Die Zahl der Straftaten ist deutlich gestiegen. Dass die Pandemieregeln nicht mehr gelten, taugt nicht in allen Fällen als Erklärung.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Die ruhigen Zeiten sind vorbei – wobei ruhig relativ ist. Denn auch in den von Coronamaßnahmen bestimmten Jahren hat die Polizei unterm Strich viel zu tun gehabt. So fiel zum Beispiel die Krawallnacht in eine Zeit großer Einschränkungen. Dennoch: Die Rekordtiefs der Kriminalstatistik sind überwunden. Es werden in der Stadt wieder etwa so viele Straftaten registriert wie in der Zeit vor der Pandemie. Mit 51 722 Fällen liegt die Stadt aber noch unter dem Vor-Corona-Jahr 2019, als 54 347 Straftaten in die offizielle Statistik der Stuttgarter Polizei einflossen. Gegenüber der vor Jahresfrist vorgestellten Statistik für 2021 mit dem historischen Tief von 42 428 Straftaten bedeutet der Rückkehr zur Normalität ein Plus von 22 Prozent.

 

Und es gibt Felder, die der Polizei Sorgen bereiten. Dazu zählt die Drogenkriminalität mit einem Anstieg von 17,4 Prozent auf 5 870 Fälle. Auch bei den Rohheitsdelikten ist eine Zunahme der Zahl der Fälle von 31 Prozent zu verzeichnen. Sie liegen mit 8930 auch deutlich über dem Durchschnittswert der zurückliegenden zehn Jahre. Bei den Gewalttaten ist auch die Entwicklung der häuslichen Gewalt – größtenteils richtet sich diese gegen Frauen – stark angestiegen. Es waren 1333 Fälle, und damit auch viel mehr als in der Zeit vor Corona (2019: 811).

Die stärkste Kriminalitätsbelastung hat nach wie vor der Stadtbezirk Mitte. Das hat mehrere Gründe. Zum einen sind hier viele Geschäfte, daher kommt es hier auch häufiger zu Ladendiebstählen. Außerdem kommt hier die sogenannte Party- und Eventszene zusammen, also alle, die in den Nächten des Wochenendes Spaß haben wollen. Im Nachtleben kommt es – vor allem wenn viel Alkohol fließt – zu Konflikten. Daher werden hier viele sogenannte Rohheitsdelikte registriert, also Schlägereien und Raub zum Beispiel. Wieder deutlich gestiegen ist auch die Belastung im Bezirk Bad Cannstatt. Das liegt in „normalen Jahren“ zu großen Teilen an den typischen Delikten, die auf dem Wasen passieren, wenn dort Frühlings- oder Volksfest ist. Im vergangenen Jahr war es dort zumindest im Frühjahr deutlich ruhiger, weil keine Festzelte standen und damit weniger Alkohol geflossen ist.

Bei der Häufigkeit der Straftaten liegt Stuttgart auf Platz vier im Land

Um die Lage in den unterschiedlich großen Städten des Landes vergleichen zu können, errechnet die Polizei immer die Häufigkeitszahl der Gesamtkriminalität. Das ist die Zahl der Delikte auf 100 000 Einwohner. In Stuttgart liegt diese Zahl bei einem Wert von 8259. Das ist der vierthöchste Wert in Baden Württemberg. Den höchsten Wert mit 9997 hat Freiburg, gefolgt von Mannheim (9547) und Karlsruhe (8435).