Im Kreis Esslingen haben viele Menschen Probleme mit den hohen Energiekosten. Manche Haushalte können ihre Strompauschale oder die Nachzahlung nicht begleichen. In solchen Fällen hilft der Kreisdiakonieverband.

Region: Corinna Meinke (com)

Seit einem Jahr berät der Kreisdiakonieverband Esslingen einkommensschwache Haushalte beim Thema Energiekosten. Familien, Paare und Singles, die sich die hohen Energiekosten seit der durch den Ukraine-Krieg ausgelösten Krise nicht mehr leisten können, wird dort finanzielle Hilfe angeboten. Inzwischen haben rund 180 Haushalte Unterstützung erhalten.

 

Der Bedarf an solchen Energiekosten-Beratungen sei groß, ihnen sei regelrecht die Tür eingerannt worden, berichtet Reinhard Eberst, der bei der Diakonischen Bezirksstelle Kirchheim den Fachbereich Diakonischer Grunddienst leitet. Zehn neue Fälle pro Woche im Kreis seien inzwischen die Regel. Eberst betont, dass es ohne Strom kein vernünftiges Wohnen und keine Existenz gebe.

Immer wieder kommen nach Worten von Beraterin Kathrin Hägele Menschen zu ihr, die wegen einer Stromsperre durch den Anbieter seit Tagen oder Wochen ohne Strom auskommen müssten. Eine Stromsperre werde von Energieunternehmen verhängt, wenn Kunden ihre Rechnung nicht bezahlen. In solchen Fällen nehme sie als erstes Kontakt mit dem jeweiligen Anbieter auf.

Fred Küspert, Kathrin Hägele und Reinhard Eberst (von links) arbeiten für den Kreisdiakonieverband. Foto: Corinna Meinke

Vor allem die hohen Abschläge für Strom machen nach ihren Worten vielen Menschen zu schaffen. Sie erlebe bei Familien monatliche Abschlagszahlungen von bis zu 200 Euro, aber auch hohe Nachzahlungen lasteten oft schwer auf ihren Klienten. Längst belasten neben hohen Mieten auch hohe Nebenkosten das Budget in vielen Haushalten mit kleinem oder auch mittlerem Einkommen.

„Wir kümmern uns vor allem um einkommensschwache Haushalte, die wohngeldberechtigt sind“, erklärt Eberst. Er erläutert den Begriff an zwei Beispielen: So gelte ein Einpersonenhaushalt mit einem monatlichen Bruttoeinkommen von 2131 Euro bereits als einkommensschwach, bei einer vierköpfigen Familie liege die Grenze bei brutto 4800 Euro. Allerdings kämen viele ihrer Klienten gar nicht in diese Bereiche, sondern verdienten deutlich weniger.

Energie-Paten helfen ehrenamtlich

Weil es in vielen Haushalten neben der Frage nach dem günstigsten Stromtarif tatsächlich um jeden Euro gehe, kommen nach der Beratung zusätzlich ehrenamtliche Energie-Paten ins Spiel, so wie Fred Küspert aus Ostfildern. Der 70-jährige Maschinenbauingenieur hat lange als Fachmann für Energiesysteme gearbeitet. Für den Kreisdiakonieverband geht er nun mit den Betroffenen in ihrer Wohnung in den Energie-Dialog.

Dieser Dialog ist Teil des Projekts „Energieberatung für einkommensschwache Haushalte“ der Verbraucherberatung Baden-Württemberg, das unter anderem von der Klimaschutzagentur des Landkreises Esslingen unterstützt wird.

In einem rund einstündigen Gespräch kümmert sich Küspert um die Themen Heizung und Stromversorgung. Er gebe Tipps zum sparsamen Energieverbrauch. Das gehe los bei wassersparenden Duschköpfen, abschaltbaren Steckerleisten, die er mitbringe, aber auch Heizungsthermostate, LED-Beleuchtung und Zugluft-Stopper böten oft Entlastung. Manchmal lasse sich auch ein Balkonkraftwerk installieren.

Alte Geräte können richtige Stromfresser sein

Häufig seien alte Kühl- und Gefrierschränke sowie Boiler wahre Stromfresser, ergänzt der Fachmann. Wenn eine Neuanschaffung zu teuer für die Betroffenen sei, könne auch hier der Kreisdiakonieverband helfen, sagt Eberst.

Gefördert wird die Energiekosten-Beratung von der Stiftung Deutsches Hilfswerk der Deutschen Fernsehlotterie und der Evangelischen Landeskirche, die die Mittel aus der Kirchensteuer nutzt, die die Kirche 2022 für die einmalige Energiepreispauschale des Bundes zusätzlich eingenommen hatte. Schon bei der Konzeption des Projekts Energiekostenberatung vor einem Jahr war klar, dass die Kirche keinen Profit aus der Krise schlagen will, sondern im Schulterschluss Menschen etwas Gutes tun möchte, die auf der Agenda sonst nicht ganz oben stehen.