Ein Schock für die Freunde des Bundesstaats: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sieht in der Corona-Krise einen Bedarf mehr Zentralismus. Geht sein Kollege Winfried Kretschmann diesen Weg mit?

Stuttgart - Eine gewisse Geschicklichkeit beim Austausch vermeintlich unumstößlicher Gewissheiten wurde Markus Söder immer schon zugeschrieben. Vor zwei Jahren erklärte er im Strudel mieser Umfragezahlen – die Landtagswahl nahte – „die Zeit des geordneten Multilateralismus“ für beendet. Der „Respekt vor Deutschland“, so sagte der bayerische Ministerpräsident, ergebe sich daraus „dass wir in der Lage sind, unsere Interessen selbst wahrzunehmen“. Doch kam er von solchen Sprüchen wieder ab, als ihm gesagt wurde, dass diese nicht nur die Integrität der deutschen Außenpolitik zerstörten, sondern in der Wählerschaft der Union nicht goutiert wurden. Auch geißelte Söder den „Asyltourismus“, um bald darauf im Landtag in München zu beteuern, nie wieder werde er dieses Wort verwenden, wenn dies jemand verletze. Wiederum ein schneller Schwenk.