Laut neuer Kriminalstatistik der Polizei ist die Zahl der Straftaten 2022 gegenüber dem Vorjahr angestiegen. Allerdings war 2021 auch ein extrem ruhiges Jahr.

Das Polizeipräsidium Ludwigsburg ist für die Landkreise Ludwigsburg und Böblingen zuständig und legt die Zahlen gemeinsam vor. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 37 242 Straftaten in diesem Bereich registriert – 6,7 Prozent mehr als 2021, das allerdings ein besonderes Jahr war. Denn da war die Zahl der Straftaten auf den niedrigsten Stand der letzten zehn Jahre zurückgegangen. „Die Häufigkeitszahl, also die Anzahl der Straftaten auf 100 000 Einwohner, liegt nach wie vor auf dem zweitniedrigsten Stand im Zehn-Jahres-Vergleich und deutlich unter dem Landeswert“, fasst Polizeipräsident Thomas Wild zusammen. „Wir haben die Zeit der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie überstanden. In vielen Kriminalitätsbereichen erreichen die Fallzahlen daher nun auch wieder das Vor-Corona-Niveau. Das ist eine erklärbare Entwicklung“, so Wild.

 

Polizei will im öffentlichen Raum Präsenz zeigen

Relativ hoch ist die Zahl der Gewalt- und Aggressionsdelikte, sie stieg um 13,9 Prozent auf 1173 Fälle an. Bei insgesamt 173 Straftaten wurde im Jahr 2022 ein Messer eingesetzt oder der Einsatz eines Messers angedroht, was einem Anstieg von 12,3 Prozent entspricht. Auch der für das subjektive Sicherheitsgefühl wichtige Bereich der Straftaten im öffentlichen Raum nahm um 9,5 Prozent zu. „Gemessen an den absoluten Zahlen liegen wir damit etwa auf dem Niveau von 2019“, sagt der Leitende Polizeidirektor Markus Geistler. „Wir nehmen die Entwicklungen sehr ernst. Es wird einer unserer Schwerpunkte sein, für die Sicherheit im öffentlichen Raum zu sorgen, dort begangene Straftaten zu verfolgen und durch gezielte Kontrollaktionen und offene Präsenz auch präventiv tätig zu werden.“

Sorgen macht die Jugendkriminalität. Besonders hohe Zunahmen waren in den Bereichen der Bedrohung (+43,2 Prozent), der einfachen Körperverletzung (+40,7 Prozent) sowie der schweren oder gefährlichen Körperverletzung (+32,9 Prozent) festzustellen. Auch die Zahl der minderjährigen Tatverdächtigen an sich stieg 2022 an, bei tatverdächtigen Kindern um 32,4 Prozent, bei Jugendlichen um 9,8 Prozent. „Die Zahl der Straftaten und der ermittelten Tatverdächtigen zeigt, dass wir mit unseren Plänen zur Einrichtung eines Hauses des Jugendrechts richtig liegen“, betont Polizeipräsident Wild. Für den Landkreis Ludwigsburg seien die Planungen bereits weitestgehend abgeschlossen, für den Landkreis Böblingen würden erste Gespräche geführt.

E-Bikes und hochwertige Fahrräder werden gerne gestohlen

Beim Ladendiebstahl und beim Wohnungseinbruch machte sich im Vergleich zum Vorjahr bemerkbar, dass 2022 alle Geschäfte öffnen konnten und sich wieder mehr Personen außerhalb ihrer Wohnungen aufhielten. Dennoch blieb die Zahl der Wohnungseinbrüche deutlich unter dem Wert vor der Pandemie. Viel gestohlen wurden Fahrräder, da gab es eine Zunahme um 50 Prozent auf 543 Fälle. Hier waren besonders hochwertige Fahrräder und E-Bikes das Ziel. Einen Schwerpunkt stellt zudem – trotz einer Abnahme um 18,6 Prozent – nach wie vor die Verbreitung pornografischer Schriften dar, hier insbesondere der Erwerb oder Besitz von Kinderpornografie.

Bei den sogenannten „Straftaten gegen das Leben“ wurden 2022 insgesamt 23 Fälle (mit 24 Opfern) registriert – drei weniger als im Vorjahr. Dabei verloren sieben Menschen ihr Leben, 17 überlebten, „sie kämpfen aber häufig noch lange mit dem Geschehen“, sagt die Leiterin der Kriminalpolizeidirektion Böblingen, Silke Kübler. Positiv: Alle Fälle wurden aufgeklärt.

Gewalt gegen Einsatzkräfte bereitet Sorgen

Kritisch betrachtet Polizeipräsident Thomas Wild die Entwicklung bei der Gewalt gegen Polizeibeamte. Hier stieg die Zahl von 338 auf 396 Fälle (+17,2 Prozent). Dabei wurden 160 Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte leicht verletzt, drei Einsatzkräfte trugen sogar schwere Verletzungen davon. „Es ist nicht zu tolerieren, wenn Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte in Ausübung ihres Dienstes für die Gesellschaft selbst angegangen oder gar verletzt werden“, sagt Thomas Wild. „Es bedarf in solchen Fällen eines konsequenten Vorgehens von Polizei und Justiz, um ein klares Signal gegen Gewalt gegen Mitarbeitende der Polizei oder anderer Einsatz- und Rettungskräfte zu setzen.“