Die Weltordnung wird gerade neu gestaltet, das hat auch fundamentale Auswirkungen auf das westlichen Verteidigungsbündnis, kommentiert unser Brüssel-Korrespondent Knut Krohn

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Die Nato befindet sich in einem fundamentalen Umbruch. Der Krieg in der Ukraine ist nicht der Auslöser für diesen sehr grundlegenden Wandel, aber er hat ihn auf eine fast dramatische Art beschleunigt und verschärft. Das Verteidigungsbündnis wird sich bei seiner Ausrichtung in Zukunft wieder an einem längst überholt geglaubten Freund-Feind-Schema orientieren. Das ist keine schöne Erkenntnis, ist aber der blutigen Realität geschuldet. Das aktuelle strategischen Konzept der Nato aus dem Jahr 2010 liest sich wie ein Papier aus einer anderen Welt. Damals hatten die Alliierten noch gehofft, dass die Zeit der großen Spannungen mit Russland vorbei sei, Moskau wurde sogar als potenzieller Partner gesehen. Der Überfall russischer Truppen auf die Ukraine hat dieser Hoffnung auf Jahrzehnte hinaus ein Ende gesetzt.

 

China steh auf der Seite Moskaus

Auch die pro-russische Haltung Pekings in diesem Krieg hat direkte Auswirkungen auf die Ausrichtung der Nato. Erstaunlich ist, dass dem inzwischen sehr dominant auftreten China von den Militärstrategen im Westen bisher praktisch keine Aufmerksamkeit geschenkt worden war. Das wird sich drastisch ändern, dafür werden vor allem die USA sorgen. Anders als die Europäer hat Washington viel früher auch das Bedrohungspotenzial von China erkannt.

Die USA blicken auf Asien

Diese Verschiebung der militärischen Interessen der USA in Richtung Asien hat auch direkte Auswirkungen auf Europa. Wir werden wesentlich mehr in den eigenen Schutz investieren müssen. Grund ist nicht nur der Nachbar Russland, der mit einem Angriffskrieg in der Ukraine die Friedensordnung Europas zerstört hat. Auch auf die USA ist nicht immer Verlass. Das ist eine der Lehren aus der Zeit des irrlichternden US-Präsident Donald Trump.