Die Kriminalität nimmt immer mehr zu. Diesen Eindruck bekommt so mancher beim Blick in soziale Netzwerke. Die neue Statistik der Polizei aber zeigt: Das stimmt im Kreis Böblingen nicht. Trotzdem gibt es einige besorgniserregende Tendenzen.
Die Anzahl der Straftaten im Landkreis Böblingen ist im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 2,2 Prozent zurückgegangen. Das teilte das Polizeipräsidium Ludwigsburg, das für die Landkreise Ludwigsburg und Böblingen zuständig ist, in seiner Kriminalstatistik mit. Bei den 36 308 Straftaten im Zuständigkeitsbereich des Präsidiums handele es sich um den zweitniedrigsten Wert im Zehn-Jahres-Vergleich, so der Leiter des Präsidiums, Polizeipräsident Thomas Wild. 63,9 Prozent der Fälle konnten aufgeklärt werden.
Das häufigste Delikt war der Mitteilung zufolge Diebstahl, wobei insbesondere Ladendiebstähle um ein Viertel zunahmen – demnach liegt die Zahl wieder auf dem Niveau der Corona-Pandemie. Vermögens- und Fälschungsdelikte nahmen zwar um zwölf Prozent ab, allerdings stieg der Schaden um knapp 37 Prozent auf 17,1 Millionen Euro an. Die Polizei führt das unter anderem auf Betrugsmaschen zurück.
Rohheitsdelikte, zu denen Körperverletzung, Raub und Bedrohungen gehören, nahmen um vier Prozent zu und erreichen damit einen neuen Höchststand im Zehn-Jahres-Vergleich. Gleiches gilt für den Bereich der Gewaltkriminalität: Auch sie nahm um vier Prozent zu. Insbesondere die Gewalt an Schulen stieg demnach deutlich an.
Auch insgesamt werden laut Polizei immer mehr Menschen gewalttätig. Das zeige etwa der Anstieg der Bedrohungen und Angriffe mit Messern: im Vorjahr ist dies 183 Mal geschehen. Die Gewalt gegen Polizisten nahm um vier Prozent ab, dennoch wurden 158 Polizeibeamte verletzt. Die Angriffe auf Rettungskräfte stiegen um 108 Prozent an – verletzt wurden in 27 Fällen 13 Personen.
Die Polizei bemerkt einen Trend zu mehr Gewaltbereitschaft
Und wer verübt die Delikte? Seit geraumer Zeit veröffentlicht die Polizei die Anzahl der Fälle, die durch nichtdeutsche Tatverdächtige begangen wurden. Hier stellt die Polizei einen Zuwachs um neun Prozent fest. Asylsuchende oder Geflüchtete begingen 34 Prozent mehr Straftaten als im Jahr zuvor.
Auf junge Menschen hat die Polizei auch ein Auge. Während 18- bis 21-Jährige weniger Straftaten begingen, nahm die Kriminalität durch Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren um 14,6 Prozent beziehungsweise acht Prozent zu. „Die Entwicklung bei den tatverdächtigen Kindern und Jugendlichen betrachte ich mit Sorge“, sagt Wild. „Unser Ziel muss es sein, kriminelle Karrieren von Kindern und Jugendlichen zu verhindern.“