Die Polizei registriert im Jahr 2016 in Backnang die höchste Kriminalitätsrate im ganzen Landkreis. Warum das so ist, das konnte der Leiter des Reviers Backnang bei seinem Besuch im Gemeinderat nicht sagen.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Backnang - Murrmetropole – mit diesem Schlagwort wirbt der Backnanger Oberbürgermeister Frank Nopper bei nahezu jeder passenden wie unpassenden Gelegenheit für seine Stadt. Als der Leiter des örtlichen Polizeireviers, Jürgen Hamm, jetzt im Gemeinderat bei der Präsentation der Polizeistatistik auch von der Murrmetropole sprach, hätte der OB ausnahmsweise mal gerne auf diese Superlative verzichtet. Aber Backnang verteidigt den Spitzenplatz in Sachen Kriminalität.

 

In Backnang wurden im Vorjahr 7362 Straftaten je 100 000 Einwohner gezählt, das ist Spitze im Landkreis. Bei der sogenannten Häufigkeitszahl folgen auf die Murrstadt Fellbach mit 6441 Straftaten, Winnenden (6183), Waiblingen (5389) und Schorndorf (5366). Hamm hatte indes auch eine erfreuliche Botschaft im Gepäck: Die Zahl der Straftaten in Backnang ist im Jahr 2016 im Vergleich zum Vorjahr um 6,6 Prozent gesunken, von 2860 auf 2670.

Die Polizei kann niemals alle Straftaten bemerken

Die Stadträte und Nopper wollten vom Fachmann freilich wissen: warum belegt Backnang zum wiederholten Mal den unrühmlichen Spitzenplatz an Rems und Murr? Diese Frage könne er nicht beantworten, so Hamm. Möglicherweise liege es auch daran, dass sehr viele Menschen aus dem weiten Umland nach Backnang kämen, eventuell wegen der zwei S-Bahnlinien, die in Backnang enden.

Zurückgegangen seien in Backnang unter anderem die Zahlen der Vermögens- und Fälschungsdelikte, der Diebstähle und der Sexualstraftaten. Bei Sachbeschädigungen und Körperverletzungen indes seien die Zahlen angestiegen. Die Zahl der Einbrüche in Büro- und Praxisräume habe sich hingegen halbiert, was vermutlich daran liege, dass die Polizei vier mutmaßliche Wiederholungstäter festgenommen habe.

Der uniformierte Fachmann erklärte im Kommunalparlament allerdings auch, dass alle Zahlen in der Kriminalstatistik mit Obacht zu betrachten seien, denn die Polizei könne niemals alle Straftaten bemerken. Dass weniger Drogendelikte aufgeführt sind, könne auch daran liegen, dass weniger Dealer geschnappt wurden. Der Rückgang bei den Ladendiebstählen könne daran liegen, dass in den Geschäften weniger Detektive arbeiten. Bei den Wohnungseinbrüchen zeige die Präventionsarbeit der Polizei Wirkung. Immer mehr Hausbesitzer sicherten ihre Immobilien besser, deshalb sei es in rund 45 Prozent der Fälle beim Einbruchsversuch geblieben.

Knapp 41 Prozent der mutmaßlichen Täter waren Ausländer

Knapp 41 Prozent der mutmaßlichen Täter seien Ausländer gewesen, knapp elf Prozent Flüchtlinge, gemessen an der Gesamtbevölkerung seien diese beiden Gruppen überproportional vertreten. Nopper (CDU) wiederholte in diesem Zusammenhang seine Kritik an der Flüchtlingspolitik der CDU-geführten Bundesregierung. Die starke Zuwanderung von Asylbewerbern habe „eine nachhaltige Auswirkung auf die innere Sicherheit“, erklärte er.

Nopper gestand mit Blick auf die präsentierten Zahlen ein: „Die Kriminalitätslage in Backnang war 2016 nicht gut“. Gegen Straftäter und Ordungsstörer „müssen wir mit der ganzen Härte des Gesetzes vorgehen“. Mit Blick in Richtung Schorndorf, wo es wegen der Straftaten während der Schorndorfer Woche zu Unstimmigkeiten zwischen Stadtverwaltung und Polizei gekommen war (wie berichteten), erklärte Nopper: „Wir stehen voll und ganz hinter unserer Polizei, wir werden unsere Polizei, auch wenn es mal brenzlig wird, nicht im Regen stehen lassen.“ Backnang werde einen Beitrag leisten für mehr Sicherheit. Der städtische Vollzugsdienst werde von neun auf elf Mitarbeiter aufgestockt.