Trotz der judenfeindlichen Verfügungen der Herrscher belegen verschiedene Quellen den vergleichsweise konfliktfreien Alltag in Hochberg. So wurde im Jahr 1837 dem Juden Salomon Röscher das Bürgerrecht verliehen, im Jahr 1852 war knapp die Hälfte der Einwohner des Orts jüdischen Glaubens. Doch die steigende Bevölkerungszahl brachte organisatorische Probleme mit sich: Verstorbene sollen nach dem jüdischen Glauben innerhalb von 24 Stunden beerdigt werden. Für die Hochberger Juden, die ihre Toten bislang hauptsächlich in das knapp sechs Stunden entfernte Freudental gebracht hatten, ein enormes Problem. Daher wurde der jüdische Friedhof außerhalb der Ortsgrenzen zweimal erweitert. Dort wurden nicht nur Juden aus Hochberg bestattet, auch die Stuttgarter Bankiersfamilie Kaulla und die Ludwigsburger Kaufmannsfamilie Jordan fanden dort ihre letzte Ruhestätte.

 

Viele Juden wanderten aus, zum Beispiel in die USA

Der württembergische Erlass zur Freizügigkeit bedeutete schließlich das Ende der jüdischen Gemeinde in Hochberg. Von 1864 an konnten die württembergischen Juden ihren Wohnsitz frei wählen und waren nicht mehr verpflichtet, sich in bestimmten Gemeinden niederzulassen. In den folgenden Jahren verließen nahezu alle Familien Hochberg, viele wanderten aus, zum Beispiel in die USA. Die Hochberger Juden verteilten sich in die ganze Welt.

Heute sind die Gräber auf dem Friedhof verwittert, die Inschriften verwaschen, der Sandstein ist abgebröckelt. Doch auf einigen Gräbern liegen Steine, die so aussehen, als seien sie dort erst kürzlich abgelegt worden. Zeichen von Besuchen in der Heimat.