Beim Dienstwagen eines grünen Ministerpräsidenten wird ganz genau hingeschaut: Wie umweltfreundlich ist die neue Mercedes-S-Klasse von Winfried Kretschmann wirklich? Die Umwelthilfe zweifelt die offiziellen Berechnungen an.

Immendingen/Stuttgart - Neuer Dienstwagen für Ministerpräsident Winfried Kretschmann - und eine Debatte über Schadstoffe: Der grüne Regierungschef ist nun mit einem modernen Hybridfahrzeug der Daimler-S-Klasse unterwegs, das nach offiziellen Angaben einen CO-Ausstoß von 65 Gramm pro Kilometer hat. „Mein neues Fahrzeug setzt Maßstäbe bei Effizienz und Klimaschutz“, sagte Kretschmann laut Mitteilung bei der offiziellen Übergabe des Wagens am Donnerstag in Immendingen (Landkreis Tuttlingen). Der CO2-Ausstoß von Kretschmanns bisherigem Dienstfahrzeug lag noch bei 115 Gramm.

 

Die Umwelthilfe bezweifelte allerdings, dass Kretschmann sich unter Umweltgesichtspunkten verbessert hat. Für das neue Fahrzeug ergebe sich insgesamt ein CO2-Ausstoß von 140 Gramm pro Kilometer, sagte eine Sprecherin der Umwelthilfe in Berlin.

In den offiziellen Herstellerangaben seien nicht die CO2-Emissionen einberechnet, die durch den Elektromotor und den dafür benötigten Strom anfielen. Ein Daimler-Sprecher bezeichnete die Rechnung der Umwelthilfe allerdings als fachlich nicht korrekt. Für die Berechnung des CO2-Ausstoßes gebe es gesetzlich festgelegte Maßstäbe. Ein Regierungssprecher ergänzte, dass das Staatsministerium Ökostrom beziehe - die Schadstoffbilanz also durch den Strom nicht belastet werde.

Erst einmal Mappus' Karosse übernommen

Das neue Fahrzeug ist Kretschmanns sechster Dienstwagen. Der grüne Ministerpräsident hatte beim politischen Aschermittwoch in Biberach erklärt, dass er zu Beginn seiner Regierungszeit den Wagen seines Vorgängers Stefan Mappus (CDU) übernommen habe - mit einem CO2-Ausstoß von beachtlichen 340 Gramm. Mit jedem neuen Wagen sei dann auch der Schadstoffausstoß gesunken.

Ein Hybridfahrzeug beinhaltet eine Kombination aus Elektroantrieb und Verbrennungsmotor. Kretschmanns neuer Plug-In Hybrid kann zudem an eine externe Steckdose angeschlossen werden. Kurzstrecken in der Stadt will der Regierungschef weiter mit Brennstoffzellenfahrzeugen zurücklegen. Diese Fahrzeuge würden in den Berechnungen der Umwelthilfe überhaupt nicht berücksichtigt, kritisierte der Regierungssprecher.