In Gebersheim herrschen große Enttäuschung und Unmut, weil die Kreissparkasse die Filiale im Leonberger Teilort Ende 2022 nach Höfingen verlagern will.

Leonberg - Wie die Wellen an einer felsigen Brandung sind unsere Argumente für den Erhalt einer Filiale der Kreissparkasse in Gebersheim zerschellt“, sagt Regina Paulik. Die Freie-Wähler-Ortschaftsrätin hatte – gemeinsam mit Ortsvorsteher Wolfgang Kühnel – ein Treffen mit Michael Fritz, Vorstandsmitglied und künftiger Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Böblingen, und Steffen Killian, der den Geschäftsbereich Privatkunden Leonberg verantwortet. Das Stadtteil-Gremium will die Schließung nicht kampflos hinnehmen.

 

Zehn Filialen sollen geschlossen werden

Gebersheim gehört mit Flacht und Schafhausen zu den zehn Standorten der Kreissparkasse, die geschlossen und in größere Filialen integriert werden. Bei Beratung und Service setzt die Kreissparkasse verstärkt auf Online-Angebote. Gebersheim und Höfingen werden im Dezember 2022 am Standort in Höfingen zusammengeführt, die Filiale in Schafhausen wird in den Standort Weil der Stadt integriert. Kunden der Flachter Filiale werden von Juni 2022 an am Standort in Weissach betreut.

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Viele Gründe würden in Gebersheim für den Erhalt der Bankfiliale sprechen, meint der Ortschaftsrat in einem Brandbrief und knüpft an einen Werbespot der Sparkasse von 2015 an: „Die Kunden laufen uns weg...“ ergo – „persönliche Beratung“ – „...immer eine Filiale in der Nähe“. Den Gebersheimern war es schon immer wichtig, dass aus dem Stadtteil kein „verschlafener“ Ort wird – und sie tun auch etwas dagegen. Mit der Gründung einer Genossenschaft sowie finanziellem Einsatz und einem hohen Maß an ehrenamtlicher Tätigkeit haben sie die Nahversorgung durch den „Gebers Landmarkt“ gerettet.

Keine Möglichkeit, an Wechselgeld zu kommen

Da bereits die Volksbank ihre Türen geschlossen hat und den Kunden nicht einmal ein Briefkasten zur Verfügung steht, sondern nur noch der Geldautomat als „Dienstleistung“ erhalten blieb, sei der Wegfall der Kreissparkassen-Filiale äußerst ungünstig. Ortsansässige Unternehmen hätten ohne eine Bankfiliale im Ort keine Möglichkeit, kurzfristig an Wechselgeld zu kommen.

Kleine Beratungsgespräche und spontane Informationen von Mensch zu Mensch stärkten das Vertrauen der Kunden – das würde alles mit der Schließung der Filiale wegfallen. Kunden, die – meist aus Altersgründen – mit Online-Banking nicht zurechtkommen, hätten künftig für jede kleine Erledigung bei der Bank große Wege zurückzulegen.

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„Die Verlegung der Filiale nach Höfingen ist aus unserer Sicht nicht die ideale Lösung“, sagen die Gebersheimer Ortschaftsräte. In Höfingen sei die Parksituation unerfreulich bis ärgerlich – in Gebersheim dagegen seien ausreichend Parkplätze vorhanden, argumentieren sie. Auch sei der Eingangsbereich der Filiale Höfingen für gehbehinderte Menschen nur schwer zugänglich.

Die Filiale zahlt sich nicht aus

„Vor ein großes Problem gestellt sehen wir Bürger ohne Auto. Die Busverbindung von Gebersheim nach Höfingen ist inexistent und der Weg mit dem öffentlichen Personennahverkehr würde unpraktikabel über Leonberg – mit Umsteigen nach Höfingen – verlaufen“, geben die Gebersheimer Ortschaftsräte zu bedenken. „Es wäre bestimmt eine Überlegung wert, die Filiale in Gebersheim zu erhalten.“

Doch nach dem Gespräch hat Regina Paulik wenig Hoffnungen. „Die Kreissparkasse will dort investieren, wo es von den Kundinnen und Kunden nachgefragt wird und es sich unternehmerisch auszahlt“, wurde ihr mitgeteilt. Eine Filiale zahle sich nur in einer Ortschaft mit mehr als 4000 Einwohnern aus – Gebersheim hat gerade mal rund 2400. In Warmbronn hingegen wirke sich günstig aus, dass die Bewohner hier über eine sehr hohe Kaufkraft verfügen und im benachbarten Renningen die BW-Bank Personal abbaut und ihre Filiale schließt.

Zwei Drittel haben Online-Zugang

In Gebersheim rechne die Kreissparkasse kaum noch mit Neukunden-Gewinnung, sondern allenfalls mit einer Verlagerung. Auch sei es schwer, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für kleine Bankfilialen zu gewinnen, erfuhr Regina Paulik. Rund zwei Drittel der Kunden hätten bereits einen Online-Zugang; zudem bleibe der Bankautomat am Ort erhalten – das sind alles Argumente der Kreissparkasse, die Filiale zu schließen. Die Bank baue auch auf den Telefon-Service. In Härtefällen sei es möglich, dass Bargeld nach Hause gebracht werde.

„Wir sind sehr enttäuscht. Selbst die Möglichkeit, Überweisungen vor Ort einzuwerfen, wird abgeschafft“, sagt die Gebersheimer Ortschaftsrätin. Nun werde wohl ab Februar das Programm auf drei Nachmittage in der Woche „angepasst“, Ende 2022 folge dann wohl das endgültige „Aus“ für die Sparkasse in Gebersheim.

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Oder die Gebersheimer drehen das Rad der Geschichte um rund 70 Jahre zurück. Als Gottlob Epple, der in Leonberg Flaschnermeister bei Hermann Soller Senior war, für seine Frau Else zum Kaufmann wurde, eröffneten die Eltern von Ortschaftsrat Martin Epple (Freie Wähler) 1954 in der Dobelstraße das damals modernste Bedienungsgeschäft, und das Gasthaus Brunnenstüble dazu. Im Laden hat Vater Gottlob auch die Filiale der Kreissparkasse betrieben. Das ist aber wohl nur ein nostalgischer Blick in längst vergangene Zeiten.