Bei Barschels Brief stand für Staatsanwaltschaft und BKA fest, dass es sich um eine Fälschung handelte. In dem Schreiben war deutlich zu lesen, dass eine Intrige gegen den damaligen Oppositionspolitiker Björn Engholm geplant war, und nicht nur Barschel selbst, sondern der gesamte CDU-Vorstand daran beteiligt gewesen sein soll. Drommels Analysen ergaben, dass der Brief sprachlich echt war. "Die CDU hatte kein Interesse daran, diese Wahrheit anzuerkennen", sagt er heute. "Es liegt nahe, dass das Schreiben einer der Gründe ist, warum Barschel sterben sollte."

 

Ein weiterer Ansatz für Drommel sind charakteristische Fehler; er klassifiziert sie nach Typen: falsche Verwendung von Redensarten, Fehler im Satzbau, Rechtschreib- und Interpunktionsfehler, regionale Abweichungen von der Hochsprache. Zusätzlich fragt er Zeugen, was die Person für ein Mensch war und welche Motivation sie gehabt haben könnte.

Barschel hinterließ eine Sprachspur

"Eine Richtung der Sprachwissenschaft untersucht Satzbau und Grammatik, Wortwahl, sprachlichen Ausdruck oder Idiomatik, bestenfalls noch Orthografie und Interpunktion", sagt Drommel, "Aber damit greift sie zu kurz." Die Art, in der ein Text beendet wird, oder individuelle Sprachverhaltensmuster, die bei Texten Rückschlüsse auf deren Entstehung ermöglichen, blieben unbeachtet. Und nicht zuletzt vermisst er bei manchem Sprachwissenschaftler kriminalistisches Denken.

Charakteristische Fehler geben Aufschluss über den Autor

Bei Barschels Brief stand für Staatsanwaltschaft und BKA fest, dass es sich um eine Fälschung handelte. In dem Schreiben war deutlich zu lesen, dass eine Intrige gegen den damaligen Oppositionspolitiker Björn Engholm geplant war, und nicht nur Barschel selbst, sondern der gesamte CDU-Vorstand daran beteiligt gewesen sein soll. Drommels Analysen ergaben, dass der Brief sprachlich echt war. "Die CDU hatte kein Interesse daran, diese Wahrheit anzuerkennen", sagt er heute. "Es liegt nahe, dass das Schreiben einer der Gründe ist, warum Barschel sterben sollte."

Ein weiterer Ansatz für Drommel sind charakteristische Fehler; er klassifiziert sie nach Typen: falsche Verwendung von Redensarten, Fehler im Satzbau, Rechtschreib- und Interpunktionsfehler, regionale Abweichungen von der Hochsprache. Zusätzlich fragt er Zeugen, was die Person für ein Mensch war und welche Motivation sie gehabt haben könnte.

Barschel hinterließ eine Sprachspur

"Eine Richtung der Sprachwissenschaft untersucht Satzbau und Grammatik, Wortwahl, sprachlichen Ausdruck oder Idiomatik, bestenfalls noch Orthografie und Interpunktion", sagt Drommel, "Aber damit greift sie zu kurz." Die Art, in der ein Text beendet wird, oder individuelle Sprachverhaltensmuster, die bei Texten Rückschlüsse auf deren Entstehung ermöglichen, blieben unbeachtet. Und nicht zuletzt vermisst er bei manchem Sprachwissenschaftler kriminalistisches Denken.

Im Fall Barschel verglich Drommel private Schreiben an Barschels Frau mit der angeblichen Fälschung. Neben vielen Überschneidungen, fiel ihm etwas sehr Charakteristisches auf: "Uwe Barschel pflegte gegen Ende seiner Briefe einen erweiterten Infinitiv in Verbindung mit einer Negation zu verwenden. So schloss er einen Brief an seine Frau Freya: "Jedenfalls kann ich mich nicht erinnern, jemals einen so langen Brief geschrieben zu haben." Drommel verglich mit der Formulierung im Schriftstück Barschels. "In Erinnerung gemeinsamer Kontakte und weltanschaulicher Prinzipien sowie in der Hoffnung, nicht vergebens an Ihr Herz appelliert zu haben, verbleibe ich als Ihr Uwe Barschel." Ist das bereits ein sprachlicher Fingerabdruck? "Ja", sagt Drommel, "diese Merkmale sind zumindest eine Sprachspur, die man so deuten könnte."

"Bei der Masse an Verbrechen im Internet kommt man kaum noch hinterher."

Drommel hat nicht nur prominente Fälle untersucht. Der Vorsitzende eines Warenhauskonzerns erhielt zum Beispiel schmutzige Briefe. Der Schreiber gab sich als Liebhaber der Ehefrau aus, der die Tagesabläufe der Kinder genau kenne - eine ernste Bedrohung. "Wir kamen darauf, dass es sich um den Chauffeur handeln könnte", erzählt Drommel. Er verglich die Briefe mit privater Korrespondenz des Chauffeurs. Es fiel ihm zum Beispiel die durchgehend falsche Kleinschreibung von "etwas schlechtes wollen" und "etwas schlechtes vorhaben" auf.

Drommel lag bei seiner Arbeit in den vergangenen 25 Jahren meistens richtig. Dennoch gibt es auch für ihn Grenzen. "Allein der Tatort Internet beschäftigt mich fast rund um die Uhr", sagt Drommel. "Straftaten reichen von Mobbing bis hin zu gezielten Angriffen auf Unternehmen." Zurzeit bekommt er so viele Aufträge, dass er einige ablehnen muss. "Vieles lässt sich mit meinen Methoden aufklären", sagt er, "aber bei der Masse an Verbrechen, die durch das Internet erst möglich werden, kommt man kaum noch hinterher."

Buchtipp Raimund Drommel: "Der Code des Bösen. Die spektakulären Fälle des Sprachprofilers". Heyne Verlag, 20 Euro.