Winfried Kretschmanns kulturpolitischer Auftritt verbindet geschickt demokratisches Ethos mit einer ausgefeilten Inszenierung.

Stuttgart - Winfried Kretschmann stand an jenem lauen Sommerabend des vergangenen Jahres im Garten des Hauses der Architekten, nahe der Balustrade, als er den wahren Grund offenbarte, weshalb er bei der Landtagswahl im März 2021 erneut antreten müsse. Hinter ihm öffnete sich in Halbhöhenlage der Blick auf den Stuttgarter Talkessel. Offiziell hatte sich der Regierungschef noch nicht erklärt. Kretschmann aber sinnierte, seine Hinwendung zur Philosophie von Aristoteles bis hin zu Jeanne Hersch und Hannah Arendt sei doch eigentlich recht sinnlos, sähe er sich nicht mehr in der Lage, die theoretische Erkenntnis in die politische Tat umzusetzen. Daheim in Sigmaringen-Laiz „Politeia“ lesen, womöglich im Original, allein um sich selbst zu ergötzen? Wie öde.