Ministerpräsident Winfried Kretschmann fordert mehr Kooperation von Eltern und Lehrern, es müsse eine Art Erziehungspartnerschaft geben. Doch dafür bedürfe es ein Umdenken vieler Eltern, so der ehemalige Gymnasiallehrer.

Stuttgart/Freiburg - Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat Eltern an Deutschlands Schulen zu einem Miteinander mit den Lehrern aufgerufen. Nötig sei eine Erziehungspartnerschaft zwischen Eltern und Lehrern, sagte Kretschmann zur Eröffnung des 28. bundesweiten Gewerkschaftstages der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) am Samstag in Freiburg: „Eltern und Lehrer und Schule müssen an einem Strang ziehen, und zwar möglichst in dieselbe Richtung.“ Nur so erhielten Schüler eine gute Bildung. Baden-Württemberg hat in diesem Jahr den Vorsitz in der bundesweiten Kultusministerkonferenz.

 

Kretschmann, Ministerpräsident seit 2011, war früher selbst Lehrer. „Lehrerin oder Lehrer zu sein - das ist ein schwerer Job. Und es ist ein äußerst wichtiger Job“, sagte Kretschmann: „Trotzdem kriegen Lehrer von vielen Seiten Prügel.“ Schüler könnten jedoch profitieren, wenn Eltern gemeinsam mit Lehrern agieren würden. Nötig sei ein Umdenken vieler Eltern. Lehrer benötigten mehr Respekt und Unterstützung von ihnen.

Kretschmann steht hinter den Studiengebühren

Kretschmann ist nach eigenen Angaben seit den frühen 1980er Jahren GEW-Mitglied. Seine Rede vor dem Gewerkschaftstag wurde von Protesten gegen die am Mittwoch vom Landtag in Stuttgart beschlossenen Studiengebühren für internationale Studenten unterbrochen. Die Gebühren seien richtig, sagte der Ministerpräsident. Es gebe keinen Grund, über sie nun erneut zu debattieren.

Der GEW-Gewerkschaftstag findet alle vier Jahre statt, diesmal in Freiburg. 432 Delegierte aus ganz Deutschland beraten fünf Tage lang die deutsche Bildungs- und Gewerkschaftspolitik der nächsten vier Jahre. Die GEW-Bundesvorsitzende Marlis Tepe forderte Bund und Länder auf, für Bildung mehr Geld bereit zu stellen. Zudem benötigten Lehrer bessere und gerechtere Arbeitsbedingungen.

Der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Reiner Hoffmann, forderte mehr Geld für Bildung und für Lehrer. „Geld ist reichlich vorhanden. Nur häufig leider am falschen Ort“, sagte er. Werde an der Bildung zu sehr gespart, gerate der soziale Friede in Gefahr.

Anmerkung der Redaktion: Das zuvor verwendete Zitat „Dieses ständige Gemotze muss aufhören“ war laut der Agentur zwar im Manuskript enthalten, fiel aber in der Rede nicht. Daraufhin hatte die Agentur eine Berichtigung geschickt.