Videokassetten und Dias waren gestern, auch der Overheadprojektor hat längst ausgedient. Solche inzwischen museal anmutenden Dinge sind im Fundus des Kreismedienzentrums Esslingen zwar noch zu finden, aber sie haben im Zeitalter der Digitalisierung eher nostalgischen Wert. Heutzutage würden die Lehrer im Klassenzimmer den Beamer anschalten oder mit Tabletcomputern arbeiten, berichtet Jochen Keil. Er ist der Leiter der Einrichtung – und Hüter von rund 20 000 Lehrmaterialien. Es sind Präsentationen, Fotos, Filme und Erklärvideos, die den rund 210 Schulen im Landkreis für den Unterricht zur Verfügung gestellt werden.
Ausleihe online statt an der Theke
Bis vor wenigen Jahren ist das Kreismedienzentrum noch das gewesen, als was es einst gegründet worden war: ein reiner Bild- und Tonverleih. In riesigen Regalen stapelten sich in der früheren Kreisbildstelle Filmrollen, Tonträger, DVDs und Abspielgeräte, die über die Ausgabetheke gereicht wurden. Heute gibt es nur noch wenige Regale und das Verleihgeschäft vor Ort ist praktisch auf Null zurückgegangen. Grund dafür ist die Digitalisierung. Streaming direkt ins Klassenzimmer und Downloads aus Mediatheken sind inzwischen bei den allermeisten Medien möglich. „18 000 Titel sind bereits online zugänglich“, berichtet Jochen Keil. 30 000 Nutzer pro Tag auf dem Servier seien keine Seltenheit.
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Dennoch hat das Team, das dieser Tage aus dem Untergeschoss des alten Esslinger Landratsamtes in den Pulverwiesen in den Verwaltungsneubau nach Plochingen umzieht, so einiges in Kisten zu packen – in erster Linie technische Geräte wie Laptops, iPads, Smartphones, Kameras, Mikrofone und Headsets. Denn zum Auftrag des Kreismedienzentrums gehört neben der Beschaffung von audiovisuellen Medien, die sich thematisch auf die Lehrpläne der verschiedenen Schularten im Kreis beziehen, auch immer noch der Verleih der entsprechenden Produktions- und Präsentationsgeräte. „Das sind heutzutage beispielsweise VR-Brillen, 3-D-Drucker und Drohnen“, sagt Jochen Keil und schmunzelt beim Gedanken an seine Schulzeit. „Da hat sich sehr viel verändert.“
Mit Anschaffung von Hardware ist es nicht getan
In der Begleitung dieser technischen Revolution sieht er die kreiseigene Serviceeinrichtung, die sich inzwischen zu einem medialen Kompetenzzentrum entwickelt hat, stärker denn je gefordert. „Wir wollen die Digitalisierung erlebbar machen, dabei Möglichkeiten aufzeigen und Ängste nehmen.“ Denn seit der coronabedingten Schließung der Schulen boomen digitale Lernformate. Das Land hat zwar viel Geld für den Ausbau der Infrastruktur zur Verfügung gestellt, doch mit der Anschaffung der Hardware ist es nicht getan. Auch die Verwaltung und Einbindung ins schulische Netzwerk wollen sichergestellt, die Geräte gepflegt werden. Das Kreismedienzentrum mit seinen IT-Experten und medienpädagogischen Fachkräften bietet sich deshalb als Berater und Dienstleister für Lehrerinnen und Lehrer an. Welches Betriebssystem ist geeignet? Was kann man mit Computerprogrammen und Medienprodukten machen? Welche Portale zur Internetrecherche sind sicher?
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Die Nachfrage sei groß, sagt Jochen Keil und fügt im Brustton der Überzeugung hinzu, dass die Workshops, Schulungen und Weiterbildungsangebote noch an Bedeutung gewinnen werden. Deshalb wird das Team des Kreismedienzentrums mit den bislang acht Personalstellens am Standort in Plochingen personell aufgestockt. In den neuen Räumen sollen Schulleitungen und Lehrerkollegien wie in einer Art Showroom mit den neuen technischen Möglichkeiten vertraut gemacht werden. Denn der digitale Fortschritt eröffnet immer neue Möglichkeiten. Kaum existiert eine neue App, ein neues Online-Spiel oder eine neue Funktion in den sozialen Medien, schon nutzen sie viele Kinder und Jugendliche. Dass Lehrer mit den aktuellen Entwicklungen – und somit mit ihren Schülern – Schritt halten können, das treibt Jochen Keil und sein Team um. Er ist selbst Lehrer, unterrichtet noch zwei Stunden in der Woche Musik an einer Nellinger Schule. „Da kriegt man viele Problemstellungen direkt mit“, sagt der technikaffine Pädagoge, der vor anderthalb Jahren die Leitung der Landkreiseinrichtung übernommen hat. „Ich will eine Basis, mit der Lehrerinnen und Lehrer ordentlich arbeiten können.“
Auf der Höhe der Zeit bleiben
Auf der Höhe der Zeit zu bleiben, sei eine Herausforderung, ist sich Jochen Keil bewusst. „Aber es wird auch nicht langweilig.“ Er hat viele Projektideen, die er in Kooperation mit verschiedenen Partnern dezentral umsetzen will. „Wir werden unsere Schlagzahl erhöhen, um mit dem Tempo der Digitalisierung Schritt zu halten“, kündigt der Leiter des Esslinger Kreismedienzentrums an.
Aufgrund des Umzuges ist das Kreismedienzentrum Esslingen bis 25. März ganztägig geschlossen. Ab dem 28. März ist es im neuen Verwaltungsgebäude des Kreises in Plochingen, Am Aussichtsturm 7, wieder geöffnet.
Die Kernaufgaben des Kreismedienzentrums
Bildung
Das Kreismedienzentrum erwirbt Lizenzen für Unterrichtsmedien, unterstützt die Lehrkräfte bei der Integration audiovisueller Medien in den Unterricht, hilft bei technischen Fragen des Medieneinsatzes an Schulen, in Kindergärten und in der Kinder- und Jugendarbeit und berät Schulleitungen sowie Lehrkräfte bei medienpädagogischen Fragen. Auch anderen Personen werden Geräte und Medien teils gegen Gebühr zur Verfügung gestellt.
Ausleihe
Für die Produkten und Präsentation von Medien hält das Kreismedienzentrum technische Geräte für die Ausleihe parat, zum Beispiel Beamer und Großbildwände, iPods und Digitalkameras sowie zahlreiche DVDs und Videos. Die Palette der technischen Ausstattung umfasst darüber hinaus auch Dinge wie Schallpegelmessgerät, Wärmebildkamera, Diascanner und Endoskop.