Mindestens vier Menschen sind in diesem Jahr nach Gewaltverbrechen im Kreis Ludwigsburg ums Leben gekommen. Das waren die spektakulärsten Kriminalfälle im Jahr 2022.

Digital Desk: Michael Bosch (mbo)

Täglich veröffentlicht die Polizei zig Meldungen: vom harmlosen Unfall bis zum grausigen Tötungsdelikt. Was waren die spektakulärsten und aufwühlendsten Fälle im Jahr 2022? Ein Überblick.

 

Der Fall Tabitha Der wohl aufsehenerregendste Fall, der sich in diesem Jahr im Kreis Ludwigsburg ereignet hat, waren das Verschwinden und der Tod der 17-jährigen Tabitha E. aus Asperg. Der Teenager war Mitte Juli einfach nicht mehr nach Hause zurückgekehrt, kurz darauf veröffentlicht die Polizei eine Vermisstenmeldung. Als drei Tage später eine Leiche im Landkreis Ludwigsburg entdeckt wird, machen schnell Vermutungen die Runde, es könne sich um die Vermisste handeln. Nur wenige Stunden später wird aus den Mutmaßungen traurige Gewissheit.

Relativ schnell ist auch klar, die Schülerin wurde Opfer eines Gewaltverbrechens, Hinweise auf ein Sexualdelikt gibt es jedoch nicht. Bei der Kriminalpolizei wird die Sonderkommission Berg gegründet. Polizei und Staatsanwaltschaft halten sich mit Details zu der Tat aber zurück, auch zum Fundort der Leiche machen sie erst einmal keine Angaben. Wie später bekannt wird, wurde der Körper der jungen Frau an der Enz bei Unterriexingen gefunden. Der Grund dafür, dass die Ermittlungsbehörden sich relativ bedeckt halten: Ein 36-jähriger Verdächtiger sitzt in Untersuchungshaft, schweigt aber zu den Vorwürfen. Das tut er wohl bis heute, weshalb alles auf einen sogenannten Indizienprozess hinausläuft. Die Bestürzung und die Anteilnahme in Asperg und der Region sind in den Tagen und Wochen nach der Tat groß. Unter anderem steht auch das Stadtfest in Asperg im Zeichen des Verbrechens.

Tödliche Messerattacke in Ludwigsburg Nur wenige Wochen später, an einem brütend heißen Tag Anfang August, wird ein Mann auf offener Straße in Ludwigsburg mit einem Küchenmesser attackiert. Der 79-Jährige stirbt wenig später im Krankenhaus an seinen Verletzungen. Noch am selben Tag nimmt die Polizei einen 43-Jährigen fest, der die Tat begangen haben soll. Der Verdächtige und das Opfer kannten sich nicht. Der 43-Jährige befindet sich in einer psychiatrischen Einrichtung. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hat kurz vor Weihnachten dennoch Anklage unter anderem wegen Mordverdachts erhoben.

Mann tötet Frau und Kind Weil sich seine zwei Jahre jüngere Frau von ihm trennen möchte, tötet ein 35-Jähriger im Mai sie und die sechs Jahre alte Tochter mit einem Messer. Anschließend verletzt er sich auch selbst tödlich mit der Stichwaffe. Der vierjährige Sohn überlebt die Bluttat in Eberdingen-Nußdorf schwer verletzt, tags darauf kommt die Meldung aus dem Krankenhaus: Er ist außer Lebensgefahr. Der Ort steht gleichwohl länger unter Schock.

Familie und Seniorinnen in den eigenen vier Wänden brutal überfallen Und plötzlich stehen Räuber in der Wohnung: Gleich drei solcher Fälle hat es in diesem Jahr im Kreis Ludwigsburg gegeben. In Kirchheim am Neckar dringen im Mai vier Männer in ein Haus ein und überwältigen eine 37-Jährige. Als der Ehemann ihr zur Hilfe eilt, wird er niedergeschlagen. Drei weitere Familienmitglieder werden wie die Eheleute mit einer Pistole bedroht, schließlich machen sich die Räuber mit Beute im Wert von mehreren Tausend Euro davon.

Inzwischen zu Haft verurteilt ist der 25-Jährige, der im März eine 90-Jährige in ihrer Wohnung im Marstall in Ludwigsburg überwältigte und fesselte. Warum der Täter der Seniorin eine gelbe Substanz einflößen wollte, konnten die Richter am Landgericht Stuttgart im Verfahren, das im August stattfand, nicht klären.

