Die Kriminalstatistik zeigt ein komplexes Bild – von Serien-Diebstählen bis zu einem Reifenstecher. Die Entwicklung einer Tätergruppe ist besonders alarmierend.

Ludwigsburg : Anna-Sophie Kächele (ask)

Jedes Jahr gibt das Ludwigsburger Polizeipräsidium eine Kriminalstatistik heraus, die im Anschluss vom Ludwigsburger Revier auf die Kreisstadt heruntergebrochen wird. Das sind die wichtigsten Erkenntnisse daraus.

 

Im Jahr 2024 ist die Zahl der Straftaten insgesamt um knapp 13 Prozent gestiegen. Für Revierleiter Guido Passaro war der Anstieg erwartbar – „in dem Ausmaß aber überraschend“. Man verzeichne bei fast allen Delikten eine Veränderung. Am stärksten zugenommen hat die Kriminalität in den Stadtteilen Eglosheim mit dem Tammerfeld und Ludwigsburg Ost – auffällige Ausreißer gibt es jedoch keine im Stadtgebiet. „Im Tammerfeld haben sich einige Gruppierungen gesammelt, in Ludwigsburg Ost sind um die Justinus-Kerner-Schule Jugendgruppen unterwegs“, ordnet Passaro ein.

Diebstahl

Gestiegen ist unter anderem die Zahl der Diebstähle – 2024 waren es 48 Fälle mehr als im Vorjahr. Das bedeutet nicht automatisch, dass mehr geklaut wurde, „wenn Breuninger oder Oberpaur mehr Ladendetektive einstellen, dann schlägt sich das in unserer Statistik nieder“, erklärt Guido Passaro und nennt zwei aufgeklärte Fälle. Im Salonwald und in den Favoritegärten hätte es 2024 zwei Diebstahl-Serien gegeben, hinter denen eine albanische Reisegruppe steckte. Die Täter hätten Teile ihres Diebesguts beim Brückenhaus im Neckar versenkt und würden derzeit vor Gericht stehen.

Sachbeschädigung

Besonders deutlich ist die Veränderung bei der Sachbeschädigung mit 233 Fällen. Das liege unter anderem an einem Reifenstecher, der zwischen Dezember 2023 und Februar 2024 in der Ludwigsburger Innenstadt die Reifen von 140 Autos zerstochen hat. Das Motiv? Unklar. Besonders ärgerlich für die Geschädigten ist aber der doppelte Schaden. Wer einen zerstochenen Reifen hat, sollte auf einer Achse gleich beide austauschen. Im Wahljahr seien in die Statistik außerdem viele beschädigte Wahlplakate eingeflossen.

Körperverletzung und Jugendkriminalität

Deutlicher häufiger ist das Messer im Einsatz. „Zugestochen wird selten, aber häufig damit bedroht und dann ist es nur noch ein Schritt“, sagt Passaro. Die Zahl der gefährlichen oder schweren Körperverletzung stieg von zehn auf 16 Fälle, die Zahl der Bedrohungen von neun auf 23 Fälle.

Im vergangenen Jahr wurden deutlich mehr Kinder unter 14 Jahren straffällig – deutsche (von 135 auf 188 Fälle) wie nichtdeutsche (von 45 auf 80 Fälle). Gründe dafür gibt es laut Passaro mehrere: Handynutzung, Auswirkungen der Coronapandemie, eine gewisse Abgestumpftheit. Die Straftaten reichen dabei vom Verstoß gegen die informationelle Selbstbestimmung – bedeutet das Verbreiten pornographischer Inhalte über Nachrichten – bis zu Körperverletzung.

Rauschgift

Gesunken ist hingegen die Zahl der Rauschgiftdelikte. „Das kann man erklären durch das geänderte Cannabis-Gesetz“, sagt Passaro. Zu sagen, die Polizei wäre damit deutlich entlastet, sei aber falsch. „Man muss wiegen, schauen wie alt sind die Konsumenten und als es die Vereine zum Anbau noch nicht gab, wurde das Cannabis illegal erworben“, sagt der Revierleiter.

Unfallschwerpunkte

Der Unfall in der Schwieberdinger Straße, bei der zwei junge Frauen ums Leben kamen, hat sich bei vielen Menschen eingeprägt – ist aber bei der aktuellen Statistik nicht mit eingeflossen. Der Ort taucht bei der Vorstellung des Berichts dennoch auf. „Wir haben nahezu keine Unfallschwerpunkte in Ludwigsburg“, so Passaro. Häufungen gebe es aber in der Friedrichstraße, in der Schwieberdinger Straße, auf der gesamten B27 – und im Tammerfeld, wobei es dort viel um Parkrempler gehe.

Entgegen der Hauptunfallursache der Geschwindigkeit kommt es in Ludwigsburg häufiger beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren, Ein- und Anfahren zu Unfällen. Die Zahl der verletzten Fahrradfahrer dabei steigt, in vielen Fällen sind sie Verursacher. 2024 sind drei Radfahrer gestorben. Um Radfahrer zu schützen und zu kontrollieren, führt das Revier demnächst eine Fahrradgruppe mit sechs Beamten ein. Grundsätzlich gilt bei jeder Straftat: „Wir bitten die Bevölkerung darum, Straftaten zur Anzeige zu bringen“, sagt Bürgermeister Sebastian Mannl. Das sei wichtig bei der Einteilung der Polizeikräfte und damit wichtig für die Prävention.