Das Kreuzfahrtschiff „Costa Concordia“ hat begonnen, sich aufzurichten. Ein verrosteter Teil des Wracks, das 20 Monate lang auf der Seite im Salzwasser lag, wurde gegen 11 Uhr sichtbar.

Rom - Das Kreuzfahrtschiff „Costa Concordia“ hat begonnen, sich aufzurichten. Ein verrosteter Teil des Wracks, das 20 Monate lang auf der Seite im Salzwasser lag, wurde gegen 11 Uhr sichtbar, wie eine Journalistin der Nachrichtenagentur AFP am Montag auf einem Bildschirm im Presseraum auf der Insel Giglio beobachtete.

 

Mit bloßem Auge war die Aufrichtung des Schiffes nicht zu erkennen, doch war ein zuvor unter Wasser liegender, etwa ein Meter breiter Teil nun zu sehen. Die Arbeiten zur Aufrichtung des Schiffs hatten gegen 09.00 Uhr vor der italienischen Insel Giglio begonnen.

Der Umweltingenieur Marcello Luschi sagte dem Sender Sky TG24, die schwierigste Phase der Aufrichtung - die Loslösung des Schiffs von dem Felsen, auf dem es auflag - sei überstanden. Die Drehung dürfte nun seinen Angaben zufolge schneller vorankommen als zu Beginn. Sergio Girotto, der die Arbeiten für die italienische Firma Micoperi überwachte, ging wie zuvor von einer Dauer von insgesamt zwölf Stunden für die Aufrichtung aus.

Die „Costa Concordia“ war am 13. Januar 2012 mit 4229 Menschen an Bord gekentert. Bei dem Unglück starben 32 Menschen, darunter zwölf Deutsche.

Schlechtes Wetter in der Nacht hatte den Bergungsbeginn frühmorgens zunächst um drei Stunden verzögert. „Um Punkt neun Uhr hatten wir alle Kontrollen durchgeführt und die Bergungsoperation gestartet“, teilte das internationale Expertenteam auf der Insel mit. In dieser kompliziertesten Phase der einzigartigen Bergungsaktion wollen die Experten den Kreuzfahrtkoloss mit Stahlseilen und aufwendiger Technik im Schneckentempo um 65 Grad zurück in seine aufrechte Lage ziehen.

Die beispiellose Bergung kostet nach Angaben der Reederei Costa Crociere insgesamt mindestens 600 Millionen Euro. Das Bergungsteam muss vorsichtig vorgehen, damit das Wrack nicht weiter beschädigt wird oder sogar zerbricht. Danach soll das Schiff mit Schwimmkästen an beiden Seiten flottgemacht werden, um es abschleppen zu können.

Hydraulisches Hebelsystem kommt zum Einsatz

Nach mehreren Stunden müsste bereits sichtbar werden, dass der Kreuzfahrtriese mit einem hydraulischen Hebelsystem zurück in eine aufrechte Position kommt. Der verspätete Beginn ändere nichts daran, dass man mit bis zu zwölf Stunden für die Aufrichtung rechne, teilte Sergio Girotto vom Bergungsteam Titan-Micoperi mit: „Unser Timing ist unverändert“. Alles hänge davon ab, wie sich das Wrack des Schiffes verhalte. Dieses wird permanent überwacht, während es mit Stahlseilen und einem System von Gegengewichten langsam aufgerichtet wird.

Die „Costa Concordia“ war im Januar 2012 vor der Insel auf einen Felsen gefahren und gekentert, 32 Menschen starben bei dem Unglück. An Bord waren mehr als 4000 Menschen. Bei der Evakuierung gab es chaotische Szenen sowie zahlreiche Probleme und Verzögerungen. Vor Gericht in Grosseto steht deshalb Kapitän Francesco Schettino.

Nach dem Schiffbruch wurde das Schiff zunächst stabilisiert. Der Treibstoff und Abwasser wurden abgepumpt. Während der Bergung wird nun auch kontrolliert, ob das Wasser rund um das Wrack verschmutzt wird. Barrieren sollen eindämmen, was noch aus dem Schiff fließt.

Der 300 Meter lange Kreuzfahrtkoloss mit einem Volumen von mehr als 114 000 Tonnen soll danach auf mehreren im Meeresboden vor Giglio verankerten Plattformen liegen und im Frühjahr 2014 weggeschleppt werden.