinger Bürgermeister Gerd Spiegel sieht den Standort an der Grenze zu Münchingen kritisch. Einerseits, weil er unweit des archäologischen Denkmals „Vöhinger Kirchle“ liege. Andererseits liege die Gegend „nach unseren Untersuchungen im untersten Bereich der Windstärken“.

In den sieben Städten und Gemeinden, die die Region als möglichen Standort für Windräder auserkoren hat, wird das Thema Windkraft über die Sommerpause die Verwaltungen beschäftigen. Praktisch überall soll die Debatte über die konkreten Folgen der Energiewende im Frühherbst die Gemeinderäte erreichen. Denn: das letzte Wort bei der Planung haben die Kommunen. Das betont auch Klaus Reitze, Baubürgermeister der Stadt Vaihingen/Enz. Die dortige Verwaltungsgemeinschaft mit den Nachbarn Oberriexingen, Eberdingen und Sersheim will die beiden von der Region vorgeschlagenen Standorte nicht einfach hinnehmen und hat ein eigenes Gutachten in Auftrag gegeben. „Wir wollen uns dazu ein eigenes Bild machen“, sagt Reitze.

Ein voreiliges Nein aus Remseck

Die Initiative der Region sei „begrüßenswert und sinnvoll“. Dennoch sei Skepsis angebracht, immerhin lägen die ausgewiesenen Gebiete rund um die Stadtteile Horrheim, Ensingen und Gündelbach im Naturpark Stromberg-Heuchelberg. Zudem lägen dort Vogelschutzgebiete. „Es gibt da einige Zwänge, die die Sache wohl nicht ganz einfach machen“, sagt Reitze.Relativ einfach gemacht hat man es sich in Remseck. Der Gemeinderat hat sich schon kritisch geäußert, bevor die Region ihre Pläne überhaupt vorgelegt hat. Der einzig denkbare Standort für ein Windrad, zwischen den Remsecker Ortsteilen Neckarrems und Hochberg sowie Waiblingen-Bittenfeld, komme nicht in Frage, weil er in einem regionalen Grünzug liege. Dort herrschte Bauverbot – allerdings nur, bis die Region ihren Windkraft-Vorstoß ins Spiel brachte. Für Rotoren soll es im Regionalplan nämlich Ausnahmen geben.

Heftigen Gegenwind bekam der Ingersheimer Bürgermeister Volker Godel zu verspüren. Der bekennende Windkraft-Verfechter musste sich jüngst harsche Kritik von einzelnen Bürgern anhören. Denn Godel befürwortet der Idee, dass das Ingersheimer Windrad einen Zwilling, der in Richtung Kleiningersheim steht, bekommen könnte. Die Gemeindeverwaltung agiere ohne Rücksicht auf die Anwohner, hieß es. Offenbar sei der Naturschutz mehr Wert als der Mensch. Godel hingegen plädierte für einen vernünftigen Umgang mit dem Thema. Man höre das Ingersheimer Windrad mitnichten Tag und Nacht. Die meisten Bürger hätten sich zudem schlicht an das Windrad gewöhnt.