Insgesamt verzeichnet die neue Kriminalitätsstatistik des Ludwigsburger Polizeipräsidiums zwar weniger Straftaten als im Vorjahr, allerdings gilt dies nicht für alle Bereiche.

Böblingen - Frank Rebholz zieht für die Kriminalitätsstatistik 2017 eine positive Bilanz: „Die Kriminalitätsbelastung in unserem Zuständigkeitsbereich ist weiter zurückgegangen und so niedrig, wie seit Jahren nicht mehr“, schreibt der Präsident des Ludwigsburger Polizeipräsidiums, das auch den Kreis Böblingen betreut. 16.276 Straftaten hat die Polizei hier im vergangenen Jahr verzeichnet, 2016 waren es mit 17.623 noch 7,6 Prozent mehr gewesen. Diese Zahlen mögen hoch klingen, trotzdem lebt man im Kreis vergleichsweise sicher: Auf 100.000 Einwohner kamen 4218 Delikte, das liegt deutlich unter dem Landesschnitt von 5295. Bei der Aufklärungsquote blieb die Polizei im vergangenen Jahr mit 62,8 Prozent nur knapp unter dem Vorjahreswert (63,3 Prozent).

 

Besonders erfreulich: Im Bereich der „Straftaten gegen das Leben“ – darunter werden Mord, Totschlag, Tötung auf Verlangen und fahrlässige Tötung aufgelistet – verzeichnete die Polizei einen Rückgang um 50 Prozent: von zehn Fällen 2016 auf fünf im vergangenen Jahr. Von diesen fünf wiederum konnten vier Fälle aufgeklärt werden. Noch nicht ermittelt wurde der Täter in einem Fall von versuchter Tötung: Am 24. Juni 2017 war ein 20-Jähriger auf einem Spielplatz auf dem Böblinger Flugfeld mit einer zerbrochenen Bierflasche schwer verletzt worden. Der junge Mann hatte sich dort mit einem 24-Jährigen aufgehalten und war mit einer fünfköpfigen Gruppe in Streit geraten. Während der Schlägerei zertrümmerte der unbekannte Täter die Flasche auf dem Rücken des 20-Jährigen und stach sie ihm unterhalb der Schulter in den Rücken.

Gewalt gegen Polizisten

Negativ sieht der Trend weiterhin bei der Gewalt gegen Polizisten aus. Die Zahl der Angriffe auf Einsatzkräfte sei das vierte Jahr in Folge gestiegen, so das Polizeipräsidium, sie habe 2017 einen neuen Höchstwert erreicht. Im Kreis Böblingen gab es 201 solcher Angriffe (2016: 196 Fälle), die Zahl stieg damit um 2,6 Prozent. „Das können und wollen wir so nicht hinnehmen und werden weiterhin alles daran setzen, dass gewalttätige Übergriffe auf unsere Einsatzkräfte konsequent verfolgt und geahndet werden“, heißt es.

Besonders häufig wurden der Statistik zufolge Beamte des Reviers Böblingen angegangen, nämlich 109 Mal. Dies stellt im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung von satten 19,8 Prozent dar. Ausschlaggebend für die höheren Fallzahlen sei, dass es häufiger Widerstand gegen Polizisten gebe, Körperverletzungsdelikte hätten dagegen abgenommen, so die Polizei. Trotzdem seien im gesamten Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Ludwigsburg 161 Polizisten (2016: 123) im Dienst verletzt worden. 59,2 Prozent der Tatverdächtigen hätten dabei unter dem Einfluss von Alkohol gestanden.

Probleme im öffentlichen Nahverkehr

Ebenfalls deutlich zugenommen haben die Fälle von Gewalt an Schulen. Unter diesem Begriff werden Straftaten subsumiert, die an den Schulen selbst, auf dem Schulweg oder in Einrichtungen, die zur Schule gehören, passieren und sich gegen Menschen oder Sachen richten. 2017 verzeichnete die Polizei im Kreis Böblingen einen Anstieg um 57,4 Prozent auf 74 Fälle.

Eine Zunahme beobachten die Beamten auch bei den Aggressionsdelikten – das sind etwa sexuelle Übergriffe, Raub oder Körperverletzung – im öffentlichen Nahverkehr. Präsidiumsweit haben die Zahlen 2017 den höchsten Wert seit fünf Jahren erreicht. Im Kreis Böblingen lagen sie bei 175, das stellt eine Steigerung von 23,2 Prozent dar. Landesweit lag der Zuwachs bei sieben Prozent.

Gute Neuigkeiten verkündet die Polizei an anderer Stelle in der Kriminalitätsstatistik: „Die Bekämpfung des Wohnungseinbruchdiebstahls ist weiterhin ein wesentlicher Schwerpunkt der präventiven und repressiven Polizeiarbeit. Und diese Arbeit hat im vergangenen Jahr weitere Früchte getragen.“ Im Kreis Böblingen sank demnach die Zahl der Wohnungseinbrüche um 19,7 Prozent auf 286 (2016: 356). Allerdings lag die Aufklärungsquote präsidiumsweit nur bei 16,2 Prozent.