Die Polizei und Verwaltungsspitze Ludwigsburg werten jedes Jahr die Kriminalstatistik für das Stadtgebiet aus. Die Verbrechen scheinen zuzunehmen, doch der Eindruck trügt. Sogar der Bahnhof ist sicherer als man denkt.

Ludwigsburg : Emanuel Hege (ehe)

In der größten Stadt des Landkreises gibt es erfahrungsgemäß auch die meisten Verbrechen. Während das subjektive Sicherheitsgefühl bei vielen Menschen sinkt, wird Ludwigsburg jedoch stetig sicherer. Die Zahlen für 2023 zeigen erfreuliche Entwicklungen, aber auch, dass Menschen ohne deutsche Staatsbürgerschaft unter den Tatverdächtigen deutlich überrepräsentiert sind.

 

1. Trügerischer Anstieg

2022 zählte die Polizei noch insgesamt 5041 Straftaten in Ludwigsburg, 2023 waren es schon 5855, ein Anstieg um 16 Prozent. Doch der Eindruck trügt. Denn das Wachstum sei mit der geringen Anzahl an Straftaten in den vergangenen Corona-Jahren zu erklären, sagt Revierleiter Guido Passaro. Tatsächlich sinkt die Kriminalität in Ludwigsburg im Langzeitvergleich. Zwischen 2016 und 2018 lag die Zahl der Straftaten jeweils über 6000. Zwischen 2014 und 2016 sogar über 7000.

2. Drogen und Gewalt auffällig

Mit Blick auf die Kriminalstatistik stechen einige Straftatbestände hervor – positiv wie negativ. Beispielsweise sank die Drogenkriminalität von 633 auf 498 Fälle, ein Rückgang von 21 Prozent. Das bedeutet jedoch nicht, dass weniger Drogen gehandelt und konsumiert werden. Der Rückgang sei auf die Cannabislegalisierung zurückzuführen, sagt Guido Passaro. Die war 2023 zwar noch nicht in Kraft aber absehbar, die Polizei fokussierte ihre Kräfte deswegen auf andere Strafverfolgungen.

Wenige Cannabis-Verstöße heißt nicht, dass weniger gekifft wird. Foto: dpa/Monika Skolimowska

Weniger erfreulich ist der Anstieg der Gewalt. Körperverletzungen sind im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr um rund 13 Prozent gestiegen, schwere Körperverletzungen sogar um 41 Prozent.

Die Polizei hat sich für die Kriminalstatistik 2023 zudem speziell mit Messerangriffen in der Stadt beschäftigt. Ein Thema, das viele Bürgerinnen und Bürger beschäftigt. Laut der Statistik gab es im vergangenen Jahr 25 Taten, in denen Messer gezückt wurden. Ähnlich viele wie 2022. Es gab unter anderem neun Bedrohungen mit einem Messer, in zehn Fällen kam es zu einer schweren Körperverletzung, in einem Fall sogar zu einer Straftat gegen das Leben. Ein Langzeitvergleich der Messerkriminalität gebe es nicht, so Passaro. Diese Verbrechen werden erst seit Kurzem gesondert erfasst.

3. Wichtige Ermittlungserfolge

Die Aufklärungsquote der Ludwigsburger Polizei kann sich sehen lassen. Beispielsweise wurden 2023 die Täter für alle vier Straftaten gegen das Leben – also Mord, Totschlag und fahrlässige Tötung – gefunden. Auch die acht Vergewaltigungen im Stadtgebiet wurden aufgeklärt, zudem die meisten räuberischen Diebstähle (76 Prozent) und Körperverletzungen (90 Prozent). Zudem konnte die Polizei eine Einbruchsbande dingfest machen, die in drei Serien „die noblen Wohngebiete in Ludwigsburg erschüttert haben“, so Passaro.

4. Bahnhof sicherer, als viele denken

485 der insgesamt 5855 Straftaten in der Stadt ereigneten sich am Bahnhof, das ist ein Anteil von rund acht Prozent. Der Bahnhof gilt trotz dieser überschaubaren Anzahl an Straftaten als der wohl kriminellste Ort der Stadt. Viele Menschen fühlen sich dort nicht sicher. „Am Bahnhof treffen sich Randgruppen der Gesellschaft, die bei manchen Menschen ein Unsicherheitsgefühl auslösen. Es passiert aber wirklich selten etwas“, sagt Guido Passaro.

Über 50 000 Menschen kommen jeden Tag am Bahnhof an oder fahren ab. Foto: Simon Granville

„Besonders, wenn man die Anzahl der Straftaten in Relation zu den Menschenmassen setzt.“ Mehr als 50 000 Menschen spült es laut Stadtverwaltung täglich durch den Bahnhof – erstaunlich, dass dabei nicht mehr kriminelle Taten passieren, so die Botschaft von Polizei und Stadt.

5. Viele nichtdeutsche Tatverdächtige

Die Zahl der sogenannten nichtdeutschen Tatverdächtigen steigt, und damit auch deren Anteil unter der Gesamtzahl an Tatverdächtigen. Hatten 2022 noch 43 Prozent aller Tatverdächtigen in Ludwigsburg keinen deutschen Pass, waren es 2023 schon 51 Prozent. Und das, obwohl nichtdeutsche Bürger nur 25 Prozent der Stadtbevölkerung ausmachen. „Diese Gruppe ist unter den Tatverdächtigen stark überrepräsentiert“, fasst Passaro zusammen.

Rund ein Drittel der nichtdeutschen Tatverdächtigen sind Asylbewerber und andere Geflüchtete. Die Zahl der Tatverdächtigen mit Fluchthintergrund stieg zwischen 2022 und 2023 von 302 auf 431. Das hat unter anderem mit dem anhaltenden Zuzug von Schutzsuchenden zu tun.