Revierleiterin Alexandra Reymann stellte die Kriminalstatistik 2020 in Feuerbach vor und ging auch auf die tödliche Messerattacke auf dem Wilhelm-Geiger-Platz ein.

Feuerbach - Die Kriminalitätsbelastung ist im vergangenen Jahr in Feuerbach weiter gesunken. Sie ging im Vergleich zum Vorjahr um etwa 7,3 Prozent zurück. Das zeigt die Polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 2020, die Alexandra Reymann, Leiterin des Polizeireviers 8 Kärntner Straße, in der vergangenen Sitzung des Gremiums vorstellte. Insgesamt wurden 2020 im Stadtbezirk 1935 Straftaten von der Polizei aufgenommen, 152 Delikte weniger als im Vorjahr. Auch im gesamten Revierbereich sank die Zahl der registrierten Straftaten. Zum Vergleich: Im gesamten Stadtgebiet Stuttgarts betrug das Minus 6,6 Prozent. Freilich liefert die Kriminalstatistik hier wie überall kein genaues Abbild der wirklich begangenen Straftaten. Denn viele Vergehen werden nicht angezeigt und in einigen Deliktbereichen (zum Beispiel häusliche Gewalt) ist die Dunkelziffer groß.

 

Corona erschwert so manches Delikt

Was die polizeilich erfassten Straftaten des vergangenen Jahres angeht, so zeigen die aktuellen Zahlen, dass die Corona-Pandemie auch so manches Delikt erschwert oder sogar verhindert hat: Taschendiebe oder Handtaschenräuber hatten es bei Versammlungsverboten im Freien oder der Einhaltung von Abstandsregeln naturgemäß schwerer, ihre Straftaten zu verüben. Rückgänge gab es daher auch in Feuerbach bei den einfachen Diebstählen (13,8 Prozent) zu verzeichnen. Aber auch schwere Diebstähle wie Wohnungseinbrüche (24 Prozent) oder das Aufbrechen von Autos und Diebstähle von Wertgegenständen aus Fahrzeugen (41 Prozent) gingen deutlich zurück. Bei den Wohnungseinbrüchen habe man bereits seit Jahren rückläufige Zahlen zu verzeichnen, sagte Reymann. Die Betrugsfälle reduzierten sich im vergangenen Jahr ebenfalls deutlich (37 Prozent), auch die Zahl der Sachbeschädigungen und Graffiti-Straftaten fielen geringer aus. Ähnliches gilt auch für die Zahl der Raubüberfälle und die Körperverletzungen.

Ein Trend lässt sich im Coronajahr aber auch aus der Statistik ablesen: Die Zahl der Beleidigungen sei um fast 25 Prozent gestiegen, betonte die Revierleiterin. Ebenfalls höher waren die ermittelten Rauschgiftdelikte. Eine besonders gravierende Straftat – eine versuchte Tötung – weist die Feuerbacher Statistik 2020 auch auf: In einem Wohnheim für Arbeiter ging nach einem Streit ein Mann auf seinen Widersacher mit dem Messer los und fügte ihm mit der Stichwaffe lebensgefährliche Verletzungen zu.

Das Polizeipräsidium Stuttgart nahm innerhalb der 2020er-Kriminalstatistik den Wilhelm-Geiger-Platz als möglichen Hotspot für Gewalttaten genauer unter die Lupe. Der Hintergrund: Dort hatte sich im Oktober dieses Jahres im Umfeld des Feuerbacher Rathauses eine Messerattacke ereignet, bei dem ein 22-jähriger Mann tödlich verletzt wurde. Das Ergebnis der Untersuchung: Rein statistisch gesehen ist der Platz nicht auffällig. Von den 99 registrierten Straftaten im Bereich „Feuerbach Mitte“ fanden 35 Straftaten am Wilhelm-Geiger-Platz statt. „Davon waren 10 Rohheitsdelikte und 25 sonstige Delikte“, sagte Reymann. „Damit war der Wilhelm-Geiger-Platz im Jahr 2020 vom Straftaten-Soll im Verhältnis zu der Einwohnerzahl weder unter- noch überrepräsentiert.“

Messer „griffbereit in der Hosentasche“

Der Platz sei natürlich trotzdem im Blickfeld der Beamten. Einige Bezirksbeiräte waren dennoch beunruhigt durch die Tat: Reiner Götz (Grüne) sagte, er habe neulich gelesen, es gebe insbesondere bei jungen Männern eine zunehmende Tendenz, ein Messer mit sich zu führen. Reymann antwortete: „Auch wir stellen bei Personenkontrollen immer häufiger fest, dass die jungen Menschen Messer mit sich führen, teilweise auch griffbereit in der Hosentasche.“ Das sei natürlich auch für die kontrollierenden Polizeibeamten eine beunruhigende Entwicklung.

Roland Saur von „Die Fraktion“ sagte, die Tat inmitten von Feuerbach habe ihn sehr schockiert. Er wollte wissen, wie die Zusammenarbeit mit präventiven Einrichtungen und der Mobilen Jugendarbeit funktioniere. Alexandra Reymann sagte dazu: „Wir arbeiten mit der Polizeiprävention und der mobilen Jugendarbeit im Stadtbezirk eng zusammen.“ Aber zur Wahrheit gehöre auch: „Uns gelingt es nicht, an alle Jugendlichen heranzukommen.“