Als Fahranfänger mit defekter Hupe durch Paris – im jugendlichen Leichtsinn kann man was erleben. Im gesetzten Alter kommen dann die Erinnerungen an die Kreisfahrten um den Arc de Triomphe, wenn man hierzulande erstmals zweispurig kreiselt.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Winnenden - Der große Henry-Dujol-Kreisel auf der Winnender Südumfahrung, benannt nach dem früheren Bürgermeister der Partnerstadt Albertville, bietet endlich die Gelegenheit, hierzulande mit in Frankreich erworbenen Fahrtechniken zu glänzen. Denn mittlerweile ist die Verkehrsführung so geändert, dass man automatisch zweispurig in die breite Fahrbahn kreiselt, auch wenn das manchem nicht geheuer ist, worauf das geringe Tempo schließen lässt. Das weckt Erinnerungen!

 

Immer rum um den Arc de Triomphe!

Etwa an das erste Mal im Auto durch Paris, damals als Fahranfänger in den 80er-Jahren. In einem alten Renault 4 mit defekter Hupe haben wir uns in die Weltstadt mit ihrem legendär hektischen Verkehr gewagt. Am Place Charles de Gaulle haben uns die Einheimischen wenig später dann den bereits ziemlich ramponierten Schneid restlos abgekauft. Denn um den Arc de Triomphe preschen die Pariser mehrspurig und ohne Markierungen herum, was im damals noch nahezu kreisverkehrlosen Deutschland atemberaubend anmutete. Beim Kreisen wird viel gehupt, um sich durchzusetzen. Ohne Tröte geht kaum was. Mehrere Runden hat es gedauert, bis wir mit viel Winken – was freundlich erwidert wurde – wieder draußen waren.

Jahre später dann in Marseilles: in der Peripherie der Hafenstadt jagt ein Kreisel den nächsten, der Verkehr fließt im Zeitraffer. Von allen Seiten heizen die Marseiller mit Todesverachtung in die Kreisverkehre, dass es nicht andauernd kracht, grenzt an ein Wunder. Vor jedem Kreisel holt der Nicht-Marseiller tief Luft und hofft das Beste: ab in die Mitte, geschafft, und jetzt wieder raus. Hysterisches Geschrei der Mitfahrer! Kracht’s jetzt? Nein, geschafft! Hupend und gestikulierend verwünscht uns ein Marseiller. Warum? Keine Ahnung, da kommt schon der nächste Kreisel – tief Luft holen und ab durch die Mitte!

Lahme Enten und auch sonst etwas langsam

Der Vermieter unseres Ferienhauses hat uns dann erklärt, das sei die für Südfrankreich ganz normale Geschwindigkeit. „Les Parisiens“ führen dagegen wie lahme Enten und seien auch sonst überhaupt etwas langsamer. Im Winnender Henry-Dujol-Kreisel käme sich der gute Mann dann wohl vor wie in extremer Zeitlupe.