Krieg in der Ukraine Der Krieg – eine Goldgrube für die Mafia

Die Mafia sieht in jungen geflüchteten Frauen eine leichte Beute. Foto: dpa/Victoria Jones

’Ndrangheta, Camorra und Cosa Nostra wittern die Möglichkeit von mannigfachen illegalen Geschäften.

Die beiden renommiertesten Mafiajäger des Landes schlagen Alarm: Federico Cafiero De Raho, der Chef der nationalen Anti-Mafia-Behörde, sowie Nicola Gratteri, der Staatsanwalt von Kalabrien, der jedes Jahr Hunderte von ’Ndrangheta-Mitgliedern hinter Schloss und Riegel bringt. Die Clans wollen aus dem Krieg in der Ukraine Profit schlagen, warnen beide. „Die Mafia schaut wie immer voraus: Während wir uns noch mit der Gegenwart beschäftigen, arbeiten die Clans bereits an den Geschäften von morgen“, sagte De Raho.

 

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Die Geschäftsfelder, in denen die kalabrische ’Ndrangheta, die neapolitanische Camorra und die sizilianische Mafia aktiv werden wollen und es teilweise schon sind, reichen von Waffenschiebereien bis zur Geldwäsche. „Für die Mafia sind die Waffen das Gold der Kriege“, sagt Anti-Mafia-Chef Cafiero De Raho. Bei Kriegen könnten die Clans auch ihre eigenen Arsenale wieder auffüllen, wie sein Kollege Gratteri anmerkt. „Und wenn man eine Kalaschnikow mit Kokain bezahlt, dann gibt es meist noch einen kräftigen Rabatt.“ Der Bosnienkrieg zum Beispiel sei für die ’Ndrangheta ein Geschenk des Himmels gewesen: „In ihren Waffenlagern entdecken wir bei unseren Razzien bis heute Restbestände aus diesem Konflikt.“

Oligarchen greifen auf die Dienste der Mafia zurück

Lukrativ verspricht auch der Menschenhandel zu werden, bei dem die italienischen Clans seit Langem mit der russischen und ukrainischen Mafia kooperieren. Junge Ukrainerinnen, die mit ihren kleinen Kindern vor dem Krieg fliehen, drohen eine leichte Beute der kriminellen Organisationen zu werden. Diese verhelfen den Frauen zur Flucht, um sie nachher zur Prostitution zu zwingen, ihnen die Kinder wegzunehmen und diese illegal als Adoptivkinder an italienische Paare zu verkaufen. „Bereits heute haben wir von Hunderten geflohenen ukrainischen Frauen und ihren Kindern keine Spur mehr“, sagte Federico Fossa vom UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR der Zeitung „La Repubblica“. Geld hofft die Mafia auch mit der Betreuung und Unterbringung der Geflohenen zu machen. Laut der zuständigen Spezialeinheit der Carabinieri haben ’Ndrangheta, Camorra und Cosa Nostra bereits ein mafiöses Netzwerk geschaffen, getarnt als gemeinnützige Vereine. Das Business erscheint den Clans umso attraktiver, als auch die EU viel Geld beisteuert.

Auf die Dienste der Mafia greifen zunehmend auch russische Oligarchen zurück, die die Beschlagnahmung ihrer Vermögen in Italien befürchten müssen. Laut Erkenntnissen der Finanzpolizei sind die Spezialisten der Clans dabei, russische Vermögen – gegen großzügige Provisionen – eiligst in sichere Steuerparadiese zu schaffen oder in Kryptowährungen zu investieren, die von den Sanktionen kaum erfasst werden können.

Laut Angaben der italienischen Nationalbank sind allein im vergangenen Jahr 13 Milliarden Euro von Russland nach Italien geflossen, fünf Milliarden davon wurden als „suspekt“ eingestuft. Seit Kriegsbeginn sollen bereits Vermögenswerte in Höhe von mehr als einer Milliarde Euro beschlagnahmt worden sein. „Die Regierung ist sich bewusst, dass der bewaffnete Konflikt in der Ukraine den Mafiaclans gefährliche neue Möglichkeiten für illegale Geschäfte eröffnet“, sagte Innenministerin Luciana Lamorgese. „Aber wir sind vorbereitet.“

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