Als eine 72-Jährige im Mai in Hemmingen bemerkt, dass sie gar keinen Verwandten, sondern einen Fremden ins Haus gelassen hat, ist es schon zu spät. Später braucht die Seniorin etwa eine Viertelstunde, um sich von ihren Fesseln zu befreien.

Tierquäler schändet zehn Pferde Ein schwerer Fall von Tierquälerei hat sich in Eberdingen-Hochdorf ereignet. Im Oktober ist ein Unbekannter in einen Stall, der zum Reiterhof der Familie Schwerdtle gehört, eingedrungen und hat zunächst zwei Pferden Schnitt- und Stichverletzungen zugefügt. In einem zweiten Stall verletzt der Tierquäler acht weitere Pferde auf dieselbe Weise. Die teils schwer verletzten Tiere werden am nächsten Tag entdeckt, eins davon muss in einer Tierklinik behandelt werden.

17 Tiere verenden auf Bauernhof Schreiende Tiere und bestialischer Gestank: Lange haben sich Anwohner über die Zustände auf einem Hof in Erligheim beklagt, im April werden schließlich die verheerenden Zustände offenbar. 17 Tiere – neun Rinder, fünf Schweine und drei Hühner – sind jämmerlich verendet. Eine Nachbarin hatte den Fall bei der Polizei gemeldet. Der Tierhalter, der den Bauernhof im Nebenerwerb betreibt, habe sich in einer persönlichen Ausnahmesituation befunden, erklärt das Landratsamt hinterher. Die Behörde muss sich auch den Vorwurf gefallen lassen, sie habe zu spät reagiert. Der Landwirt darf keine Tiere mehr halten, außerdem wird wegen mehreren Verstößen gegen das Tierschutzgesetz ermittelt.

Mann wird nach Attacke notoperiert Gefährliche Attacken mit Messern werden immer wieder verübt. Bei einem besonders schweren Angriff am Bahnhof Kornwestheim wird im November ein Mann so schwer verletzt, dass er notoperiert werden muss. Zuvor hatte sich der 32-Jährige noch selbstständig nach Hause nach Ludwigsburg geschleppt, wo ihn ein Bekannter fand.

Am Arsenalplatz kommt es im Jahr 2022 gleich zu mehreren Messerattacken, wobei jedes Mal junge Männer mehr oder weniger schwer verletzt werden.

Ein weiterer Fall sticht heraus, weil der Angreifer so jung war: Im April verletzte ein 16-Jähriger einen ein Jahre jüngeren Jungen in Steinheim schwer. Die Polizei fasste ihn wenig später.

Spaziergänger finden Leiche Anfang November finden Spaziergänger beim Hagebuttensammeln unweit der A 81 am Golfplatz Monrepos eine Leiche in einer Böschung. Der Körper des Mannes ist teils schon skelettiert. Vier Tage später ist klar: Es handelt sich um einen 51-Jährigen aus Bietigheim-Bissingen, der seit Mai vermisst worden war. Anzeichen, dass der Mann Opfer eines Verbrechens wurde, gibt es nicht. Er hat sich wohl selbst das Leben genommen.

Räuber verletzen 43-Jährige Raubüberfälle gab es im Jahresverlauf einige. Bei einem Raub auf eine Tankstelle im Osten von Ludwigsburg wird im Oktober eine 43-Jährige bei einem Gerangel mit einem Messer verwundet. Das Duo flüchtet anschließend. Ebenfalls zu zweit sind die Täter, die im Januar eine Esso-Tankstelle in Vaihingen/Enz-Horrheim überfallen. In Möglingen war ein Räuber, der mit einer Pistole einen Aral-Angestellten bedrohte, erfolgreich.

Großer Drogenfund in Benningen Ende des Jahres machen Beamte der Kriminalpolizei den vermutlich größten Drogenfund in diesem Jahr im Kreis. 71 Kilogramm Marihuana sowie 15 Kilogramm Haschisch finden sie und nehmen einen 23-Jährigen aus Benningen fest. Der junge Mann war im August bei einer Verkehrskontrolle nahe Mannheim aufgefallen, da er unter Drogeneinfluss am Steuer saß. Anschließend nahm die Polizei die Ermittlungen auf.