Lothar Kümmerle präsentiert als kommissarischer Nachfolger des vor zwei Wochen geschassten Vorstandsvorsitzenden Bernd Fickler für die Kreissparkasse ein „zufriedenstellendes“ Jahresergebnis.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Waiblingen - Der eigentliche Anlass der Pressekonferenz, die Jahresbilanz der Kreissparkasse Waiblingen, ist fast zur Nebensache geraten. Der Grund: Vor knapp zwei Wochen hat sich das Geldinstitut aus heiterem Himmel von seinem Vorstandsvorsitzenden Bernd Fickler getrennt. Lothar Kümmerle, bis dahin der Stellvertreter, hat kommissarisch dessen Funktion übernommen. Zu den Hintergründen wollten bei der Bilanzpressekonferenz am Mittwoch weder er noch seine Vorstandskollegen Ralph Walter und Ines Dietze Stellung nehmen.

 

Der Landrat sagt nicht viel

Wie sie ist auch der Verwaltungsrat des Kreditinstituts zur Verschwiegenheit vergattert worden. Darauf habe man sich in einem Aufhebungsvertrag geeinigt, sagt der Vorsitzende des Kontrollgremiums, der Landrat Richard Sigel, und verweist auf eine gemeinsame Verlautbarung, die er am Freitag vor zwei Wochen herausgegeben hatte. Darin heißt es mehr als knapp: „Die Kreissparkasse Waiblingen und Herr Fickler haben sich nach über fünf Jahren erfolgreicher Tätigkeit entschieden, die Zusammenarbeit im gegenseitigen Einvernehmen vorzeitig zu beenden.“

Auch, wie es im Vorstand weitergeht, bleibt offen. Diesbezüglich werde sich der Verwaltungsrat der Kreissparkasse „zu gegebener Zeit“ erklären, heißt es auf Nachfrage aus dem Landratsamt. Bleibt es bei dem nun wieder auf drei Köpfe reduzierten Vorstandsteam, das Fickler selbst vor zwei Jahren noch um Ines Dietze als erster Vorstandsfrau in der Geschichte der Kreissparkasse Waiblingen erweitert hatte? Oder wird die Position des Vorsitzenden neu ausgeschrieben? „Beide Varianten sind vorstellbar“, lautet eine mit dem Landrat abgestimmte Antwort.

Gerüchte verdichten sich

Unterdessen haben sich die Gerüchte aber verdichtet, warum Bernd Fickler vor zwei Wochen mit sofortiger Wirkung seinen Posten hat räumen müssen. Der Grund sollen unverhältnismäßige Spesenabrechnungen sein, etwa für Geschäftsessen, die statt im Remstal auch mal im Elsass verabredet worden sein sollen. Es ging bei weitem nicht um Summen, welche die Bank an den Rand des Ruins getrieben hätten, aber um Dinge, die sich gerade für einen Sparkassenvorstand einfach nicht gehörten, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Fickler habe das Maß nicht gehalten.

Sein Vertrag wäre eigentlich noch bis zum Jahresende gelaufen. Die von ihm in den vergangenen viereinhalb Jahren vorgelegten Geschäftsbilanzen hätten sicherlich für eine Verlängerung gesprochen. Auch der jüngste Bericht für das vergangene Jahr, nun eben von Lothar Kümmerle kommentiert, wäre wohl kein Grund, um am Management zu zweifeln.

„Anspruchsvolles, aber solides Jahr“

Unter dem Strich stehe erneut ein zufriedenstellendes Ergebnis, betont der kommissarische Vorstandschef. „Wir hatten ein anspruchsvolles, aber solides Jahr“. Trotz deutlich spürbarer Auswirkungen der anhaltenden Niedrigzinsphase sei die Bilanzsumme um 3 Prozent auf rund 7,8 Milliarden Euro gesteigert worden. Mit einem Ertrag von 88 Millionen Euro habe man an das gute Vorjahresergebnis (89 Millionen Euro) anknüpfen können – trotz steigender Regulatorik und einem tief greifenden Umbau der Beratungsstruktur im Privatkundengeschäft.

Allerdings würden in den kommenden Jahren wohl einige Anstrengungen nötig sein, um ähnliche Ergebnisse zu erzielen, mahnt Kümmerle. Zum einem gelten von 2019 an für Banken erhöhte Anforderungen an die Eigenkapitalausstattung, zum anderen sei vorerst nicht damit zu rechnen, dass die Zentralbank ihre Leitzinsen signifikant erhöhe. Bisher habe die Sparkasse einen Gutteil ihrer Erträge aus langfristig abgeschlossenen Verträgen generiert, die nun peu à peu ausliefen.

„Effizienzstrategie“ nötig

Man werde deshalb weiter an einer Effizienzstrategie arbeiten müssen, sagt Kümmerle – sprich auch: Sach- und Personalkosten senken. Betriebsbedingte Kündigungen schließt der Vorstand zwar aus, aber man werde sich im Rahmen der Fluktuation jede Stelle genau ansehen müssen. Das gilt wohl auch für das mehr als 80 Orte umfassende Filialnetz, wenngleich man an dem bewährten und sogar ausgebauten Konzept „Kompetenz in der Fläche“ auf jeden Fall festhalten wolle, wie Ines Dietze betont. Ganz egal, welchen Weg die parallele Weiterentwicklung zu einem digitalen Dienstleister nehmen werde, so Dietze: „Wir wollen weiterhin Sparkasse bleiben.“

Anmerkung der Redaktion: Mittlerweile wurde das Verfahren gegen Bernd Fickler gegen Zahlung einer Geldauflage eingestellt.

Zahlen und Fakten zur Kreissparkasse Waiblingen

Bilanzsumme
Das Geschäftsvolumen ist im vergangenen Jahr von knapp 7,6 auf gut 7,8 Milliarden Euro angestiegen. Die Kundeneinlagen wuchsen um 4,5 Prozent auf knapp 5,7 Milliarden Euro.

Mitarbeiter
Die Sparkasse beschäftigt 1358 Mitarbeiter. Im Vorjahr waren es 1370. 52 Lehrlinge und Studenten haben im September eine Ausbildung gestartet, insgesamt sind zurzeit 122 junge Menschen in Ausbildung.

Online
Mehr als acht Millionen Seitenaufrufe verzeichnete die Internetseite der Sparkasse im vergangenen Jahr. Die Zahl der aktiven Online-Banking-Nutzer wird mit 66 700 angegeben.

Investition
Der Sparkassenturm am Alten Postplatz 8 in Waiblingen wird zurzeit grundlegend saniert. Die Abbrucharbeiten im Inneren sind bereits abgeschlossen. Nun soll das Gebäude eine komplett neue Fassade erhalten. Die Bank investiert 8,5 Millionen Euro.