Der Wolf ist auch im Südwesten auf dem Vormarsch. Hat ein Tier im Landkreis Ludwigsburg jetzt eine Ziege gerissen? Verwilderte Hunde sind nach Ansicht von Experten das viel größere Problem.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Stuttgart - Ein Wolf soll bei Sersheim im Nordwesten des Landkreises Ludwigsburg eine Ziege gerissen haben. Der Halter des Tieres, ein 47-jähriger Mann, habe gesehen, wie der Wolf am Waldrand gelaufen sei, berichtet unsere Zeitung. Er habe den Kadaver 200 Meter vom ehemaligen landwirtschaftlichen Betrieb der Eltern gefunden.

 

Ein Sprecher des Ludwigsburger Polizeipräsidiums sagte, die herbeigerufenen Polizisten aus Vaihingen an der Enz seien sich „relativ sicher, dass es ein Wolf war“. Der Polizei sei kein freilaufender Hund in der Region gemeldet worden.

„Wildernde Hunde sind das größere Problem“

Der Wolfsberater Franz-Otto Müller vom Naturschutzbund (Nabu) Wesermarsch im Landkreis Cuxhaven erklärte: „Wildernde Hunde sind das größere Problem.“

Wolfsähnliche, verwilderte Hunde sind auch im Harz beobachtet worden. Experten gehen davon aus, dass es sich um Wolfshunde oder Mischlinge wolfsähnlicher Rassen handelt. Nach Nabu-Angaben ähneln Wolfshunde Wölfen so sehr, dass auch Fachleute die Tiere oft nur schwer unterscheiden können.

„Wölfe und Wolfshunde sind sehr schwer zu unterscheiden“

Auch Markus Rösler, naturschutzpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion im Stuttgarter Landtag und Wolfsbeauftragter des Nabu, hält es zwar für möglich, dass ein Wolf in der Region herumstreift. „Es ist aber eher untypisch in einer so stark besiedelten Region. Wölfe und Wolfshunde sind sehr schwer zu unterscheiden.“

Nach Aussage des baden-württembergischen Umweltministeriums ist das am 4. Dezember bei Herrenberg-Haslach gerissene Reh von einem wildernden Hund und nicht von einem Wolf getötet worden. DNA-Analysen des Senckenberginstituts in Hessen hätten dies eindeutig ergeben. Es könne allerdings nicht ermittelt werden, um welche Hunderasse es sich handelt, erklärte Pressesprecherin Silke John.

Bauernbund für härtere Gangart

Der nach dem Bundesnaturschutzrecht streng geschützte Wolf ist in Deutschland auf dem Vormarsch. Im Südwesten sind bisher nur Einzelgänger und keine Wolfsrudel bekannt.

Der Brandenburger Bauernbund will Korrekturen an der erst im Dezember unterzeichneten ersten Wolfsverordnung erreichen. Aus Sicht des Bundes ist der lange diskutierte Kompromiss wirkungslos und „komplett untauglich“. Weidetierhalter würden dem Wolf weiter wehrlos gegenüber stehen.

Die zu Jahresanfang in Kraft getretene Brandenburgische Wolfsverordnung erlaubt als letztes Mittel den Abschuss, wenn andere Maßnahmen wie Verscheuchen oder Schutzzäune keinen Erfolg bringen. Die Brandenburger Verordnung ist die erste bundesweit. Das Land hat derzeit die meisten Wölfe mit 22 Rudeln und drei Paaren.