In Palma de Mallorca dürfen es bald nur noch maximal drei Kreuzfahrtschiffe am Tag sein. Viele Einzelhändler der Balearen-Hauptstadt finden das gar nicht gut.

Korrespondenten: Martin Dahms (mda)

Langsam geht es wieder los. Die Hafenbehörde der Balearen zählte diesen Juni knapp 147 000 Kreuzfahrtschiffpassagiere in Palma. Das waren 46 Prozent weniger als im gleichen Monat vor drei Jahren, als die Welt noch in Ordnung war und niemand an Covid dachte. Auch im kommenden Jahr wird sich das Kreuzfahrtgeschäft noch nicht ganz wieder erholt haben, schätzt die Internationale Vereinigung der Kreuzschifffahrtslinien (Clia), aber doch beinahe: Der Branchenverband rechnet für 2023 mit einem Minus von etwa neun Prozent in den europäischen Mittelmeerhäfen.

 

Von denen ist Palma, gemessen an der Zahl der Kreuzfahrtpassagiere, einer der wichtigsten: die Nummer drei nach Barcelona und Civitavecchia in der Nähe von Rom. Wenn es nach einigen Aktivisten ginge, sollen es ruhig immer weniger werden. Die Schiffe stören, finden sie, und die Menschenmassen, die sich aus ihnen ergießen, auch.

Passagiere sind für Palma ein Problem

Die Regionalregierung der Balearen gehört zu denen, die in den Schiffen und ihren Gästen ein Problem sehen. Nicht grundsätzlich, aber in ihrer Zahl. Man könne es gut verstehen, sagte die Regionalpräsidentin Francina Armengol im Mai, dass die Menschen eine der schönsten Städte am Mittelmeer genießen wollten – nämlich Palma –, aber ebenso gut sei doch zu verstehen, dass die Vorzeigeecken der Stadt unter dem Ansturm der Besucher nicht kollabieren dürften.

Die Deckelung des Kreuzfahrtverkehrs soll helfen, den Kollaps zu vermeiden. Auch in künftigen, besseren Zeiten, wenn weder Viren noch andere Krisen den Menschen die Lust am Reisen nehmen.

Nur noch 8500 Passagiere pro Tag in Palma erwünscht

Zwei Jahre hat die Regionalregierung mit den großen Kreuzfahrtveranstaltern und dem Handelsverband Clia verhandelt, um im Mai dieses Jahres eine Absichtserklärung zu unterzeichnen, in der sich die Unternehmer zur Selbstbeschränkung verpflichten. Vom kommenden Jahr an sollen höchstens noch drei Kreuzfahrtschiffe gleichzeitig im Hafen von Palma liegen, von denen nur eines eine Kapazität von 5000 Gästen überschreiten darf. Im Durchschnitt einer Woche sollen täglich nicht mehr als 8500 Passagiere in Palma ankommen.

Für dieses Jahr gibt es noch ein paar Ausnahmen, weil die Veranstalter ihre Pläne für 2022 schon gemacht hatten; deswegen sind im Hafen an 18 Tagen auch mal vier Schiffe zu sehen. Die deutschsprachige „Mallorca-Zeitung“ verfolgt die Bewegungen ganz genau. Am vergangenen Wochenende glaubte sie sogar, fünf Kreuzfahrtschiffe zu zählen, gestand an anderer Stelle aber ein, dass manchmal Superluxusjachten nicht von Kreuzfahrtschiffen zu unterscheiden seien. Die Beschränkung auf drei oder ausnahmsweise vier Schiffe gilt nur für Kreuzfahrtschiffe mit mehr als 500 Passagieren.

Täglich kommen 90 000 Menschen in Palmas Altstadt

Palma ist nach dem kroatischen Dubrovnik die zweite europäische Mittelmeerstadt, die die Zufahrt von Kreuzfahrtschiffen beschränkt. Dort sollen nach einem Beschluss von 2018 nur noch zwei Schiffe am Tag mit zusammen höchstens 5000 Menschen ankommen. Dubrovnik hat allerdings nur gut 40 000 Einwohner, ist also schnell von Touristen überschwemmt; Palma hat etwa zehnmal so viele und kann mehr aushalten.

Nach einer Studie, die der Präsident der Bürgerinitiative Palma XXI im Herbst 2018 vorstellte, kommen täglich 90 000 Menschen in die Altstadt von Palma, von denen die meisten Einheimische sind – doch zur touristischen Hochsaison im Juli immerhin auch knapp 38 000 Auswärtige.

Einzelhändler haben kein Verständnis

Nicht alle Kreuzfahrtgäste, die im Hafen von Palma gezählt werden, sind Durchreisende, die nur ein paar Stunden Zeit haben und sich als unfreiwillig lästige Masse durch die Gassen schieben. Etwa die Hälfte der gut zwei Millionen verzeichneten Passagiere im Jahr 2019 begann und beendete ihre Mittelmeerkreuzfahrt in Palma, hatte also vorher oder nachher dieselbe Muße für einen Stadtbummel wie jeder andere Besucher auch.

Das Fachmagazin „Hosteltur“ zitierte im Juli eine Reihe von Mallorquiner Einzelhandelsverbänden, die kein Verständnis für die Restriktionspolitik der Regionalregierung zeigten. Man könne in Palma problemlos durch die Straßen laufen, was „eine großartige Erfahrung“ sei. Und der Kreuzfahrtpassagier sei ein willkommener Besucher, der „zur Wiederbelebung unserer durch Covid geschädigten Wirtschaft beiträgt“. Ein bisschen weniger willkommen als früher ist er auf Mallorca jetzt doch.