Einige Wildrosenarten sind sehr selten in Stuttgart – Hellmut Wagner will diese erhalten. Am Waldrand unweit der Sonnenberg Klinik hat er knapp 50 Rosenarten gepflanzt. Doch ein Unbekannter ist nicht begeistert von der Sache und schneidet wahllos Äste ab.

Sonnenberg - Die Blätter der Filzrose fühlen sich durch ihre dichte Behaarung fast samtig an. Hellmut Wagner streicht behutsam über die kleinen Blätter der Pflanze. Von der Wildrosenart gibt es in ganz Stuttgart nur noch vier Büsche, sagt der Hobby-Gärtner, „wenn da ein Busch wegkommt, sind das schon 25 Prozent“.

 

Seit 2013 entsteht an einem Waldrand unweit der Sonnenberg Klinik eine kleine Wildrosenlandschaft. Es ist ein Herzensprojekt von Hellmut Wagner. Der Sonnenberger Rentner war früher im Naturschutz tätig und hat deshalb ein Auge für bedrohte Pflanzenarten. „Viele Wildrosen verschwinden an ihren natürlichen Standorten“, sagt der Mann, der auch der zweite Vorsitzende des Sonnenbergvereins ist. Genau diese möchte er erhalten und pflanzt sie deshalb an den Waldrand im Kressart. Das Vorhaben hat er mit dem Forstrevier Degerloch abgesprochen. Einige Büsche mussten entfernt werden, dann konnte Wagner anfangen, die seltenen Rosenarten einzupflanzen.

Rund 50 seltene Arten am Rande des Waldes

„Man muss die Rosen erst einmal kennen“, sagt Wagner. Denn manche Arten, wie die Filzrose, sind nur noch ganz selten in Stuttgart zu finden. „Mein Bestreben ist, dass alle Mutterpflanzen aus Stuttgart sind“, sagt er. Das bedeutet, er holt sich von allen bedrohten und seltenen Wildrosenarten der Stadt einen Ast und vermehrt sie mit Stecklingen. „Ich brauche nur so ein kleines Stück“, sagt er und zeigt auf einen mit Dornen übersäten Ast, „daraus kann ich dann Stecklinge machen“. Mit etwas Geduld und Glück würden dann Rosen dieser Art wachsen und nach einiger Zeit kann Wagner diese auspflanzen. Die ersten Wildrosen, die der Rentner auf die städtische Waldfläche gepflanzt hat, waren Weinrosen und Feldrosen. „Die Feldrose steht auf der Roten Liste der gefährdeten Arten“, sagt er. Spaziergänger können nicht nur diese Information, sondern auch den Namen und die Herkunft der Wildrose einem kleinen Schild entnehmen, das Wagner an jedem der rund 50 Büsche angebracht hat. Bald soll es auch noch eine große Erläuterungstafel für den „Sonnenberger Wildrosenrain“ geben.

Unbekannte schneiden wahllos Äste ab

Doch einen Haken gibt es an dem Projekt. Wagner musste feststellen, dass jemand große Äste der Pflanzen abschneidet und die Informationsschildchen beschmutzt. „Hier ist der Haupttrieb einfach abgeschnitten worden“, sagt er. Ein Rätsel für den Rentner. Denn bei Fußgängern stoße er auf positive Resonanz. „Die meisten halten sehr viel davon und freuen sich über mein Engagement“, sagt Hellmut Wagner. Spaziergänger können die volle Schönheit der Pflanzen erst Mitte Mai sehen, wenn die Rosen blühen.

Hellmut Wagner ist stolz auf sein Projekt und hat im heimischen Garten bereits die nächsten Rosen, die darauf warten, ausgepflanzt zu werden. Nur die keilblättrige Rose fehlt noch in seiner Sammlung. „Bei der ist mir die Vermehrung bisher immer missglückt“, sagt der Hobby-Gärtner. Wenn er das noch schaffe, habe er sein Ziel erreicht und das ganze Spektrum der in Stuttgart vorkommenden Rosen abgedeckt. „Dann bleibt nur noch die Betreuung“, sagt er.