Die Arbeitnehmervertreter der Autoindustrie beschweren sich in einem Brief beim baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann. Darin schreiben sie, warum sie auch beim Autogipfel teilnehmen wollen.

Chefredaktion: Anne Guhlich (agu)

Stuttgart - Die Betriebsräte der großen baden-württembergischen Autohersteller und Zulieferer sind enttäuscht, dass Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) keine Betriebsräte zum Autogipfel eingeladen hat. „Da Sie nach unserer Kenntnis neben den Verbandsvertretern auf der Unternehmensseite auch etliche Vorstandsvorsitzende unserer Unternehmen zu diesem Austausch eingeladen haben, waren wir etwas verwundert, dass die Spitzen der Betriebsräte der wichtigsten Unternehmen bei diesem Treffen außen vor sind“, heißt es in einem Schreiben der Arbeitnehmervertreter an Kretschmann, das unserer Zeitung vorliegt. Unterzeichnet ist der Brief von den Gesamtbetriebsratschefs Achim Dietrich (ZF), Uwe Hück (Porsche), Michael Brecht (Daimler), Uwe Schwarte (Mahle), Alfred Löckle (Bosch) und von Rolf Klotz, dem Betriebsratschef von Audi in Neckarsulm.

 

Betriebsräte fordern gleiche Einbindung wie Manager

Die Arbeitnehmervertreter fordern, dass sie bei dem anstehenden Transformationsprozess mit einbezogen werden: „Wir wollen mit Blick auf Ihre Initiative dafür werben, die Interessen der Beschäftigten gleichrangig zu den Unternehmensinteressen zu berücksichtigen. Konkret sprechen wir uns für die direkte und gleichgewichtige Einbindung der Betriebsräte im anstehenden Transformationsprozess aus.“ Sie weisen darauf hin, dass der Erfolg der baden-württembergischen Automobilindustrie nur deshalb möglich sei, „weil rund 230 000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer täglich dafür arbeiten.“ Die Betriebsräte der Automobilindustrie sehen die Mitbestimmung und die Beteiligung als Grundpfeiler ihrer täglichen Arbeit. Neben formeller Beteiligung ginge es ihnen dabei auch um Vertrauen und um die Kultur des gemeinsamen Handelns, schreiben sie. „Lassen Sie uns gemeinsam an der Neuerfindung des Automobils arbeiten. Die Erneuerung der Industrie und die Sicherung von Arbeit und Einkommen für die Menschen in Baden-Württemberg gehören zusammen.“

Kretschmann hatte angekündigt, er wolle sich am 19. Mai mit Herstellern wie Daimler, Porsche, Audi und dem Technologiekonzern Bosch sowie Gewerkschaften und Verbänden treffen, um über die Zukunft der Industrie und die Auswirkungen auf das Land zu sprechen.