Ines Dietze ist nach der Trennung von Bernd Fickler im Sommer vergangenen Jahres überraschend zur Vorstandsvorsitzenden der Kreissparkasse Waiblingen ernannt worden. Jetzt hat die baden-württembergweit erste Chefin einer Bank ihre erste Bilanz vorgelegt.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Waiblingen - Trotz anhaltend niedriger Zinsen, neuer Regulierungsvorgaben und Herausforderungen in Sachen Digitalisierung hat die Kreissparkasse Waiblingen das vergangene Geschäftsjahr mit einem deutlichen Wachstum abgeschlossen. Laut dem vorläufigen Jahresabschluss legte das Geschäftsvolumen um 6,7 Prozent auf gut 8,3 Milliarden Euro zu. Unter dem Strich bleibt ein Betriebsergebnis in Höhe von 88 Millionen Euro, mit 50 Millionen davon soll jetzt das Eigenkapital aufgestockt werden. Der Vorstand spricht schwäbisch von einem „zufriedenstellenden“ Gesamtergebnis. Im internen Ranking der baden-württembergischen Sparkassen liegen die Waiblinger in ihrer Größenkategorie auf Platz zwei.

 

Großer Zuwachs bei Firmenkrediten

Getragen wird das Ergebnis vor allem von Zuwächsen im Kreditgeschäft (plus 5,5 Prozent). Insbesondere die Firmenkunden waren ausleihfreudig. Mit einem Plus von rund 253 Millionen Euro, einer Steigerung um neun Prozent, blicke man auf das „erfreulichste Jahr in dieser Dekade“ zurück, sagt das für diesen Bereich zuständige Vorstandsmitglied Ralph Walter.

Für das Führungsgremium sei 2017 indes „ein besonderes Jahr“ gewesen, räumte Ines Dietze ein. Die 51-Jährige war nach der Trennung von Bernd Fickler, dem bisherigen Vorstandsvorsitzenden, im Sommer an die Spitze der Sparkasse gerückt – als erste Chefin eines baden-württembergischen Bankunternehmens überhaupt.

Mit der Entscheidung des Verwaltungsrats war auch die Vorgabe verbunden, das Vorstandsgremium von bis dato vier auf drei Personen zu reduzieren, neben Dietze und Walter gehört dem Gremium noch Lothar Kümmerle an. Entsprechend habe die Aufbauorganisation überarbeitet werden müssen. Ines Dietze dazu: „Die vergangenen Monate haben uns alle sehr gefordert. Wir sind aber jetzt so aufgestellt, dass wir die anstehenden Aufgaben gut und erfolgreich bewältigen können.“ Die eigene Strategie beschreibt die neue Chefin damit, „nachhaltig auf hochqualifizierte Beratung, kundenorientierten Service, die Förderung unserer Mitarbeiter und den Ausbau unserer modernen Vertriebskanäle“ zu setzen. Etwa die Hälfte der Kunden nutze bereits die Möglichkeit des Online-Bankings, mehr als 210 000 Überweisungen würden jeden Monat im Internet abgewickelt. Auch Online- und Videochats würden zunehmend nachgefragt.

Kleinstfilialen auf dem Prüfstand

Dass man weiter „digital voranschreiten“ will, soll an dem Grundkonzept einer persönlichen Beratung in einem dichten Filialnetz nichts ändern, betont Dietze. Allerdings wolle man sich insbesondere bei der immer aufwendigeren Wertpapierberatung mehr auf die größeren Beratungszentren konzentrieren und das „Nutzerverhalten in den Kleinstfilialen beobachten“. Rund 20 der zurzeit 81 Außenstellen zählen zu dieser Kategorie, sie sind lediglich mit einem oder zwei Mitarbeitern besetzt. Aktuell von einer Schließung bedroht sei keine, sagt Dietze, man werde aber jährlich einen Blick darauf werfen, an welchem Stelle welches Angebot langfristig sinnvoll und machbar sei. Dietze: „Am Ende entscheidet das der Kunde.“

Die Zukunftsaussichten beschreibt Ines Dietze, geboren auf der Ostseeinsel Rügen, wiederum in schwäbisch-zurückhaltender Manier: „Wir sind verhalten optimistisch. Das Ziel sei, „alle Chancen des technischen Fortschritts weiter zu nutzen und dabei Sparkasse zu bleiben“.