Mit teils unorthodoxen Maßnahmen hilft sich der Landkreis aus der Krise und löst ein dringendes Personalproblem.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Böblingen - Im Oktober hatte sich Heidi Kalmbach-Heinz, die langjährige Böblinger Amtsärztin, in den Ruhestand verabschiedet. Seitdem ist die Führungsposition im Gesundheitsamt des Landratsamts unbesetzt – und das in diesen Zeiten.

 

Bekannt ist, dass der öffentliche Gesundheitsdienst Schwierigkeiten hat, Personal zu finden. Auf unorthodoxe Weise hat sich Landrat Roland Bernhard beholfen und Wilhelm Hornauer, den Chef des Veterinäramtes, zum kommissarischen Leiter des Gesundheitsamtes gemacht. Auch ein Veterinär verfüge über das nötige Fachwissen, was Seuchen angehe.

Wilhelm Hornauer ist in Bayern geboren und hat nach dem Studium der Tiermedizin in den Veterinärämtern in Sigmaringen und im Zollernalbkreis praktiziert. Seit Mai 2017 leitet er das Veterinäramt in Böblingen und verantwortet damit neben dem Tierschutz auch die Lebensmittelüberwachung im Kreis.

Dass es im Gesundheitsamt des Kreises nicht ganz so rund läuft, hatten Kreisräte in der jüngsten Sitzung des Sozialausschuss angemerkt. Die Kreispolitiker lobten den besonderen Einsatz der Verwaltung, doch einen Kritikpunkt sprachen fast alle Fraktionen an. Es habe manchmal bis zu fünf Tage gedauert, bis das Gesundheitsamt die Testergebnisse an die Patienten und die behandelnden Ärzte weitergegeben hätte. Viel schneller wäre es gewesen, die Labore hätten die Testergebnisse gleich den behandelnden Medizinern weitergeleitet. In seiner Entgegnung argumentierte der Landrat mit dem vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Verfahren, das die Behörde einhalten müsse. Außerdem sei das Gesundheitsamt chronisch unterbesetzt gewesen.

Große Erfahrung bei Seuchen

Unterdessen fährt der Landkreis langsam aus dem Krisenmodus. Bernhard bedankte sich bei seinen Mitarbeitern, die ihm den Rücken freigehalten hätten. Der Kreis habe noch einmal 20 Beatmungsgeräte bestellt, um insgesamt 120 Beatmungsplätze stellen zu können, sollte der Landkreis tatsächlich auf eine zweite Corona-Welle zusteuern.

Schutzkleidung für 1,9 Millionen

Teuer ist die Krise ohnehin: Das Landratsamt musste für 1,9 Millionen Euro Schutzkleidung für seine Mitarbeiter anschaffen. Früh hatte der Kreis auch Altenheime testen lassen und auch zwei unter den 49 Heimen gefunden, (Leonberg und Weil der Stadt), in denen es mehr als zehn Infizierte gab. Ohne diese Freiwilligenleistung, da ist sich der Landrat sicher, hätte es mehr Todesopfer gegeben.