Bei der Reihe der Steirer-Krimis in der ARD gibt es einen Wechsel. In der Folge „Steirertod“ wird eine der bisherigen Hauptfiguren aus dem Spiel genommen.

Stuttgart - Was passiert auch heute wieder auf irgendeinem Kanal des öffentlich-rechtlichen Fernsehens um circa 20.17 Uhr? Das ist eine Trainingsfrage aus dem Grundkurs für Hellseher, denn mit einer leicht erklügelbaren Antwort hat man gute Chancen, richtig zu liegen. Mit dieser nämlich: Um ca. 20.17 Uhr wird die Leiche einer Frau gefunden. Mit ein bisschen Wagemut kann man sogar prognostizieren, was drei bis vier Minuten später passieren wird. Eine Polizistin blättert dann in alten Akten herum und sagt: „Ich glaube, wir haben es mit einem Serienmörder zu tun.“ Ein Kollege guckt skeptisch und warnt vor voreiligen Schlüssen.

 

„Steirertod“ im Ersten wäre ein Hit in der Unterstufe der Hellseherschule, weil der von Maria und Wolfgang Murnberger geschriebene Krimi den angehenden Zukunftsdeutern so viel Erfolgserlebnisse zu bieten hätte. Sascha Bergmann (Hary Prinz), bei der Grazer Kripo für Mordsachen zuständig, ist hier – reibungsreiche Dynamik im TV-Krimiteam ist wichtig – erst mal eklig zu einer neuen Kollegin. Und er ist anfangs am Rand der Pflichtvergessenheit wenig auf eine ganze Kette von Prostituiertenmorden konzentriert. Doch die Prognose fällt nicht schwer: Er wird sich zusammenreißen, wird erfolgreich ermitteln und die neue Kollegin (Anna Unterberger) wertschätzen lernen.

Der Tod kann nicht mehr überraschen

Keinesfalls ist „Steirertod“ ein besonders öder Teil des Krimiüberangebots im Fernsehen, im Gegenteil. Wolfgang Murnberger, der auch Regie geführt hat, bemüht sich sehr erfolgreich um kleine Aufrauungen der Oberfläche, darum, dass die Figuren, Szenen und Konflikte nicht einfach durchs Bild glitschen wie Fahrstuhlmusik durch die Kaufhausgänge. Denn Murnberger weiß ja sonst auch kantigeres, originelleres Material sehr zu schätzen. Er hat die Wolf-Haas-Verfilmungen mit Josef Hader als Privatdetektiv Brenner, „Komm, süßer Tod“, „Knochenmann“, „Das ewige Leben“ etwa, ins Kino gebracht. Aber so weit wie die Brenner-Krimis darf die Steirer-Reihe sich eben nicht von dem entfernen, was sich als Kriminorm im Abendprogramm etabliert hat.

Die 2014 mit „Steirerblut“ gestarteten Steirer-Filme gehören zur österreichisch- deutschen Koproduktionsmarke „Landkrimi“ und basieren auf den im Gmeiner-Verlag erscheinenden Romanen von Claudia Rossbacher. In „Steirertod“, dem fünften Teil der Reihe, wird eine der Hauptfiguren herausgeschrieben, ein Prozess, den Zuschauer durch die vielen TV-Ermittlerteams und das unvermeidliche gelegentliche Abspringen von Darstellern gut kennen. Was einmal dramatisch gewesen wäre, ist nun noch mehr Übungsstoff für die Hellseherschule. Auffällig zärtlich und zukunftszugewandt geht es anfangs im Zuhause der schwangeren Polizistin zu. Klar – das kann gar nicht gut enden.

Steirertod. ARD, Samstag, 20.15 Uhr